Auch Tiere zieht es in die Stadt
Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt, denn hier ist es oftmals einfacher, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Ähnlich geht es vielen Tieren. Doch Grünräume müssen oftmals weichen…
Fast nirgendwo ist der Quadratmeterpreis so hoch wie in unseren Städten. Das sollte nicht verwundern, sind sie doch die Wirtschaftsmotoren unseres Landes. Sie sind attraktive Standorte für Unternehmen und dadurch auch begehrter Wohnraum. So mancher mag sich die Frage stellen, weshalb ausgerechnet teurer Boden in der Stadt für die Förderung der Biodiversität eingesetzt wird- und nicht irgendeine Fläche im Niemandsland.
Die natürlichen Lebensräume vieler Tiere wurden durch die menschliche Nutzung vollkommen eliminiert oder sind nur noch klein und selten. Aus diesem Grund mussten sich viele Arten den vom Menschen geschaffenen Lebensräumen Stadt oder Agrarlandschaft anpassen. Die Tiere, die sich in diesen Ersatzlebensräumen gut zurechtfanden, werden als Kulturfolger bezeichnet.
Mehrfach zum Umzug gezwungen
Eine einheimische Tierart, die sich aufgrund der menschlichen Einflüsse gleich zweimal einen völlig neuen Lebensraum suchen musste, ist der Igel. Ursprünglich bewohnte er wahrscheinlich halboffene Graslandschaften, Wälder mit Lichtungen und Waldränder. Nach der Rodung der Wälder in Mitteleuropa musste sich unser stacheliger Gartenfreund der Agrarlandschaft anpassen.
Damals wies das Landwirtschaftsland noch viele artenreiche Magerwiesen und kleinräumige Strukturen wie Gehölze oder Hecken auf. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurde das Landschaftsbild monotoner, und durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wurde ihnen die Nahrung entzogen. Dadurch wurden auch diese Lebensräume unwirtlich für den Igel. Er versuchte sein Glück gezwungenermassen in besiedelten Gebieten. Hier fand er in naturbelassenen Gärten oder strukturreichen Stadtparks ein geeignetes neues Zuhause. In den letzten Jahren gingen die Igelpopulationen allerdings erneut zurück, was mit der Abnahme der städtischen Grünflächen zu tun hat.
Der Igel ist aber längst nicht das einzige Tier, das gleich zweimal umziehen musste. Auch viele Vogelarten haben eine ähnliche Wanderung hinter sich. Auch sie lebten einst in einer halboffenen Landschaft und fanden sich dadurch später in der strukturreichen Landwirtschaft gut zurecht. Als die Strukturen verschwanden, fanden sie in Siedlungsgebieten einen Ersatzlebensraum: In städtischen Grünräumen ist das Nahrungsangebot oftmals besser als auf dem Land, denn viele Insekten finden hier ebenfalls mehr Nahrung und mehr Nistplätze als in der weitgehend leergeräumten Agrarlandschaft.
Wir sehen, viele Tiere hatten keine andere Wahl, als in den Lebensraum Stadt zu ziehen. Sie haben sich gut an das Leben im urbanen Gebiet angepasst und finden sich inmitten der menschlichen Siedlungen einigermassen zurecht. Doch durch den Verlust von Grünräumen stehen viele Tierarten heute in der Stadt wieder unter Druck. Neue Grünräume täten also nicht nur den Menschen gut, sondern auch den Tieren. Nächste Woche schauen wir, weshalb es den Pflanzen genau so geht.
scinexx.de: Bestäubung: in der Stadt klappts besser
Igelzentrum: Lebensraum und Gefahren
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