Autor | Klaus Wiegandt |
Verlag | Fischer Taschenbuch |
Umfang | 496 Seiten |
ISBN | 978-3-596-29603-3 |
Preis | Fr. 19.90 (UVP) |
Während wir letzthin in unserer Rubrik "Buchtipp" etwas weiter zurückblätterten, fiel uns auf: Kaum ein Titel der durchwegs empfehlenswerten Buchveröffentlichungen unter der Schirmherrschaft des "Forum für Verantwortung" wurde hier berücksichtigt. Auch wenn sich dafür im Einzelfall Entschuldigungen finden lassen - dass die Bücher etwa schon erschienen waren, bevor es diese Rubrik überhaupt gab, oder dass gerade ein kontroverseres oder eingängigeres Buch zum jeweiligen Thema erschienen war, usw. - ist uns das peinlich. Glücklicherweise erschien jetzt dieser Kulminations- und Aktualisierungsband der gehaltvollen Reihe, der uns die Möglichkeit verschafft, das Versäumnis wenigstens ansatzweise wiedergutzumachen.
Klaus Wiegandt, der Initiator der Stiftung "Forum für Verantwortung", versammelt darin Beiträge zu den zwölf grossen Themen und Fragestellungen der Nachhaltigkeit, die damals (um 2007) auch die ursprüngliche, zwölfteilige Buchreihe anleiteten. Unter den Autoren finden sich klingende Namen der Nachhaltigkeitsdiskussion wie Mojib Latif, Stefan Rahmstorf oder Josef H. Reichholf neben solchen, die uns von früheren Wortmeldungen in und ausserhalb der Reihe in bester Erinnerung sind; wie etwa Friedrich Schmidt-Bleek, Hermann-Josef Wagner oder Harald Müller. Sie alle versorgen uns in ihren kurzen, aussagekräftigen Aufsätzen mit den fundamentalen Fakten zu den Problemstellungen einer globalen nachhaltigen Entwicklung ebenso wie mit Vorschlägen und Visionen zu deren Bewältigung.
Die vorrangig ökologischen und ökosozialen Nachhaltigkeitsthemen - Klimawandel, Artenvielfalt, Ozeane, Energiewirtschaft, Nahrungsmittelversorgung oder Ressourcenverschwendung, aber auch Migrationsbewegungen oder ganz allgemein die Anforderungen einer nachhaltigen Weltpolitik - werden dabei in wissenschaftlich fundiertem, aber eingängigem Abriss erörtert und auch gleich kritisch durchdrungen. Die Texte empfehlen sich damit als eine knappe und dennoch differenzierte Einführung in die Problemkreise. Derweil kommen auch jene Leserinnen, die mit diesen Fundamenten bereits vertraut sind, auf ihre Kosten, indem die Autorinnen ihre Daten und Kenntnisse auf den aktuellen Stand bringen und die Entwicklungen des letzten Jahrzehnts nachzeichnen - im Guten wie im Schlechten.
Ob das Buch in der Folge den im Titel eingeforderten "Mut zur Nachhaltigkeit" auch wirksam zu fördern vermag, wird von der individuellen Konstitution der Leserschaft abhängen. Angesichts der Komplexität der Sachverhalte mit ihren potentiellen Ungewissheiten wird ihr dieser Mut nicht selbstverständlich in den Schoss fallen. An Simplifizierungen versuchen sich die Autorinnen gar nicht erst, sondern machen in wissenschaftlicher Redlichkeit auf die Verkomplizierung der Nachhaltigkeitsbemühungen durch politische, wirtschaftliche und ökologische Wechselwirkungen ausdrücklich aufmerksam. Dementsprechend sind dann ihre Empfehlungen und Richtungsvorgaben zu einer nachhaltigen Entwicklung zumeist anspruchsvoller als die konsumistischen Anspruchsnivellierungen, die diesbezüglich landläufig propagiert werden. Von politischer Einflussnahme ist da beispielsweise die Rede, oder gleich von einem Paradigmenwechsel der Wertesysteme.
Jenen cultural creatives, die Klaus Wiegandt und seine Autorinnenriege dahingehend in die Pflicht nehmen, wird dennoch auffallen, dass sich die vorgebrachten Lösungsvorschläge nicht nur dem frommen Wunsch nach einer "Bewusstseinsänderung" ergeben, sondern sehr konkrete Ideen und Visionen anbieten. Und da wir besten Zutrauens sind, dass sich die Leserinnenschaft dieses Buchtipps aus genau jenen 20 - 25% der europäischen Bevölkerung rekrutiert, die hier die Möglichkeiten vor den Hürden erkennt, empfehlen wir dieses vorbildlich informative, gewissenhafte und flüssig lesbare Buch uneingeschränkt.
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