Autor | Adam Nicolson |
Verlag | Liebeskind |
Umfang | 367 Seiten |
ISBN | 978-3-95438-136-4 |
Preis | Fr. 52.20 (UVP) |
Seevögel faszinieren schon von alters her. Es sind die einzigen Tiere, die im Meer, in der Luft und an Land zu Hause sind. Der Engländer Adam Nicolson hat sich ihnen verschrieben und beleuchtet in seinem leidenschaftlich geschriebenen Buch das Federvolk des Meeres aus mehreren Blickwinkeln. Dabei geht es mehrheitlich um die Tierwelt an der Westküste Schottlands.
Die 10 Artenporträts sind jeweils ähnlich aufgebaut. Am Anfang steht ein persönliches Erlebnis mit dem vorgestellten Vogel. Literarische Ausflüge in die Antike, Mythologie und geschichtliche Hintergründe bringen der Leserschaft den Tölpel, den Kormoran, den Albatros und alle weiteren auf eine andere Weise näher als mit einem blossen Steckbrief der Art. Gekonnt beschreibt Nicolson das Leben der Vögel in ihren Kolonien; schildert Paarungsverhalten, Brutpflege und Nachbarskonflikte mit bildhafter Sprache.
Aufschlussreich sind die Ausführungen zur Entwicklung der Forschung. Er beschreibt, wie die Methoden anfänglich recht brutal waren und den Tod von etlichen Vögeln in Kauf nahmen. Solche Untersuchungen wären heute wohl kaum mehr möglich. Doch sie förderten das Wissen zum Verhalten der Vögel. Man erfährt auch, wie die Fernüberwachung technisch immer raffinierter wurde. GPS-Tracker wiegen heute kein halbes Gramm mehr und liefern verlässliche Daten über Flugdauer und Flugrouten. Dies wird dann auch detailliert kommentiert.
Sein wichtigstes Anliegen ist aber der Schutz der Seevögel. Die Populationsgrösse bei vielen Arten nimmt dramatisch ab. Die Gründe sind naheliegend: Überfischung entzieht ihnen die Nahrungsgrundlage; Verschmutzung, Verlust von Lebensräumen, wärmere und übersäuerte Meere machen den Vögeln das Leben schwer. Fast tröstlich anmutend, schliesst das Buch mit der Schilderung eines erfolgreichen Projektes, an dem der Autor beteiligt war.
Dass Nicolson einen Award für Nature Writing erhalten hat, erstaunt kaum. Sein Schreibstil ist lebendig, zuweilen poetisch und dennoch fachlich korrekt. Sein Ziel, moderne Erkenntnisse mit älteren Überlieferungen zusammenzubringen, um die Bedeutung der Seevögel aufzuzeigen, hat der Autor auf jeden Fall erreicht.
Hervorzuheben ist abschliessend die dezente Illustration des Werkes mit ansprechenden Zeichnungen von Kate Boxter, stimmigen Schwarz-Weiss-Fotos und leicht lesbaren Grafiken. Die Lektüre dürfte vor allem eingefleischte Ornithologinnen begeistern. Für Einsteiger ist es eher weniger geeignet.
Rezension: Christina Imobersteg