Buch «Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?» Empfehlung

Buch «Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?»

Das riskante Spiel, mit Geoengineering die Klimakrise aufhalten zu wollen

Was vielen noch als ein beiläufiges Gedankenspiel erscheint, wird bereits von verschiedenen Kräften vorbereitet: Die Ausbringung von „beschattenden“ Aerosolen in die Stratosphäre. Gernot Wagner klärt uns auf, was uns diese Technik ökologisch, politisch und finanziell kosten kann – und weshalb wir dazu unsere Stimme einbringen sollten.

 

 Autor Gernot Wagner
 Verlag oekom
 Umfang 199 Seiten
 ISBN 978-3-96238-416-6
 Preis Fr. 31.90 (UVP)

 

Gernot Wagner ist kein Fan des Geoengineering. Das hat er mit uns – und höchstwahrscheinlich auch vielen unserer Leserinnen – gemein. Geoengineering, also der aktive Eingriff in die Klimaentwicklung mit technischen Mitteln, scheint als Fortschreibung unseres „technologischen Machbarkeitswahns“ schon grundsätzlich zweifelhaft. Trotzdem nähert sich der gebürtig österreichische, derweil schon lange in den USA lebende und forschende Klimaökonom dem Thema unter dem Motto „Nicht ob, sondern wann“. Er sieht keinen überzeugenden Weg (mehr), dass wir auf Technologien zur Eindämmung des Klimawandels verzichten könnten, und stellt sein Buch deshalb in den Dienst einer umfassenden und fachkompetenten, dabei aber freundlich laientauglichen Aufklärung zu den Risiken und Chancen des Solaren Geoengineering.

Von all den angedachten und erforschten Technologien, die sich unter dem vagen Begriff des Geoengineering sammeln, geht es Gernot Wagner also spezifisch um die wohl bekannteste, mit den unübersichtlichsten Risiken behaftete: Um das solare Geoengineering – die direkte Ausbringung von abdämmenden, die Sonneneinstrahlung teilweise rückstrahlenden Aerosolen (üblicherweise Schwefeldioxid) in die hohe Atmosphäre. Um uns die Anreize zu diesem Schritt vorzuführen, erkundet er Kosten und Nutzen der „Erdbeschattung“ zuerst einmal in ihrem wirtschaftlichen Kontext. Anhand ökonomischer und spieltheoretischer Analysen verhandelt er sie als eine tatsächlich preisgünstige Methode, die Erde schnell und wirksam abzukühlen. Noch im selben Kapitel der „Anreize“ startet er derweil die kritische Auseinandersetzung. Auf breiter Front bringt er die möglichen unbeabsichtigten Folgen in Stellung und wägt sie – soweit es die aktuellen Kenntnisse zulassen – gegen die Risiken des ungebremsten Klimawandels ab. Während wir uns hier noch im klimawissenschaftlichen und ökologischen Minenfeld bewegen, erforscht der namhafte Klimaforscher und Wissenschaftsautor die denkbaren politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen danach in drei erfahrungsgesättigten, weltpolitischen Zukunftsszenarien.

In solider Ausgewogenheit malt er uns dieserart ein kompetentes Bild der bedenklichen Unwägbarkeiten und Risiken, aber auch der Versprechen des solaren Geoengineering. Neben diesen profunden Informationsgewinn stellt Gernot Wagner seine bedeutsame Warnung. Erst einmal macht er darauf aufmerksam, dass das solare Geoengineering keine alleinseligmachende Lösung sein kann und uns letztlich nicht davon freispricht, die CO2-Emissionen drastisch zu senken. Im Sinne des „Nicht ob, sondern wann“ klärt er uns dann über die Mächte auf, die der Zielvorgabe des solaren Geoengineering bereits geschäftig zuarbeiten – ohne dass die benötigte öffentliche Diskussion daneben gestartet wäre. Nicht nur plädiert er dringlich für die breitere Etablierung dieser Diskussion und Einhegung solcher Kräfte, sondern macht überzeugend deutlich, wie unerlässlich wir weiterer, gewissenhafter Forschung bedürfen, um die Risiken angemessen abwägen zu können. Mit Vorteil, bevor solcherlei Massnahmen zum Einsatz kommen. Diese Forderungen nach differenzierter Debatte und Aufklärung begleiten ein Buch, das all dies bereits in vorzüglichem Masse leistet.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

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