Buch «Waldwissen» Empfehlung

Buch «Waldwissen»

Vom Wald her die Welt verstehen

Wald? Bäume! Oder doch noch so viel mehr. Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch zeigen uns den Wald als ein faszinierendes Geflecht komplexer Beziehungen und Wechselwirkungen – während sie unseren Umgang mit ihm radikal hinterfragen.

 

 Autor Peter Wohlleben / Pierre L. Ibisch
 Verlag Ludwig
 Umfang 383 Seiten
 ISBN 978-3-453-28149-3
 Preis Fr. 37.90 (UVP)

 

Von Peter Wohlleben haben wir hier schon lange kein Buch mehr besprochen. Das liegt nicht daran, dass wir seine Anstrengungen, uns ein adäquateres Bild der um uns sich entfaltenden Natur zu verschaffen, geringschätzten. Wir legten unser Augenmerk nur lieber auf andere wertvolle Bücher, die sich nicht zwangsläufig zu Bestsellern entwickelten. Derweil warteten wir auf eine ganz bestimmte Veröffentlichung von ihm. Diese liegt uns hier nun vor – und übertrifft noch unsere Erwartungen. In Zusammenarbeit mit Pierre L. Ibisch – der uns spätestens seit seinem Ökohumanistischen Manifest gleichfalls ein fester Begriff ist – sammelt er darin sein umfangreiches Fachwissen zum Ökosystem Wald: Faktenorientiert, nie unterkomplex, aber durchwegs eingängig.

Wie der Untertitel verrät, geht es sowohl dem Forstwirtschaftler Wohlleben wie auch dem Biologen und Nachhaltigkeitsforscher Ibisch dabei nicht um den Wald allein. Die detaillierte Wissensvermittlung zu dessen Ökologie, Klimarelevanz und Biodiversität nimmt zwar einen grossen Teil des Bandes ein, öffnet sich aber nach allen ökonomischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Richtungen, in denen der Wald unser Leben und unsere irdische Zukunft berührt. In ganz ähnlichem Sinn wird das Ökosystem Wald nicht zuvorderst an seinen augenfälligen Bestandteilen verhandelt, sondern uns als ein Netzwerk überwiegend unsichtbarer, komplexer Beziehungen und Wechselwirkungen verständlich gemacht. Eine durchaus ambitionierte Herangehensweise, die aber dank der breit eingestreuten Fotografien, leichtverständlichen Diagramme und Illustrationen und der übersichtlichen Gestaltung problemlos gelingt. So durchschauen wir zusehends, wie in den Böden, den Wasserkreisläufen, dem Mikrobiom und zwischen den vielen tierischen und pflanzlichen Bewohnern noch viel mehr abgeht, als wir beim Waldspaziergang jemals entdecken können.

Wenn man den Wald denn machen lässt. Doch das geschieht ja selten genug, denn wir haben ein vielseitiges Interesse an ihm. Wie sich diese Bedürfnisse mit jenen des Ökosystems abgleichen liessen, ist übergeordnetes Thema des Buches, das sich auch bereits durchgehend verhandelt findet, bevor es zum Abschluss in klare Einsichten, Prinzipien und Forderungen mündet. Mit Kritik am mitteleuropäischen Forstwesen wird dabei – wie zu erwarten – nicht gespart. Doch es ist eben konstruktive Kritik, die sich nicht in Allgemeinplätze verirrt, die eigenen Argumente prüft und abwägt und den ästhetischen und klimaschützerischen Ansprüchen an den Wald ebenso Berechtigung einräumt wie den wirtschaftlichen. Wenn einzelnen dieser Forderungen eine gewisse Radikalität nicht abzusprechen ist, dann liegt das weniger an ihnen, als an den verkrusteten Strukturen, die sich den rasch wachsenden Erkenntnissen zum „Organismus Wald“ noch nicht öffnen wollen. Das Buch ist eine unverzichtbare Wegleitung genau dahin: Zu einer lernenden, zukunftsfähigen, ethisch reflektierten Waldwirtschaft, die Mensch und Mitwelt beiderseits gerecht wird.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

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