Buch «Die zweite Entdeckung der Welt» Empfehlung

Buch «Die zweite Entdeckung der Welt»

Alexander von Humboldts Expedition nach Südamerika

Der Sachcomic über Alexander von Humboldts wegweisende Forschungsreise durch Südamerika ist erst einmal ein fröhliches Vergnügen. Gleichzeitig vermittelt er eine Weltsicht, die uns angesichts der aktuellen Herausforderungen nur helfen kann.

 

 Autor Bettina Schary
 Verlag Knesebeck
 Umfang 93 Seiten
 ISBN 978-3-95728-667-3
 Preis Fr. 31.90 (UVP)

 

Wir wurden ja nicht auf Anhieb warm damit. Der Kunstgriff, Alexander von Humboldt anlässlich seiner Südamerika-Reise mit den modernen Gerätschaften der Social Media auszustatten und als anachronistischen Influencer vorzustellen, schien uns zu aufgesetzt: Zumal wir den wegweisenden Naturforscher auch ganz ohne Anbiederung an die aktuelle Kultur für eine ausreichend faszinierende Figur halten, dass jede Generation einen Zugang zu ihr finden kann. Mag aber sein, dass wir einfach einen schlechten Tag hatten. Als wir jedenfalls den Comic der Medienwissenschaftlerin Bettina Schary letzthin zum zweiten Mal zur Hand nahmen, konnten wir ihm ungleich mehr abgewinnen. Trotz aller verbleibenden Zweifel an der Insta Story-Tauglichkeit von Humboldts Erkenntnissen regte sich amüsierte Freude an der unbefangenen Darstellung seiner Person und der Respekt dafür, wie es der Autorin gelingt, seine revolutionäre Geisteshaltung auf die aktuellen Herausforderungen zu übertragen.

Der Sachcomic hat weder den Anspruch, als minutiöse Biografie des Forschungsreisenden zu dienen, noch seine bahnbrechenden Einsichten im Detail zu erläutern. Er wirft – durchaus in der Form einer schlüssigen Erzählung – Schlaglichter auf wesentliche Wegstationen der Expedition Alexander von Humboldts, Aimé Bonplands und so einiger anderer Wegbegleiter – wobei uns diese Charakterisierung seiner Reise als keiner Einzelleistung, sondern als partnerschaftliche Anstrengung gleich mal ein Wort des Lobes wert ist. Auch wenn sich Bettina Schary einzig an Zitaten aus Humboldts Tagebüchern und Aufzeichnungen bedient, kommen die Leistungen seiner Mitstreiter – vom indigenen Träger bis zum südamerikanischen Befreiungskämpfer – nicht zu kurz. Betreffs seiner wissenschaftlichen Leistungen findet sie eingängige Mittel, seine Erkenntnis der wechselwirksamen Vernetzung und Vielfalt des irdischen Lebens zu verdeutlichen, ohne darüber den ungestümen Frohsinn ihres Comics zu beschneiden.

Im gleichen Sinne wirken ihre Illustrationen freihändig hingeworfen, ohne sogleich zu verraten, wieviel an Überlegung und Kunstfertigkeit hineingeflossen ist. Es mag als eine Kleinigkeit erscheinen, doch reduzierte Cartoon-Gesichter stets mühelos unterscheidbar und zugleich ausdrucksstark zu halten, ist halt doch keine. Auch bezüglich des Tempos und der cleveren Sinnfälligkeit ihres Panelings beweist sie ein Geschick, wie es in einem Erstlingswerk nur selten zu finden ist. Da muss dann auch nicht mehr jeder Gag zünden – auf nahezu jeder Seite ist mindestens einer zu finden –, dass wir unser erstes Urteil gründlich revidieren. Der Sachcomic von Bettina Schary ist eine Einladung, die Natur auch selbst noch einmal wieder zu entdecken, und vermittelt beglückend leichtfüssig eine Weltsicht der Verbundenheit allen Lebens, wie wir sie nötig brauchen.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

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