Klimabaustein: Kompostierbar ist nicht gleich kompostierbar
Immer öfter ist die Rede von kompostierbarem «Biokunststoff». Solche biobasierten Kunststoffe bestehen meist zu einem wesentlichen Anteil oder gar vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr – anstatt aus fossilen Rohstoffen. Einer dieser Kunststoffe ist Polylactide oder auch Polymilchsäure – kurz PLA. PLA basiert auf der Polymerisation von Milchsäure. Diese wird wiederum aus der Fermentation («Säuerung»), also der Umwandlung von organischen Stoffen durch Bakterien und Enzyme aus Zucker oder Stärke (Mais) gewonnen. Dieses «Bio»-Polymer ersetzt zunehmend konventionelle Kunststoffe wie Polyethylen.
Kunststoffe einfach zu kompostieren: Das ist erst mal eine gute Idee. Die tatsächliche „Kompostierbarkeit“ von PLA hängt aber von verschiedenen Einflussfaktoren ab, die im Hauskompost (oder gar der freien Natur) nicht vorliegen.
Fakten:
- Für eine Tonne PLA werden 2,39 Tonnen Mais, damit 0,37 Hektar Land und 2'921’000 Liter Wasser benötigt. Bei Zuckermühlen ist der Wasserverbrauch geringer. Der wasserintensivste Schritt bei der PLA-Produktion ist die Milchsäurefermentation.
- Der Gewichtsverlust eines PLA-Produkts beträgt bei industrieller Kompostierung bei 45 °C (in 2 Wochen): 0,7 Prozent
- Gewichtsverlust eines PLA-Produkts bei industrieller Kompostierung bei fast 60 °C (in 2 Wochen): bis zu 90 Prozent
- Beim Hauskompost bei Raumtemperatur konnte selbst nach 31 Wochen noch kein biologischer Abbau beobachtet werden. Würden häusliche Kompostierungsbedingungen hingegen optimiert werden, könnte dies zu einer Reduzierung der Treibausgasemissionen und besseren Abfallbewirtschaftung führen.
Eine Studie zeigt, dass die Oberfläche von PLA durch Oxidationsprozesse so modifiziert werden kann, dass sich der bakterielle Abbau erleichtert. Alle solcherart vorbehandelten PLA-Filme verloren in einem Zeitraum zwischen 1 bis 6 Stunden und bei einer Temperatur von 27 bis 42 Grad bis zu 90 Prozent an Gewicht.
Folgerungen:
- Allgemein zu Biokunststoffen: Ist ein Kunststoff biobasiert, bedeutet das noch nicht, dass er biologisch abbaubar ist. Solche Produkte gehören also keineswegs in die Biotonne! In der Biotonne gesammelte Bioabfälle werden zu Düngemittel für die Landwirtschaft oder zu Kompost für Blumenerde verarbeitet. Kunststoffe – auch biologisch abbaubare – sind hierfür nicht geeignet. (vgl. Abb. Biobasiert und bioabbaubare Kunststoffe)
- Bis eine ordnungsgemässe PLA-Kompostierung etabliert ist (in Kompostieranlagen, aber auch in Haushalten), ist die Verwendung von PLA und anderen biologisch abbaubaren Kunststoffprodukten eher sinnlos. Sie tragen nicht wesentlich zur Abfallreduzierung bei.
- Einwegprodukte (beispielsweise Geschirr) sind – egal ob biologisch abbaubar oder nicht – kurzlebig und erzeugen unnötigen Abfall. Gelangen biologisch abbaubare Einwegprodukte in die Umwelt, so hat das ähnlich negative Auswirkungen wie bei konventionellen Kunststoffen. Auch sie bauen sich in der Regel kaum oder nur sehr langsam ab.
WJMB: Study of PLA pre-treatment [...] to bacterial nanocellulose
BMEL: Biokunststoffe
Warum kompostierbares Plastik nicht in die Biotonne gehört
Kommentare ()