Buch "Feldversuch"
Für seinen kleinen Hof sucht Daniel Etter nach Vorbildern einer regenerativen Landwirtschaft. Das Unternehmen mündet in ein Buch, das anschauliche Einführung und aktuelle Sachdiskussion lebendig zusammenführt.
Sein kleiner Hof in den spanischen Pyrenäen soll ihm ein Rückzugsort von seinem belastenden und gefährlichen Beruf als Fotograf in Krisengebieten sein. Da er derweil nicht nur aus Kriegsgebieten, sondern auch von den Hotspots der Klimakrise berichtete, will Daniel Etter diesen nach den Methoden des regenerativen Landbaus betreiben. Im Jahr 2022 – das ihm die Auswirkungen des Klimawandels auf die Agrarwirtschaft sehr deutlich vor Augen führt – sucht er quer durch Europa nach Inspirationen und Vorbildern einer Alternative zur herkömmlichen Landwirtschaft. Er ist überzeugt, dass sich der Landbau von einem der vordersten Verursacher der Klimakrise zu einem wichtigen Verbündeten bei deren Bekämpfung umgestalten liesse.
In seiner Publikation verbindet Daniel Etter zwei fast gegensätzliche Zielsetzungen. Das Buch bietet sich erst mal all jenen an, die sich einen Überblick über die aktuellen Praktiken und Entwürfe einer klimaschonenden, resilienten Landwirtschaft verschaffen wollen. In lebendiger Verquickung mit seiner Beschreibung des Jahreslaufs auf seinem eigenen Hof führt uns der hochdekorierte Fotograf zu Bäuerinnen und Wissenschaftlern, Viehzüchtern und Marktgärtnerinnen in Spanien, Frankreich, Deutschland, England oder der Schweiz, die uns dann in ihre Ansätze einführen. Vom Waldgarten über die multifunktionale Landwirtschaft bis zur Schäferei nach den Ideen des Holistic Grazing erhalten wir anschaulichen Einblick in die aktuellen Lösungsansätze. Dabei geht es dann aber auch gleich in die Tiefe. In den Gesprächen mit alteingesessenen Landwirtinnen und mit Neueinsteigern diskutiert er die zwiespältigen Herausforderungen eines nachhaltigen Landbaus betreffs Bodengesundheit, Tierwohl, Biodiversität, Produktionseffizienz oder technologische Hilfestellungen - gleich vor Ort, und gründlicher dann auch noch in thematischen Kapiteln, in denen er die hierzu verfügbaren Fakten übersichtlich zusammenträgt. Während dieses gelungene Amalgam von anschaulichem Überblick und erforderlicher Komplexität gewiss ein besonders verdienstvolles Merkmal des Buches darstellt, scheint uns ein anderes noch wertvoller.
Daniel Etter nähert sich seinem Thema ohne ideologische Scheuklappen. Ohne die grundlegenden Kritikpunkte etwa an Pestiziden, Gentechnologie, Kunstdünger oder unserem Fleischkonsum zu verwässern, mag er sie auch zu keinen wohlfeilen Feindbildern stilisieren: Ihm geht es um die Sache, und auf der Suche nach einer nachhaltigen Landwirtschaft öffnet er den Horizont nach allen Richtungen. Er macht dabei eindrücklich deutlich, dass es das alleinseligmachende Agrarmodell nicht geben wird. Zu unterschiedlich sind die Gegebenheiten vor Ort, nur schon in Europa, zu verschieden die regionalen klimatischen Bedingungen, als dass zweckvoll eine singuläre Nachhaltigkeits-Schablone darübergelegt werden könnte. So vermittelt er dann mit seinem bunten Strauss vorgestellter Lösungen, Experimente und Systeme auch gleich die erforderliche Geisteshaltung und Bereitschaft, die Zukunft der Landwirtschaft in der Diversität zu suchen.
Autor | Daniel Etter |
Verlag | Penguin |
Umfang | 252 Seiten |
ISBN | 978-3-328-60301-6 |
Preis | Fr. 37.90 (UVP) |
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