Der Iltis – Tier des Jahres 2024
Der Iltis ist als «Tier des Jahres 2024» gekürt worden. Auch wenn man ihn nur äusserst selten zu Gesicht bekommt, ist er ein sehr interessantes Tier.

Der Iltis (Mustela putorius) gehört zur Familie der Marderartigen und hat somit die typische marderartige Gestalt. Oft wird der Iltis deshalb mit seinen nahen Verwandten verwechselt, obwohl er angesichts seiner Augenbinde und des weissen Fells rund um die dunkle Nasenspitze sowie entlang der Ohren eigentlich unverwechselbar ist. Ein ausgewachsener Iltis wird zwischen 30 und 45 Zentimeter lang mit einem Gewicht von 0,5 bis 1,5 Kilogramm. Weibchen sind jedoch deutlich kleiner als die männlichen Tiere.
Die Paarung findet hauptsächlich im ersten Halbjahr statt. Schon nach etwa 40 Tagen kommen drei bis sechs Jungtiere zur Welt, die alleine von der Mutter aufgezogen werden. Wie alle marderartigen Jungtiere bleiben auch die kleinen Iltisse zuerst im Nest. Erst nach vier bis fünf Woche öffnen sie zum ersten Mal ihre Augen.
Iltisse halten keinen Winterschlaf. Sie sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Im Sommer und Herbst können die Tiere jedoch auch tagsüber gesichtet werden. Zudem müssen sich die kleinen Raubtiere im Herbst eine bedeutende Fettreserve anfressen. Nur so können sie den Winter überleben: Iltisse haben ein dünnes, wenig isolierendes Fell – seitlich schimmert die helle Unterwolle sogar durch die dunklen Grannenhaare (Oberfell). Deshalb sind die Tiere auch auf warme Ruheplätze angewiesen. Mit genügend Fettreserven können sie ihre Winteraktivitäten reduzieren.
Hier wohnt der Iltis
Der Iltis lebt im europäischen Raum – daher auch europäischer Iltis. Er besiedelt Feld- und Wiesenlandschaften mit Hecken sowie Waldränder – offenes Gelände meidet er konsequent. Deshalb bekommt man ihn auch kaum zu Gesicht, wenn er durch den eigenen Garten streift. Menschliche Gebäude wie Schuppen nutzt er gerne als Tagesschlafplatz. Solche Bauten sind für Iltisse aber vor allem in höheren Lagen entscheidend, denn ohne sie könnte er dort nicht überwintern. Ausserhalb von Siedlungen und Wald mangelt es ihm fast überall an dichten Hecken, hochstehenden Vegetationen, Asthäufen und Wassergräben.
Deshalb ist der Iltis 2024 Botschafter für vernetzte, strukturreiche Landschaften, in denen es von Fröschen nur so wimmelt.
- Rico Kessler, Redaktor bei pro natura.
Iltisse suchen ihr «Revier» nicht systematisch nach Futter ab, wie es andere Raubtiere tun. Sie nomadieren eher durch die Landschaft und bleiben nur wenige Tage an einem Ort, bevor sie weiterziehen. Die Grössenordnung ihres Streifgebiets kann daher über ein Jahr hinweg von knapp einem Quadratkilometer bis zu 11 km2 reichen – die Grösse variiert je nach Lebensraumqualität und Nahrungsangebot.
Das frisst der kleine Räuber
Grundsätzlich besteht die Hauptnahrungsquelle des Iltisses aus Amphibien – am liebsten mag er Frösche und Kröten. Dafür muss der Iltis auch praktisch keine Energie aufwenden, da sich Erdkröten und Grasfrösche flach auf den Boden drücken, sobald sich der Räuber nähert. Die Amphibien werden also einfach eingesammelt.
Erdkröten und Grasfrösche halten sich nur im Frühling – während der Laichzeit – temporär am Wasser auf. Zu dieser Zeit hält sich auch der Iltis an den Gewässern auf, denn Nahrung ist mehr als genug vorhanden. Gerade weil dann so viel vorhanden ist, wird der Iltis gierig: Häufig gönnt er sich dann nur das Beste – sprich die Froschschenkel – und lässt den Rest liegen. Zudem beisst er Dutzende von Fröschen und Kröten tot, die er dann mehr oder weniger gut versteckt auf einem Haufen deponiert. Hat der Jäger Hunger, kann er auf seine Vorräte zurückkommen. Häufig lässt er sie jedoch einfach verrotten. Food Waste ist also nicht nur bei uns Menschen Thema – doch in diesem Fall finden sich dann andere Abnehmer, die sich daran gütlich tun.
Neben den Amphibien stehen auch Kleinsäuger wie Mäuse und Ratten auf seiner Speisekarte. Dort wo Wildkaninchen vorkommen, spezialisiert sich der Iltis auf ihre Jagd. Ausserdem frisst er auch Aas, Schlachtabfälle oder Tierfutter. Von Eiern, Vögel oder pflanzlicher Nahrung ernährt er sich hingegen nur im Notfall.
Vom wilden Iltis zum domestizierten Frettchen
Im Laufe der Jahrtausende haben die Menschen Wildtiere in ihrem Daheim aufgenommen. So entstand aus dem Wolf der Hund, aus der Afrikanischen Fabelkatze die Hauskatze und aus dem Iltis eben das Frettchen.
Es ist jedoch umstritten, ob das Frettchen wirklich auf den bei uns heimischen Iltis zurückgeht. Es könnte auch sein, dass es von einer Unterart der weiter östlich lebenden Steppeniltisse abstammt. Wobei sich Wissenschaftler jedoch einig sind, ist: Gefangene Exemplare wurden bereits vor 2000 Jahren für die Jagd auf Kaninchen eingesetzt. Beim «Frettieren» - so nennt man die Jagd mit Frettchen – werden Frettchen in die Kaninchenbauten geschickt, wo sie die Gänge durchstöbern und die Kaninchen aufscheuchen. Gleichzeitig werden bei den Höhleneingängen Netze aufgespannt, in denen sich die Kaninchen bei der Flucht verfangen. Oft kommen Frettchen auch zusammen mit anderen Tieren wie Jagdhunden oder Habichten zum Einsatz.
Heute gibt es Frettchen in allen Farben. Insbesondere Albino-Tiere – schneeweiss mit roten Augen – waren in der Vergangenheit besonders beliebt bei den Züchterinnen und Züchten. Es gibt aber auch solche, die äusserlich kaum von den Wildtieren zu unterscheiden sind – nur genetische Untersuchungen geben Klarheit. Bei toten Tieren deuten auch bestimmte Eigenheiten der Schädelform auf ein Frettchen resp. einen Iltis.
Frettchen halten in der Schweiz
Die Haltung eines Frettchens ist sehr anspruchsvoll. Wer in der Schweiz ein Frettchen halten will, muss einen Kurs absolvieren und braucht eine Bewilligung des kantonalen Veterinäramtes. Zudem gibt es Minimalanforderungen, die vom Tierschutzgesetz geregelt sind: Beispielsweise dürfen Frettchen nicht alleine gehalten werden: Im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten, sind sie keine Einzelgänger. Sie brauchen zudem ein grosses Gehege mit viel Auslauf. Vielleicht auch darum sind Frettchen längst nicht mehr die «Modetiere», die sie einmal waren. Im Kanton Zürich z.B. gab es Mitte 2023 nur noch 9 laufende Bewilligungen für die Haltung von Frettchen.
Pro Natura: Der Iltis ist das Tier des Jahres 2024
Wildtierportal Bayern: Iltis
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