Die grösste Blüte der Welt ist ein Parasit

Im Südostasiatischen Regenwald ist sie zu finden: Die Rafflesia. Mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter ist die stinkende Pflanze die grösste Blüte der Welt.

Die grösste Blüte der Welt ist ein Parasit
Die riesigen, nach Kadaver riechenden Rafflesien sind gefährdet. (Colin + Meg, Unsplash)

Die Rafflesien gehören zu den Vollschmarotzern, sie sind also Parasiten. Diese leben komplett von ihren Wirten und besitzen daher weder Stängel, Wurzel noch Blätter. Sie betreiben folglich auch keine Photosynthese. Es wurde ausserdem nachgewiesen, dass die Schmarotzerpflanze über horizontalen Gentransfer Gene ihrer Wirtspflanze übernommen hat.
Sind die Pollen der Rafflesia bei ihrem Wirt angekommen, so wachsen sie zu Volleyball-grossen Knospen heran. 80 bis 90 Prozent aller Knospen sterben jedoch ab. Die Übrigen wachsen über viele Monate hinweg, bis aus ihnen endlich eine Blüte entsteht. Danach blüht die Rafflesia für knapp eine Woche. Ihre Blüte hat fünf warzige Blütenblätter und kann in rötlicher, brauner oder oranger Farbe vorkommen. Dabei ist die Blüte immer rein weiblich oder männlich. Das Geschlecht ist jedoch äusserlich kaum erkennbar, und beide teilen den selben strengen Geruch.

Warum stinkt die Pflanze?

Damit die Rafflesien sich fortpflanzen können, müssen sie bestäubt werden. Dafür imitieren sie durch ihre Farbe sowie ihren Geruch einen Tierkadaver. Forschende, die mit ihnen arbeiten, meinen, mit zunehmender Grösse werde der Geruch tendenziell schlimmer. Die durch den Geruch angelockten Fliegen hoffen natürlich auf Fleisch, werden aber lediglich als Bestäuber benutzt.
Allerdings ist das Bestäuben eine ganz schön umständliche Angelegenheit; damit bestäubt werden kann, müssen eine weibliche und eine männliche Rafflesia nahe beieinander wachsen und gleichzeitig blühen. Danach haben sie knapp eine Woche Blütezeit, bevor sie sich in schwarzen Schleim verwandeln. Alle Arten der Rafflesia blühen nur einmal im ganzen Jahr. Die Blütezeit unterscheidet sich von Region zu Region.

Gefährdung

Da die Rafflesien während ihres Lebenszyklus fast vollständig verborgen bleiben, sind sie nach wie vor kaum erforscht. So werden auch fortlaufend neue Arten entdeckt. Nichtsdestotrotz hat ein Forschungsteam der Universität in Los Baños zusammen mit der Oxford Universität alle ihre Informationen über das Vorkommen und das Verbreitungsgebiet der parasitischen Pflanze zusammengetragen. Damit kamen die Forschenden zu mehr Erkenntnissen über die Bestände aller 42 bekannten Rafflesien-Arten.
Das Ergebnis lautet wie gefolgt: Bisher steht nur die Rafflesia magnifica auf der Roten Liste der IUCN. Dabei müssten eigentlich alle Rafflesia Arten aufgelistet sein. Denn nur zwei der bekannten Arten sind «lediglich» gefährdet, 15 sind stark gefährdet und die restlichen 25 Arten sind gar vom Aussterben bedroht. Das Team berichtet, dass die meisten Populationen nur noch aus wenigen Exemplaren bestünden.

Um die Rafflesien zu schützen, ist – nebst der Aufnahme in die Rote Liste – der Schutz ihrer Lebensräume das A und O. Jedoch sind auch weitere Untersuchungen der mysteriösen Pflanze nötig, um sie potenziell in botanischen Gärten umzusiedeln und dort über längere Zeit zu erhalten. Beides sei bisher noch nicht gelungen.