Klimabaustein: Ökobilanz von exotischen Früchten

Exotisches Obst und Zitrusfrüchte sind längst in jedem Supermarkt anzutreffen und reihen sich da anstandslos an Apfel, Beere und Pfirsich. Sie bieten eine willkommene Abwechslung zu den heimischen Früchten – wie steht es aber um ihre Ökobilanz?
Fakten:
Im Vergleich zu 2010 wuchs der Import von exotischen Früchten in der Schweiz bis 2021 um rund ein Drittel an; bei den Zitrusfrüchten waren es indes etwa 18%. Im Jahr 2020 war die Banane mit 102 Mio.kg mit Abstand am Beliebtesten, gefolgt von Orangen mit 74 Mio.kg. Besonders starkes Importwachstum erfahren derzeit auch die Trendfrucht Avocado, sowie Mangos, Kakis und Granatäpfel.
Früchte und Gemüse sind richtiggehende Vitaminbomben und als solche durchaus gesundheitsrelevant. Verglichen mit der Ökobilanz von anderen Treibhausgasverursachern wie der Automobilindustrie kommen sie im Grossen und Ganzen noch ganz gut weg, mit ungefähr 4x weniger Emissionen. Auch verursachen sie pro Kilo und Kalorie weniger Treibhausgase als beispielsweise tierische Produkte wie Milch und Fleisch.
Allerdings gibt es grosse Unterschiede bei der Herkunft, der Saisonalität und dem Transport. Wie sinnvoll ist es also, den Vitaminbedarf mit exotischen Früchten zu decken?
Importierte Früchte werden meist in unreifem Zustand geerntet. Der Reifeprozess von Obst beeinflusst, ob per Schiff oder Flugzeug importiert wird. Findet der Transport via Schiff statt, wird das Obst in Kühlcontainern je nach Sorte zwischen Temperaturen von 0.5-15°C und bei hoher Luftfeuchtigkeit zwischengelagert. Zusätzlich wird die Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentration so angepasst, dass der Reifeprozess zwischenzeitlich unterdrückt wird. Die Früchte sind so bei ihrer Ankunft bei uns nicht verdorben – allerdings nimmt der Vitamingehalt durch den langen Transportweg deutlich ab.
Leichter verderbliche Exoten wie Litschi, Baby-Banane und Passionsfrucht werden normalerweise mit dem Flugzeug eingeführt. Sie sind dann in der Regel bereits reif und erleiden weniger Qualitätsverlust. Auch bei kürzeren Transportwegen ist die Ökobilanz in den meisten Fällen aber um ein Vielfaches schlechter als beim Schiff. Das Transportmittel ist also entscheidender als die Länge des Transportwegs, auch wenn – ganz allgemein betrachtet – ein kürzerer Transport natürlich von Vorteil ist.
Ist also regionales Obst in jedem Fall besser? Jein – auch die Produktion von Schweizer Obst hat ihre Tücken. Hat die Frucht Saison, gibt es wohl keine bessere Alternative. Ausserhalb davon aber werden durch die Beheizung von Gewächshäusern fünf bis 30-mal so viele Treibhausgase freigesetzt wie im Freien. Auch die Lagerung von Schweizer Obst benötigt viel Energie für die Kühlung. Paradoxerweise kann so eine Frucht aus Südeuropa trotz Lastwagen- oder Schiffstransport eine bessere Ökobilanz aufweisen als nicht-saisonales, heimisches Obst.
Folgerungen:
Saisonalität und Regionalität: Ob Erdbeeren, Kirschen oder Aprikosen – während der Sommersaison gedeihen Früchte in der Schweiz in grosser Zahl und Vielfalt. Da kann glatt auf den Verzehr von exotischen Früchten verzichtet werden.
Während den Wintermonaten kann es tatsächlich ökologischer sein, auf eine saisonale Frucht des nahen Auslands zurückzugreifen, anstatt heimische Früchte aus dem Gewächshaus zu verspeisen.
Transport: Grundsätzlich werden leicht verderbliche Früchte eher mit dem Flugzeug importiert – und sind daher nach Möglichkeit zu meiden. Eine Etikettierung mit einem dementsprechenden Hinweis gibt es noch nicht, würde aber die Wahl des Obstes klar vereinfachen. Den letzten Transportweg bis auf den Teller hat man allerdings selber in der Hand: Besser zu Fuss, mit Velo oder ÖV als mit dem Automobil.
WWF: Ökobilanzierung Früchte- und Gemüseproduktion
BLW: Früchte und Gemüse
The bird's new nest: Wie nachhaltig ist der Konsum von exotischen Früchten?
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