Buch "Moorland"
Trotz aller Verluste und Zerstörungen: Annie Proulx erweckt mit ihrem Buch die Zuversicht, wie wir die klimarettende Hilfe der Moore zurückgewinnen könnten.
Es ist vielleicht etwas harsch, von einem historischen «Hass» der Menschen auf die Moore zu sprechen. Zumindest unsere unerbittlichen Bemühungen, diese immer weiter zurückzudrängen, lassen diesen Vorwurf aber zu. Annie Proulx jedenfalls nennt es wiederholt so, und sie ist angetreten, diesen Hass zu lindern. Die Pulitzer-Preisträgerin und vielbeachtete amerikanische Autorin widmet ihr neues Buch den Feuchtgebieten in dreierlei Gestalt: Den Nieder-, Hoch- und Waldmooren. Ein Plädoyer betitelt es der deutsche Verlag, und diese Umschreibung lässt sich verteidigen. Vor allem aber ist es ein glänzendes Beispiel für genauso berückendes wie engagiertes Nature Writing.
Annie Proulx macht es sich im Aufbau ihres Buches leicht. Sie unterteilt es nach den angesprochenen Unterscheidungen der Feuchtgebiete in drei Teile; jeweils zu den Niedermooren, den Hochmooren und den Waldmooren. Doch durch dieses etwas steife Gerüst schweift sie dann beweglich und neugierig mit keinem geringeren Ehrgeiz, als uns die Moore in ihrer ganzen Bedeutung für die Natur und die Erdgeschichte, das Klima und den Klimawandel, die Menschheit und deren Kultur und Historie fassbar zu machen. Wir begegnen dabei den deutschen Moorleichen ebenso wie amerikanischen Pionieren und Landspekulanten, erforschen unscheinbare Torfmoose und klimarelevante Mangroven, wir staksen durchs überschwemmte Doggerland wie auch durch die naturvergessene Industrialisierung und die noch jüngere Zeitgeschichte. Dass jene Menschen, die den Mooren einen wesentlichen Wert beimassen, äusserst rar waren – und immer rarer wurden -, wird im Zuge dessen mehr als klar. Dass sie nicht verrückt waren, sondern die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ihre Position solide unterstützen, ebenso.
Nun wäre nichts leichter, als den forcierten Rückzug der Moorlandschaften und Feuchtgebiete als einen unheilvollen Verlust zu besingen. Ganz entgehen wir dem auch nicht, wenn Annie Proulx uns ihre weltweite Zerstörung im jeweiligen politischen, kulturellen oder zeitgeistigen Kontext haarklein vor Augen führt. Dennoch erwecken ihre einfühlsamen Beschreibungen und faszinierenden Abschweifungen einen anderen Geist: Den der unentwegten Veränderung in der Natur, die sich – mit etwas Verständnis und Sorgfalt – auch in die positive Richtung wenden kann. Welche entscheidende Hilfe uns gerade die Moore im Kampf gegen den Klimawandel sein können, bleibt durchwegs ihre vorderste Botschaft. Die Zuversicht und Lust, sie dabei zu unterstützen, bleibt als ermutigende Regung nach der Lektüre zurück.
Autor | Annie Proulx |
Verlag | Luchterhand |
Umfang | 252 Seiten |
ISBN | 978-3-630-87726-6 |
Preis | Fr. 33.50 (UVP) |
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