Quaggamuscheln in der Schweiz

Schon seit fast 10 Jahren verbreiten sich Quaggamuscheln (unerwünscht) in der Schweiz.

Quaggamuscheln in der Schweiz
Quaggamuscheln verbreiten sich unter anderem als blinde Passagiere an Booten. (Orizan, Wikimedia)

In der Schweiz wurde die Quaggamuschel das erste Mal im Jahr 2014 im Rhein bei Basel nachgewiesen. Danach hat sie sich rasch in zahlreichen Schweizer Gewässern verbreitet. Nun konnten Forschende erstmals eine Vorhersage über das Ausmass der Muschelverbreitung für drei betroffene Seen aufstellen.

Die Quagga-Dreikantmuschel (Dreissena rostriformis)

Ursprünglich stammt die bis zu vier Zentimeter grosse Muschel aus dem Schwarzmeerraum. Inzwischen verbreitet sie sich jedoch auch in Europa und Nordamerika. Ihr Name leitet sich vom ausgestorbenen Quagga-Zebra ab, da die Streifen auf der Muschelschale der Zeichnung des Zebras ähneln.
Bei Wassertemperaturen von ca. fünf Grad sowie einer Tiefe von bis zu 100 Metern kann die Quaggamuschel sich auch bei schlechten Nährstoffbedingungen fast über das ganze Jahr fortpflanzen. Die Quaggamuschel wird in der Regel zwischen drei und fünf Jahre alt.

Verbreitung der Quaggamuschel

Nachdem sie 2014 in der Schweiz im Rhein nachgewiesen wurde, dauerte es nicht lange, bis die Quaggamuschel in weiteren Gewässern gefunden wurde. Bisher wurde sie im Bodensee, Genfersee, Bielersee, Lac Hongrin, Neuenburgersee und im Murtensee gesichtet. Ihre Verbreitung geschah entweder auf natürliche Weise; durch die Strömung wird sie im Larvenstadium stromabwärts getrieben. Wahrscheinlich aber gelangte die Muschel über Boote und andere Gegenstände unbeabsichtigt in die verschiedenen Gewässer.
Durch ihre herausragende Fähigkeit, sich schnell fortzupflanzen, zu verbreiten und in vielen ökologischen Nischen leben zu können, ist sie eine erfolgreiche invasive Art.

In Nordamerika breitete sich die Muschel bereits in den späten 1980er-Jahren aus und sorgt bis heute für einige Probleme: Die Quaggamuschel verstopft Rohrsysteme und verursacht damit Schäden in Millionenhöhe. Ausserdem verändert die Muschel die Nährstoffdynamik in den grossen Seen, wovon das ganze Ökosystem beeinflusst wird.

Ein Vergleich der vier grossen Seen Nordamerikas – Huron, Ontario, Erie und Michigan – mit drei Schweizer Seen – Bodensee, Bielersee und Genfersee – zeigt nun erstmals, dass sich die Quaggamuschel auf beiden Kontinenten ähnlich ausbreitet. Daher erwarten die Forschenden vergleichbare Entwicklungen in den tiefen Seen des Alpenvorraums.

Einblick in die Zukunft

Gemäss der neuen Publikation dürfte die Muschel künftig weiter in die Tiefe der Seen vordringen. Ausserdem könnte die Biomasse pro Quadratmeter in den kommenden 22 Jahren um den Faktor 9 bis 20 anwachsen.
In bereits befallenen Seen lassen sich die invasiven Muscheln nicht mehr aufhalten. Laut dem Biologen und Schweizer Quaggamuschel-Spezialist Piet Spaak sei das eine schlechte Nachricht für die betroffenen Seen. Die Quaggamuschel verändert dort die Nährstoffdynamik und die Artenzusammensetzung, womit sie die Ökosysteme gefährdet. Dennoch ist die letztliche Auswirkung unvorhersehbar; es ist noch unklar, wie sie auf den Klimawandel und andere Umweltveränderungen reagieren wird. Dennoch meint Piet Spaak, dass die Folgen abgeschwächt werden könnten, indem die Infrastruktur so gestaltet wird, dass sie dem weiteren Eindringen der Muscheln und ihren Larven entgegensteht. So soll sie, beim Versuch einer Neubesiedlung, möglichst früh in bisher unbetroffenen Seen erkannt werden. Neue Methoden, wie die Umwelt-DNA, könnten Forschende dabei unterstützen.
Um die Umwelt bestmöglich zu schützen, müssen mehr Informationen gesammelt und analysiert werden. Experten meinen, die vergleichende Evaluation müsse etwa alle fünf Jahre wiederholt werden.