Rädertierchen produzieren Nanoplastik

Praktisch überall auf der Welt sind Mikroplastik-Teilchen zu finden. Das kann unsere Gesundheit, wie auch die der Ökosysteme, gefährden.

Rädertierchen produzieren Nanoplastik
Plastik, der in die Umwelt gelangt, wird von der Sonne, dem Wasser und, wie Forschende nun entdeckt haben, Rädertierchen verkleinert. (FLY:D, Unsplash)

Die Menge an Kunststoff, die die Menschheit produziert, ist riesig – die Menge des Abfalls, der danach in der Umwelt landet, auch. Problematisch ist, dass ein biologischer Abbau synthetischer Kunststoffe kaum erfolgt. Stattdessen zerfällt der Plastik in immer kleinere Stücke, bis er als Mikroplastik und später als Nanoplastik (< 1 Mikrometer) bezeichnet wird. Damit ist das Problem jedoch nicht gelöst, sondern es verschlimmert sich: Der Plastik kann so leicht von zahlreichen Organismen aufgenommen werden und gelangt global praktisch überall hin. Die genaue Auswirkung auf die Gesundheit der Ökosysteme und der darin lebenden Lebewesen ist jedoch noch unklar.

Wie entsteht Mikro- und Nanoplastik?

Durch Verwitterung und physikochemische oder biologische Abbauprozesse von makroskopischem (> 5 Millimeter) Plastikmüll in der Natur entsteht zuerst Mikroplastik und durch weiteren Zerfall Nanoplastik. Bekannt war bereits, dass Sonnenlicht Kunststoffe zermürbt und Wasserbewegungen die harten Oberflächen zerkleinern. Doch nun hat ein Forschungsteam der University of Massachusetts Amherst nachgewiesen, dass auch Lebewesen einen Beitrag zu dem Umweltproblem leisten.  

Plastik wird von Rädertierchen zerkleinert

Das Team hat in seinen Forschungen die in Meeren und Süssgewässern weltweit verbreiteten Rädertierchen untersucht. Es gibt über 2000 verschiedene Arten von diesen 0,1 bis 0,5 Millimeter kleinen Organismen.
In manchen Gewässern erreichen sie in einer hohen Populationsdichte; dann kann ein Liter Wasser bis zu 23'000 Rädertierchen beinhalten. Durch einen Kauapparat im Innern ihres Körpers können sie die Schalen von Nahrungspartikeln knacken. Deshalb vermuteten die Forschenden auch, dass die Tierchen Mikroplastikpartikel zerkleinern könnten.

Um ihren Verdacht zu überprüfen setzten die Forschenden verschiedene Rädertierchen Mikroplastik aus, wie er auch in der Umwelt vorkommen kann. Durch mikroskopische Untersuchungen stellte sich heraus, dass alle Rädertierchen Mikroplastik von bis zu zehn Mikrometer Grösse aufnehmen und zu Nanoplastik-Partikeln «zerkauen».
Zwischen 348'000 und 366'000 dieser winzigen Teilchen können die Tierchen täglich produzieren. Am Beispiel des Poyang-Sees in China lässt sich berechnen, dass die Rädertierchen mit der vorhandenen Menge an Mikroplastik pro Tag 1,33 x 1016 Nanopartikel produzieren könnten. Damit ist die Menge und das Ausmass der Partikel-Produktion in globalen Gewässern unverstellbar gross. Vor allem, da noch nicht bekannt ist, welche Rolle andere Wasser- oder Landorganismen bei der Verkleinerung des Plastiks spielen.

Quellen und weitere Informationen
wissenschaft.de: Rädertierchen „kauen“ Mikro- zu Nanoplastik