Ratgeber: Was tun bei einem Gewitter
Forschende haben ermittelt, dass sich Blitz in den europäischen Ostalpen in den letzten Jahrzehnten verdoppelt haben. Es ist also immer gut zu wissen, was man tun sollte, wenn man in ein Gewitter gerät.
Blitze können bis zu einer Milliarde Volt erreichen und erhitzen damit die umgebende Luft bis auf 30‘000 Grad. In der ganzen Schweiz sind es durchschnittlich 1,5 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer und Jahr, die registriert werden. Im Tessin sind es auf der selben Fläche sogar drei.
Damit ein Gewitter entsteht, braucht es feuchte und warme Luft. Diese Bedingungen werden meist in den Sommermonaten erfüllt. Daher liegt der Gewitterschwerpunkt in der Schweiz in den Monaten Juni bis August. Wintergewitter sind im ganzen Land selten.
Was man bei einem Gewitter tun soll
Ist man am Wandern und gerät plötzlich in ein Gewitter, sollte man die Gefahr nicht unterschätzen. Am besten wird schnellstmöglich nach einem sicheren Unterschlupf gesucht. Das kann ein Gebäude, aber auch ein Auto sein. Zelte bieten keinen Blitzschutz.
Findet man keinen Unterschlupf, so sollte folgendes getan werden:
- Rucksack ausziehen und in Entfernung abstellen: Wanderrucksäcke haben oft ein Metallgestell. Auch andere Metallobjekte – Hany, Velo, Wanderstöcke – entfernt deponieren. Metall – auch wenn es die Spannung nicht anzieht – leitet sehr gut. Es besteht somit also eine erhöhte Verbrennungsgefahr.
- Exponierte Orte vermeiden: Das sind Masten, Türme sowie alle (!) Bäume. Grate, Gipfel, Anhöhen verlassen. Blitze schlagen bevorzugt in die höchste Stelle ein.
- Kauerstellung einnehmen: Man sollte sich ganz klein machen, wobei man den Boden nur mit der kleinstmöglichen Fläche berührt. Beine möglichst dicht zusammenstellen. Auf keinen Fall sollte man sich flach auf den Boden legen. Damit wäre die Angriffsfläche für die elektrische Spannung erhöht, sollte es zu einem Blitzeinschlag in der Umgebung kommen.
- Offene Gewässer vermeiden: Wasser leitet Elektrizität sehr gut. Ist man daher während eines Gewitters im Wasser, kann das verheerende Folgen haben.
- Nachdem der letzte Donner verklungen ist, sollte mindestens 30 weiter Minuten gewartet werden, bevor man den Unterschlupf verlässt.
Kurz zur Erinnerung die Faustregel: Die Anzahl Sekunden zwischen Blitz und Donner geteilt durch 3 ergibt die Distanz zum Gewitter in km. Unmittelbare Gefahr besteht unter einer Entfernung von etwa fünf Kilometer (15 Sekunden).
Auswirkungen des Klimawandels auf Gewitter
Gewitterereignisse werden durch die globale Erwärmung und den Wandel der atmosphärischen Bedingungen immer häufiger und intensiver. Die höheren Temperaturen – u.a. auch im Ozean – führen zu einer verstärkten Verdunstung, was eine höhere Luftfeuchtigkeit bedeutet. Diese führt zu einer grösseren Wahrscheinlichkeit von Gewitterbildung.
Neue Erkenntnisse über Blitze
Ein Forschungsteam aus Innsbruck hat erstmals nachgewiesen, dass sich Blitze in der Region der europäischen Ostalpen innerhalb der letzten 40 Jahre verdoppelt haben. Insgesamt bleibt zwar unklar, wie sich die globale Erwärmung auf Wetterphänomene wie die Blitzaktivität auswirkt. Trotzdem meinen die Forschenden, dass die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen die Gewitter- und demnach auch die Blitzhäufigkeit noch weiter steigen lässt.
Ausserdem haben israelische und amerikanische Wissenschaftler nun erstmals Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sogenannte Superblitze entstehen. Diese kommen fast ausschliesslich im Winter und vorwiegend über dem Meer vor – Namentlich dem Mittelmeer und dem Nordostatlantik. Es gibt sie aber auch im Hochland der Anden.
Superblitze sind tausendmal energiereicher als normale Gewitterentladungen. Verringert sich der Abstand zwischen der Aufladungszone der Wolke und der Erdoberfläche, so steigt die Energie der Blitze rasant an. Es kann also mehr elektrischer Strom fliessen, was die Energie der Entladung dementsprechend erhöht. Die Forschenden vergleichen diesen physikalischen Prozess auch mit der Funktionsweise eines Kondensators.
Dieses Wissen wird in Zukunft helfen, die mögliche Entwicklung von Superblitzen vorherzusagen. Vorerst bleibt aber noch ein Widerspruch: Einerseits könnte der steigende Wasserdampfgehalt der Luft die Gewitter allgemein häufiger machen – und somit auch die Superblitze. Andererseits könnte die Erwärmung solchen Entladungen auch entgegenwirken. Zu Blitzen und Gewitter generell herrscht also weiterer Forschungsbedarf.
AGU: A Possible Cause for Preference of Super Bolt Lightning Over the Mediterranean Sea and the Altiplano
scinexx: Geheimnis der Superblitze gelüftet
Ingenieur.de: Gewitter im Klimawandel: Mehr Blitze, größere Gefahr?
MeteoSchweiz: Gewitter- und Blitzhäufigkeit in der Schweiz
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