Rote Feuerameise sorgt für hitzige Diskussionen
Erstaunlich lange war Europa nicht betroffen, doch nun ist sie auch hier angekommen; die rote Feuerameise.
Ursprünglich stammt die nur wenige Millimeter grosse Feuerameise aus Südamerika. Sie hat sich aber bereits in den USA und Australien sowie in Teilen Asiens etabliert. Sie gilt als eine der aggressivsten und teuersten invasiven Arten der Welt. Die Schäden der roten Feuerameise gehen in die Milliardenhöhe.
Eindringlinge sind oft unerwünscht
Neophyten und Neozoen, so nennt man gebietsfremde Pflanzen und Tiere, die durch den globalen Handel und Transport von Menschen absichtlich oder unabsichtlich über ihr natürliches Verbreitungsgebiet gebracht werden. Absichtlich passiert dies zum Bespiel für die Jagd, Zucht oder zur Schädlingsbekämpfung. Letzteres kann seine Ziele aber auch verfehlen.
Des Öfteren haben diese Arten in ihrer neuen Umgebung keine Feinde und können sich dementsprechend rasch vermehren. So wiederum verdrängt sie heimische Arten: Sie gelten nun Invasiv. Deshalb ist gemäss der Freisetzungsverordnung strengstens untersagt, einige gebietsfremde Neophyten zum Kauf anzubieten, zur Anpflanzung oder in Form eines Blumenstrausses zu verschenken. Ihre Vermehrung durch Wurzeln oder Samen ist dann praktisch nicht vermeidbar.
Ähnliche Gefahren bestehen auch bei den Tieren. Haben diese sich einmal an einem Ort eingenistet, so wird man sie fast nicht mehr los. So ist es auch bei der Solenopsis Invicta, der „unbesiegten“ Roten Feuerameise.
Angespannte Lage
Nun ist die Feuerameise auch in Europa angekommen. Biologen konnten 88 Nester in Sizilien zählen, und die Angst ist gross: Der Klimawandel ermöglicht, dass sich die Ameisen extrem schnell verbreiten könnten. Dies kann nicht nur zu einer Gefahr für unsere Umwelt werden, sondern auch ganz direkt für uns Menschen selbst.
Die Forschenden berichten, dass das befallene Gebiet bereits schwere Schäden genommen hat. Die Feuerameisen sind aktive Jäger und greifen alles an, was ihnen über den Weg lauft; von Insekten bis zu anderen Ameisenarten.
„Sie ist die fünft kostspieligste invasive Art weltweit und hat Einfluss auf Ökosysteme, die Landwirtschaft und die menschliche Gesundheit“
Studie eines Forschungsteams der Universität Florenz
Doch auch für uns Menschen kann das Tier zu mehr als nur zur Plage werden. Die Bissen der roten Feuerameise sind schmerzhaft und nicht ganz ungefährlich. Sie ist eine der Ameisenarten, die neben den kräftigen Kiefer auch einen Giftstachel besitzen. Beisst sie zu, injiziert sie zugleich ein Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde. Dies löst eine brennende Hautreaktion aus, die für Allergikerinnen und Allergiker in einen anaphylaktischen Schock – Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auf eine bestimmte Substanz – münden kann. Diese Reaktion ist lebensbedrohlich.
Wie geht’s weiter?
Wie das Insekt nach Europa kam, ist noch ungeklärt. Genauso wie die Frage, ob sich die Feuerameise auch in der Schweiz ausbreiten wird. Was Forschungen aber bereits zeigen, ist, dass bei jetzigen Umweltbedingungen gut 7 Prozent des Europäischen Kontinents für die Ameise geeignet sind. Zudem wurde festgestellt, dass städtische Gebiete besonders bedroht sind. Dies spannt die Situation noch mehr an, denn viele Grossstädte liegen an Häfen, von woher die Gefahr potenziell weiterverbreitet werden könnte.
Es gibt Hoffnung: Neuseeland ist es bis jetzt gelungen, den Eindringling durch Vergiftung der Nester auszurotten.
Ganz grundsätzlich aber ist die Bekämpfung neuer, möglicherweise invasiver Arten immer ein Tanz auf Messers Schneide. Ein reines Beharren auf „heimischen“, herkömmlichen Arten wird vom Klimawandel zunehmend verunmöglicht. Geöffnete ökologische Nischen bieten dann Raum für neue Besiedelungen, die schnell einmal übermächtig erscheinen können. Es wird notwendig sein, solche Entwicklungen längerfristig zu beobachten, um festzustellen, ob daraus wieder biodiverse Lebensräume erwachsen oder die neuen Organismen ihre Vorherrschaft behalten.
National Geographic: Gefährlich und auf dem Vormarsch: Erste Rote Feuerameisen in Europa angekommen
planetwissen: Invasionsbiologie
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