So bleiben Städte trotz Verdichtung grün
Das Bevölkerungswachstum stellt die Schweizer Raumplanung vor Herausforderungen. Anhand der Stadt Basel sehen wir, dass auch bei knappen Platzverhältnissen sowohl auf die Ansprüche der Gesellschaft als auch der Natur eingegangen werden kann.
Die Schweizer Bevölkerung wächst jedes Jahr um rund 0.7%. Um der wachsenden Bevölkerung genügend Wohnraum zu bieten, werden mehr Häuser gebaut. Dabei geht auch immer mehr unverbaute Fläche verloren, wertvolle Grünflächen verschwinden. Um zu verhindern, dass sich die Siedlungen mehr und mehr in unverbautes Gelände zerstreuen, wurde im Raumplanungsgesetz das Ziel festgelegt, die Siedlungsentwicklung nach innen zu lenken. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass grüne Flächen in den Städten seltener werden.
Stadt Basel mit cleverem System zur Förderung von Grünflächen
Ein Beispiel für eine Stadt, die trotz hoher baulicher Dichte relativ viel Grünraum in ihr Stadtbild integriert hat, ist Basel. Die am dichtesten besiedelte Stadt der Deutschschweiz gilt gleichzeitig als die Stadt, die weltweit den grössten Anteil an begrünten Dachflächen aufweist. Die Stadt Basel hat alleine aufgrund ihrer begrenzten Fläche keine Möglichkeit, sich nach aussen auszubreiten. Die einzigen verbleibenden Wachstumsrichtungen sind folglich nach innen oder in die vertikale. Damit durch dieses Wachstum städtische Grünflächen nicht das Nachsehen haben, hat Basel die Förderung der Grünräume gesetzlich festgelegt. Nebst einer obligatorischen Dachbegrünung ist auch die Finanzierung durch einen „Grünfonds“ festgelegt. Wenn eine Fläche um- oder aufgezont wird, muss der Grundeigentümer die Hälfte des Mehrwerts in diesen Fonds einzahlen. Durch diese Zweckbindung steht der Stadt Basel überdurchschnittlich viel Geld für die Förderung von Grünflächen zur Verfügung. In den nächsten 8 Jahren sollen knapp 100 Millionen Franken in die Stadtbegrünung investiert werden.
Erlenmattpark Basel – Natur inmitten dichter Stadtumgebung
Schon beinahe fertig realisiert ist der Erlenmattpark in Basel. Der 5.7 Hektare grosse Park ist auf dem Areal des alten Güterbahnhofs entstanden und verbindet verschiedenste Interessen, mitunter jene des Naturschutzes. In der Grünanlage leben seltene Tierarten, unter anderem solche, die regional oder gar schweizweit verschwunden sind. Seltene Arten, die im Erlenmattpark vorkommen, sind etwa die Mauereidechse, die Rheinische Flockenblume oder die Königskerze. Die Parkanlage ist klar nach den Grundsätzen der räumlichen Standortdifferenzierung konzipiert. Zwei Drittel des Parks sind Naturschutz- und Schutzzonen, auf der restlichen Fläche steht die Freizeitnutzung im Vordergrund. Besonders für die dicht gebauten benachbarten Quartiere stellt die weitläufige Grünfläche ein wertvolles Naherholungsgebiet dar.
Das Beispiel der Stadt Basel zeigt, dass Grünflächen auch in dicht gebauten Städten weiterhin Platz haben oder sogar neu entstehen können. Mittels gesetzlicher Regelungen kann die Stadtentwicklung in eine Richtung gelenkt werden, die sowohl für die Natur als auch für die breite Bevölkerung gewinnbringend ist.
Auch in anderen europäischen Städten schiesst das Grün obenaus
Dass das Grün nicht nur in Form von Parks oder Dachbegrünungen in die Städte einziehen kann, haben wir letzte Woche im Artikel Innovatives Grün gesehen. Fassadenbegrünungen dienen als Klimaanlage, Schadstoff-Filter und Lebensraum. Das zeigt sich an zahlreichen Beispielen etwa aus Paris, Düsseldorf oder Wien. In der österreichischen Hauptstadt werden Fassadenbegrünungen finanziell gefördert. Grüne Fassaden sind aus Sicht der Hitzebekämpfung besonders sinnvoll, denn sie befinden sich oftmals auf der optimalen Höhe, um den Strassenbereich der Stadt zu kühlen und beanspruchen keinen zusätzlichen Platz. Aber nicht nur Fassaden, sondern auch Terrassen können als Grünräume dienen. Besonders eindrücklich zeigt das der Bosco Verde in Mailand. In der Schweiz ist mit dem „Aglaya“ in Rotkreuz seit kürzerer Zeit ein ähnliches Gartenhochhaus zu bestaunen.
Stadtgärtnerei Basel: Erlenmattpark
densipedia.ch: Der Erlenmattpark vereint Stadt-, Frei- und Grünraum mit Naturschutz
espazium.ch: Das Basler Begrünungsmodell
scnat.ch: Hitze in Städten
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