Das Bundesamt für Raumentwicklung hat acht Punkte festgelegt, die für einen nachhaltigen Quartierbau nötig sind. Dazu gehören: Verdichtetes Bauen um offene Räume zu schaffen; Mobilität (insbesondere Langsamverkehr) miteinbeziehen; sozialen Zusammenhalt generieren; hochwertigen Lebensraum schaffen; langfristige Kostenplanung erstellen; Energie inkl. graue Energie berücksichtigen; Biodiversität und Grünflächen fördern; Recycling und Wassermanagement beachten. Während sich die Schweiz vor allem auf die 2000-Watt-Gesellschaft fokussiert, gibt es in Frankreich seit einigen Jahren das Label ‘EcoQuartier‘, welches ähnliche Linien verfolgt.
Das Label
2009 wurde erstmals von einem EcoQuartier-Projekt gesprochen, 2012 folgte dann das nationale Label ‘EcoQuartier‘. Bis 2015 wurden 39 EcoQuartiers mit mehr als 55‘000 Wohneinheiten realisiert. Weitere 300 Projekte sind in einer Vorphase zum Labelerhalt. Das Label EcoQuartier richtet sich dabei an den urbanen Siedlungsraum.
Das Label stützt sich auf einen 20-Punkte-Plan, welcher in vier Themengruppen unterteilt ist: Entwicklung und Prozess, Lebenswelt und Nutzung, Entwicklung der Fläche, Ressourcenschutz in Bezug auf den Klimawandel.
“An EcoQuartier is not an object, it’s an approach carried out by various players…”
Franck Faucheux, Verantwortlicher EcoQuartier im Ministerium
Bereits in den ersten Punkten wird betont, dass sich eine Siedlung insbesondere auf die vorherrschenden Faktoren stützen muss. Hierbei ist auch der Einbezug der lokalen Bevölkerung zentral. Obwohl der Einbezug von Regierungsvertretern, lokaler Bevölkerung und Unternehmern den Dialog verkompliziert, erhöht man damit die Akzeptanz. Nebst dem Vorsatz, dass verschiedene Lebenswelten im selben Quartier Platz finden (Arbeit, Wohnen, Gewerbe), sollen auch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen vertreten sein, um eine diverse Wohnsiedlung zu erreichen. Dabei soll die Siedlung die lokale Identität und Kultur wiederspiegeln. So gibt es nicht DAS EcoQuartier, sondern die Siedlung entsteht im Dialog.
In Bezug auf die Baumaterialien soll auf lokale Baustoffe zurückgegriffen werden. Die Nähe zur Infrastruktur wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln sichergestellt. Parkplätze sind limitiert und insbesondere der Langsamverkehr und Fahrgemeinschaften oder Carsharing sollen gefördert werden. Ein ‘intelligentes‘ Stromverteilungssystem liefert dort Strom, wo dieser gerade benötigt wird.
In Rücksicht auf die Natur sollen Rohstoffe rezykliert und Abfall reduziert werden. Regenwasser und Brauchwasser sollen ebenfalls in die Kreisläufe integriert werden. Gemeinsame Grünflächen fördern dabei die Biodiversität und schaffen Erholungsplätze und ein gutes Siedlungsklima.
Zu welchem Anteil diese Punkte erfüllt werden müssen, um das Label zu erhalten, war für uns leider nicht ersichtlich.
Projekte in Frankreich
- éco-quartier Clichy-Batignolles: Erneuerung des 17. Arrondissement in Paris. Dabei soll eine grosse Parkanlage integriert werden und 3‘400 Wohnungen sowie das neue Gerichtsgebäude entstehen. Die Überbauung sollte 2019 beendet sein.
- Les Docks de Saint-Ouen: In der Agglomeration von Paris sollen auf rund 12 Hektaren, dem ehemaligen Industrie- und Gewerbegebiet, vier verschiedene Wohntypen in einer Überbauung entstehen, welche unterschiedlichen Lebensstilen Rechnung tragen (Video dazu unten).
- Ginko, Bordeaux: Am Ufer des Lac de Bordeaux liegt die Siedlung Ginko. Die letzten Wohnungen sind nächstes Jahr bezugsbereit. In diesem Quartier gibt es nebst Unterkünften für ältere Menschen auch solche für Alzheimerpatienten.
Ecoquartier in der Schweiz
Während der Name EcoQuartier in Frankreich als Label gilt, gibt es ähnliche EcoQuartiers (écoquartier/ecoQuartier) beispielsweise in Genf oder Lausanne. Sie sollen einerseits den Ansprüchen einer 2000-Watt-Gesellschaft genügen, anderseits eben auch soziale Diversität – verschiedene soziale Schichten wie auch unterschiedliche Generationen – in die Siedlungen bringen. Im ‘Plaines-du-Loup‘ in Lausanne sollen auf einer Fläche von 30 Hektaren 3‘500 Wohnungen sowie Gewerbe und Vergnügungsmöglichkeiten entstehen. Baubeginn ist 2017, Bezug 2019.
Im deutlich kleineren Projekt in Genf (Écoquartier Jonction) entstehen 312 Wohnungen. Erste Gebäude sind bereits bezogen worden, der vollständige Abschluss erfolgt 2018.
Im folgenden Artikel werden wir uns mit der 2000-Watt-Gesellschaft auseinandersetzen.
Weiterführende Informationen/Quellen:
EcoQuartier, 20-Punkte-Plan
éco-quartier Clichy-Batignolles
Les Docks des Saint-Ouen
Ginko, Bordeaux
Écoquartier Jonction, Genf
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