Weltkatzentag: Wieso über eine obligatorische Chip- und Kastrationspflicht diskutiert wird

Die Beisserchen dieser jungen Katze sind noch recht harmlos Die Beisserchen dieser jungen Katze sind noch recht harmlos

Schon seit geraumer Zeit leben Mensch und Katze unter einem Dach. Heute landen die Stubentiger leider immer häufiger in Tierheimen. Auch verwilderte Tiere, die sich unkontrolliert vermehren, sind ein ungelöstes Problem.

Schon vor 10.000 Jahren scheinen Menschen Katzen als Haustiere gehalten zu haben. Aus dieser Zeit schätzt man nämlich ein auf Zypern gefundenes Katzengrab ein. Heute geht man davon aus, dass sich die Menschen seit dem Aufkommen der Sesshaftigkeit Katzen hielten, um ihre Vorräte vor Mäusen und anderen Nagern zu schützen. Damals schiffte man eine Unterart der Wildkatze Felis silvestris aus dem Nahen Osten nach Europa, die als Stammpopulation aller heutigen Hauskatzen gilt.

Schon in Ägypten das beliebteste Haustier

Auch im Alten Ägypten lebten die Tiere als Haustiere und in Tempeln unter Obhut von Priestern. Im schwarzen Land wurden Katzen verehrt und genossen eine ganz besondere Stellung. Bastet, Tochter des Sonnengottes Re, wurde in der ägyptischen Mythologie als Katze dargestellt. Die Ägypter glaubten nämlich, dass ihre Götter in Form von Tieren erscheinen.

„Weil die Ägypter nach dem Tod nicht auf ihre Haustiere verzichten wollten, ließen viele ihre Gefährten mumifizieren und mit ins Grab legen“ Salima Ikram, Professorin an der Amerikanischen Universität Kairo

Dass ihre Göttin der Fruchtbarkeit Bastet mit der Katze verbunden wurde, liegt wahrscheinlich an den Charaktereigenschaften der Raubtiere. Katzen besitzen sowohl sanfte als auch unbändige Eigenschaften. Im alten Ägypten war die Katze deshalb, wie auch bei uns heute, das beliebteste aller Haustiere.

In all den Jahren blieb ihr Charakter erhalten

Heute lebt in jedem vierten Schweizer Haushalt eine Katze. Nicht alle dieser Katzen werden noch heute, gleich dem Alten Ägypten, wie Gottheiten verehrt. Viele Tiere werden leichtsinnig angeschafft und – wenn sie nicht mehr jung und niedlich sind – ausgesetzt oder in Tierheime abgeschoben. Meistens liegt der Grund darin, dass sich die Besitzer nicht bewusst sind, was es heisst, sich um ein Tier zu kümmern, oder dass sie mit den eigenwilligen Charakterzügen der Katze nicht umgehen können. Katzen können sich an ein häusliches Leben anpassen, sie werden aber immer Raubtiere und Individualisten bleiben und ihre Freiheiten schätzen. Ein Katzenbesitzer muss sich damit abfinden können, dass die entgegengebrachte Liebe auf katzeneigene Art und Weise erwidert wird. Trotz ihrer Eigenständigkeit können Katzen jedoch sehr innige Beziehungen zu ihren Besitzern aufbauen. Verhaltensprobleme von Hauskatzen sind meist eine Folge von nicht artgerechter Tierhaltung.

Herrenlose Tiere sorgen für Kopfzerbrechen

Wie oben angesprochen landen heutzutage sehr viele Katzen in Tierheimen. Kürzlich meldete das Heim des Aargauischen Tierschutzvereins (ATs), dass alle Plätze für Katzen besetzt seien. Astrid Becker – Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins – setzt sich deshalb für die Einführung einer Chip- und Kastrationspflicht von Katzen ein. So könnten entlaufene Katzen problemlos zu ihren Frauchen zurückgeführt werden und würden nicht Heim landen. Sie erklärt zudem, dass der Chip die Tiere davor bewahrt, von ihren Besitzern ausgesetzt zu werden, da sie auf ihre Halter zurückzuführen sind.

«Bei Katzen ist es sehr schwierig, zu unterscheiden, ob sie entlaufen oder ausgesetzt worden sind. Deshalb fordern wir, nach den Hunden auch für die Katzen eine Chip- und auch eine Kastrationspflicht einzuführen.»
Astrid Becker, Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins

Zudem ist es wichtig, die unkontrollierte Vermehrung der Tiere in freier Wildbahn einzudämmen. Verwilderte und streunende Katzen in der Schweiz sind ein grosses Problem. Die Tiere wandern von Hof zu Hof und decken andere Artgenossen. Das Verhindern einer übermässigen Vermehrung scheint dadurch schier unmöglich. Die Tatsache, dass die Stubentiger einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Ökosysteme haben (wir berichteten in einem Beitrag vom 18. August 2014), verschärft die Lage zusätzlich.

„Die Streunerproblematik ist mit viel Tierleid verbunden. Vermehren sich Katzen übermässig, bilden sich schnell grosse Populationen auf engem Raum, was zu Hygieneproblemen und zur Ausbreitung von Krankheiten führt. Viele Tiere sterben qualvoll, weil sie keine medizinische Versorgung erhalten oder nicht ausreichend Nahrung finden.“
Petition Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen in der Schweiz

Die Diskussion um die Katzenproblematik flammt immer wieder auf, versickert aber jeweils relativ schnell wieder. Grund dafür ist wohl, dass Massnahmen – sprich die Tötung verwilderter Katzen oder eine geforderte Kastrationspflicht – emotionale Reaktionen und oft einen grossen Aufschrei auslösen. Eine schnelle Lösung der unkontrollierten Fortpflanzung von Freigänger-Katzen und eine gesetzliche Verankerung sollte aber für beide Parteien – Katzenliebhaber und Gegner – von grossem Interesse sein.

Petition „Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen in der Schweiz“ → Zur Petition

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail [email protected]

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.