Unser Wald: Forst- und Waldwirtschaft

Unser Wald: Forst- und Waldwirtschaft

Die Menschen bewirtschaften den Wald schon seit langer Zeit. Heute entwickelt sich die Forstwirtschaft zunehmend in eine ökologische Richtung.

Die Bewirtschaftung des Waldes hat ihren Ursprung schon vor über 10 000 Jahren. Menschen nutzen den Wald zu ihren Vorteilen und gestalten diesen durch Abholzung und Aufforstung um. Während sich der Eingriff des Menschen in den Wald lange Zeit um die Selbstversorgung mit Feuerholz oder die Gewinnung von Ackerland drehte, entwickelte er sich später zu einer profitorientierten Forstwirtschaft. Diese ist heute ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Anfänge der Forstwirtschaft

Zu Beginn der profitorientierten Forstwirtschaft stand vor allem die Rohstofferzeugung im Vordergrund. Eine ausbeutende Waldbewirtschaftung nahm ihren Lauf. Viele Urwälder wurden durch Fichtenwälder ersetzt, um einen möglichst grossen Holzertrag zu erzielen. Immer mehr Monokulturen entstanden und die Biodiversität ging verloren. Ausserdem wurde Platz geschafft für die Viehzucht. Spätestens mit dem Waldsterben wurde dann deutlich, dass diese Form der Bewirtschaftung das Ökosystem Wald stark gefährdete.

Auswirkungen einer nicht ökologischen Forstwirtschaft

Eine nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegte Bewirtschaftung hat viele negative Auswirkungen auf das Ökosystem. Wichtig für den Nährstoffkreislauf im Wald ist sein Boden. Ein Waldboden ist aufgebaut wie ein Schwamm, durchzogen mit vielen feinen Kanälchen, die für die Belüftung wichtig sind. Darin hausen Bakterien, Pilze und Tiere, die Laub und Totholz in Nährstoffen verwandeln. Zudem erlaubt dieses Kanalsystem die Speicherung von Wasser. Die geringste menschliche Aktivität führt zu Veränderungen in dieser Struktur: Der „Schwamm“ wird zusammengedrückt und richtet seine Poren nicht mehr auf. Diese Bodenverdichtung, die bereits früher durch Karren oder Pferdgespanne ausgelöst wurde, wird heute durch die tonnenschweren Holzerntefahrzeuge noch weit verschlimmert.

Kahlschlag als Form der Waldbewirtschaftung bringt gleich zwei negative Folgen mit sich. Bei dieser Bewirtschaftungsform werden Bäume der gleichen Gattung gepflanzt. Dadurch wachsen die Bäume im gleichen Tempo und werden etwa gleich hoch. Es bildet sich eine undurchdringbare Blätterdecke, durch die kein Sonnenlicht fällt. Ohne Licht entwickeln sich neben den grossen Bäumen keine anderen Pflanzen, die Biodiversität nimmt stark ab.

Wenn dann bei einem Kahlschlag die Bäume mit des gleichen Jahrgangs alle gefällt werden, bleibt kaum Totholz übrig. Dieses spielt wiederum eine grosse Rolle in Bezug auf die Biodiversität und den Kreislauf des Lebens. Da bei einer ausbeutenden Bewirtschaftung jeder kleine Rest als Ertrag verkauft wird, entsteht auch dadurch ein Mangel an Totholz.

Ökologische Forstwirtschaft

Auch eine ökologische Forstwirtschaft ist nicht mit Naturschutz gleich zu setzen, denn es bleibt eine Wirtschaft, die zu Erträgen führen soll. So sind auch bestens bewirtschaftete Parzellen weit von natürlichen Wäldern entfernt. Wie Peter Wohlleben, der bekannte deutsche Autor und Forstwart, erklärt:

Denn Wirtschaften heisst ja, die Früchte der Arbeit, also das Holz, auf dem Höhepunkt seines Wertes zu nutzen. Das Gegenteil von Forstwirtschaft wäre Naturschutz, der völlige Verzicht auf menschliche Aktivitäten.“

Die Forstform, die einem Urwald am nächsten kommt und vom Menschen genutzt werden kann, nennt sich Plenterwald. Bei dieser Bewirtschaftung werden Bäume aller Art und Altersgruppen gemischt und es findet kein Kahlschlag statt. Dabei soll naturgemäss gewirtschaftet werden, man orientiert sich bei jedem Eingriff zuerst an natürlichen Prozessen. Durch verschieden hohe Bäume dringt an verschiedentlich Licht in die unteren Etagen des Waldes, welches das Wachstum anderer Pflanzen, Pilze und Tiere fördert. Im Plenterwald wird Verzicht geübt, das heisst einige Bäume werden stehen gelassen und können so viele hundert Jahre alt werden. Alte Bäume dienen vielen Lebewesen als Lebensraum, dadurch erhöhen sie die Biodiversität. Dies hat auch für die Förster Vorteile. Ein Mittelspecht, der vorzugsweise in alten Buchen haust, wird zum Schädlingsbekämpfer, indem er Jagd auf Borkenkäfer macht. Durch den Verzicht auf einen kleinen Teil des Holzertrages kann zudem ausreichend Totholz liegen gelassen werden. Ein Plenterwald, durchsetzt mit Schutzgebieten, ist auch laut Wohlleben die schonendste und sinnvollste Form der Bewirtschaftung.

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