Die Faszination eines minimalistischen Lebens im Tiny House wird immer grösser. Man kann mit den wenigen Quadratmetern nicht nur ein kostengünstiges Eigenheim erwerben, sondern auch umweltfreundlich und ressourcensparend leben. Denn eine kleine Wohnfläche bedeutet geringere CO2- Emissionen, da weniger Heizkosten und weniger stromfressende Geräte anfallen. Auch werden für den Bau weniger Ressourcen benötigt. Die Verwendung von ökologischen Baumaterialien ist im Vergleich zu herkömmlichen Materialien zwar teurer, durch den geringeren Bauumfang bei den Minihäusern aber besser realisierbar. Auch bedeutet weniger Platz zum Wohnen einen reduzierten und bewussteren Konsum der Bewohner. Zusätzlich werden bei der mobilen Variante, den Häusern auf Rädern, weniger Flächen versiegelt.
Stromautark
Viele Tiny- House Hersteller bieten mittlerweile autarke beziehungsweise teilautarke Minihäuser an. Diese sind vom Stromnetz und der Wasserversorgung und -entsorgung unabhängig.
Den eigenen Öko- Strom zu produzieren lässt sich durch Anbringen von Photovoltaik Anlagen auf dem Dach und der Speicherung in Batterien einfach bewerkstelligen. Die Grösse der Dachfläche eines Minihauses ist laut einer Untersuchung der Uni Konstanz für den Stromverbrauch eines 1-2 Personenhaushaltes ausreichend.
Nachhaltige Sanitäranlagen
Auch wenn eine vollständige Wasserautarkie in der Schweiz rechtlich nicht möglich ist, können im Tiny House dennoch bis zu 95 Prozent des Abwassers und auch die Verschwendung von wertvollem Trinkwasser reduziert werden. Wassersparen kann man durch das Verwenden einer Trockentrenntoilette oder Kompostiertoilette. Das TC („Trocken Closet“) sieht dabei aus wie ein WC, jedoch werden anstatt einer Wasserspülung Rindenmulch, Sägespäne oder einem ähnliches Pflanzeneinstreu verwendet. Flüssige und feste Stoffe werden direkt getrennt, sodass keine Gerüche durch Ammoniakbildung und andere Gärprozesse (wie zum Beispiel beim Plumpsklo) entstehen. Ausserdem entsteht kein Schwarzwasser, also Wasser mit Fäkalien, welches wieder aufwendig in Kläranlagen recycelt werden muss. Der gesammelte Urin kann mit Wasser verdünnt als Pflanzendünger verwendet werden. Die festen Ausscheidungen können für die Herstellung von Schwarzerde auf dem Kompost dienen. Die durch die menschliche Nahrung aufgenommenen Nährstoffe werden so dem Naturkreislauf dank Kompostierung wieder zurückgeführt.
Durch das Benutzen einer Pflanzenkläranlage kann das Grauwasser - das Abwasser aus Dusche und Lavabo - upcycelt werden und so zum Duschen oder in der Waschmaschine mehrfach verwendet werden. Dazu wird das Wasser in einen Bereich mit Sumpfpflanzen gegeben und nach dem Aufbereitungsvorgang wieder entnommen. In ihrem Wurzelbereich haben diese Pflanzen Mikroorganismen, welche das Wasser reinigen. Es ist sogar möglich, mithilfe von UV-Bestrahlung und Umkehrosmose wieder Trinkwasser zu erhalten. Das Bewusstsein beim Gebrauch von Waschmitteln und Chemikalien wird erhöht, denn man ist nun selbst verantwortlich, was und wieviel man in den Ausguss giesst.
Das Wohnen im Tiny House ist nicht die einzige Möglichkeit, umweltbewusster und nachhaltiger zu leben. Jedoch macht es das minimalistische Leben einfacher, bewusst mit den Ressourcen umzugehen, da Wasser und Energie gespart und Strom selbst hergestellt werden kann und somit CO2-Emissionen verringert werden. Zu beachten ist dabei, dass nur bei guter Dämmung und geeigneten Baumaterialien der Energiebedarf tatsächlich geringer ist als bei einem konventionellen Haus.
Quellen und weitere Informationen:
Uni Konstanz: Stromkalkulation
ownworld: Bauweise eines Tiny-Haus
Autarkie im Tiny-Haus
CO2 Bilanz im Tiny-Haus
Kommentare (2) anzeigenausblenden
Vielen Dank für ihren Kommentar. Sie haben vollkommen Recht, das Eigenheim ist ein Traum für Privilegierte, ob nun mit vielen oder wenigen Quadratmetern. Es gibt vor allem in den Städten zu wenig Platz, als dass jeder sein eigenes Haus besitzen könnte.
Zunächst zu dem Foto: Diese mobile Variante eines Tiny Hauses ist ein Beispiel und wurde wahrscheinlich so fotografiert, weil es schön aussieht. Leider gab es keine anderen kostenlosen Bilder zur Auswahl. In der Realität stehen diese mobilen Häuser meist auf Campingplätzen, vor Bauernhöfen oder auf brach liegenden Flächen. Ob man Campingplätze schön findet, ist wohl Geschmackssache. Vergleicht man die Flächennutzung mit einem Hochhaus, wird sich wohl eine schlechtere-, im Vergleich mit einer Neubausiedlung wohl eine bessere Flächennutzung ergeben.
Feststehende Tiny-Häuser brauchen, wie jedes andere Wohnobjekt, einen Bauplatz und haben weniger Campingcharakter, da es sich um richtige Häuser handelt. Im Unterschied zu einem traditionellen Haus können auf einem Bauplatz jedoch mehre Tiny-Häuser für mehrere Familien gebaut werden als nur ein Haus für eine Familie.
Das im Artikel beschriebene autarke Haus hat eine Wohnfläche von 18m^2 und ist für 1-2 Personen gedacht. Die Wassertanks befinden sich unter der Erde, die Pflanzenkläranlage ist ca 1 auf 1m und ca 1, 50m hoch, braucht also nicht so viel Platz, wie Sie vermuten. Desweitern hat der Besitzer die Umkehrosmose und UV- Behandlung des Wassers in der Küche des Hauses untergebracht, es braucht also keinen weiteren Platz. Der selbstproduzierte Strom reicht ihm dafür völlig aus. Das Haus wurde im Garten eines bestehenden Hauses gebaut.
Meiner Meinung nach sind die verminderte Wohnfläche und das minimalistische Leben im Allgemeinen schon sehr umweltbewusst. Es braucht bei geeigneter Dämmung weniger Heizkosten und weniger CO2. Durch die minimalistische Lebensweise reicht auch der eigene Strom aus, das Konsumverhalten ist stark minimiert und hat man eine zusätzliche Wasseraufbereitung lässt sich noch mehr Energie (die der Abwasserreinigungsanlagen) sparen.