«Die Möglichkeiten sehen und etwas positives verändern»

Der Master in Energiewissenschaften und Technologien beinhaltet nicht nur Themen zu erneuerbaren Energien, auch energieeffiziente Mobilität ist ein wichtiger Aspekt.   Der Master in Energiewissenschaften und Technologien beinhaltet nicht nur Themen zu erneuerbaren Energien, auch energieeffiziente Mobilität ist ein wichtiger Aspekt.

Umwelt- und Klimaschutz ist für viele junge Schweizerinnen und Schweizer ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Umweltnetz-Schweiz will genauer wissen, weshalb.

Ob privat, in einer Organisation oder auf dem beruflichen Werdegang, viele Jugendliche und junge Erwachsene investieren ihre Zeit für den Schutz der Umwelt und den Kampf gegen den Klimawandel. Für die kommende Artikelserie hat Umweltnetz-Schweiz einige von ihnen nach ihren Beweggründen befragt.

 

Daniel Andersen hat einen Bachelor in Umweltnaturwissenschaften. Nun absolviert er seinen Master für Energiewissenschaften und Technologie an der ETH in Zürich. In einem informativen Gespräch erzählt der 23-Jährige mehr über sein Studium und seine Einstellung gegenüber Umweltthemen.

 

Umweltnetz-Schweiz: Du hast einen Bachelor in Umweltnaturwissenschaften. Wie kommt es dazu, dass du dich für einen Studiengang im Umweltbereich entschieden hast?

Daniel Andersen: Als es Zeit war, mich für ein Studium zu entscheiden, war mir sehr wichtig, dass ich mit meiner Arbeit später etwas Sinnvolles machen kann. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass eine Arbeit, die mit Umweltschutz und damit, uns vor dem Klimawandel zu bewahren oder seine Folgen abzuschwächen zu tun hat das sinnvollste war, das man machen kann. Deshalb habe ich mich für diesen Studiengang entschieden.

 

Un-S: Es gibt verschiedene Gebiete, wenn es um das Thema Umwelt geht. Wald, Wasser, Atmosphäre, Landwirtschaft etc. Du hast dich nun für den Master Energiewissenschaften und Technologien entschieden. Weshalb hast du gerade diese Richtung gewählt?

D. A.: Was wir im Bachelor lernten, das ging mehr in Richtung der Vermittlung von Umweltanliegen oder des Definierens und Berechnens irgendwelcher Massnahmen oder ökologischer Fussabdrücke. Das fand ich sehr spannend. Ich möchte mich aber mehr Richtung Energiesektor spezialisieren, da ich das Gefühl habe, dass dort jetzt sehr viel gemacht werden muss und vor allem in den nächsten 30 Jahren noch sehr viel gehen wird. Die Rolle des Vermittlers möchte ich eigentlich immer noch weiterhin wahrnehmen. Aber ich fand, ich brauche noch mehr technisches Wissen, um dann mit den Menschen reden zu können.

«Ich muss zuerst wissen, was überhaupt technisch machbar ist, um dann Möglichkeiten zu sehen und etwas positives verändern zu können.»

 

Un-S: Engagierst du dich auch neben deinem Studium für Klima- und Umweltthemen?

D. A.: In meinem Privateben schon, ja. Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen, nicht innerhalb eines Kontinents zu fliegen - was auch schon zu recht langen Zugreisen geführt hat. Ausserdem versuche ich möglichst wenig Fleisch zu essen, wann immer möglich mit dem Velo oder sonst mit dem ÖV unterwegs zu sein und gebrauchte Dinge zu kaufen anstelle von neuen. Ich bin jetzt in keinem Verein oder so, aber vertrete in politischen Abstimmungen und auch in Diskussionen eher einen nachhaltigen Standpunkt.

 

Un-S: Es ist nicht selbstverständlich, dass sich junge Menschen in der Schweiz für das Klima und die Umwelt einsetzten. Was haltest du von Menschen, die sich nicht dafür interessieren?

D. A.: Ich finde, es gibt immer zwei Seiten. Es gibt einerseits diejenigen, die zu wenig darüber wissen, und die möchte ich auch überhaupt nicht verurteilen. Es wäre die Rolle des Staates oder von Menschen wie uns, die das studieren, ihnen diese Themen näher zu bringen. Aber dann gibt es andererseits auch Leute - mit welchen ich beispielsweise auch schon diskutiert habe - die Tatsachen wie zum Beispiel den Klimawandel in Frage stellen. Dort habe ich das Gefühl, es ist einfach Bequemlichkeit.

«Wenn man nicht an den Klimawandel glaubt, dann muss man sich auch nicht entsprechend verhalten. Das finde ich ist eine sehr egoistische Art zu handeln oder zu denken.»

 

Un-S: Gibt es bei dir persönliche Grenzen in Bezug auf den Umwelt- und Klimaschutz? Dinge die du in deinem Lebensstil zugunsten davon nicht ändern möchtest?

D. A.: Ich denke schon, ja. Beispielsweise beim Fleischkonsum habe ich bemerkt, dass mir der totale Verzicht schwerfällt. Ab und zu, beispielsweise an Weihnachten, esse ich daher Fleisch. Bei solchen Dingen schaue ich immer in Relation, wie viel Treibhausgase ich bereits eingespart habe. Dann ist es für mich persönlich okay, einmal Fleisch zu essen oder einmal das Auto zu benützen für eine Strecke, wo es auch ÖV gäbe - einfach weil es bequemer ist. Ich glaube, die Grenze ist bei mir der absolute Verzicht: Zu sagen, das mache ich sicher nicht mehr - nie mehr. Dasselbe gilt beim Fliegen. Ich versuche einfach möglichst wenig zu fliegen, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass ich in meinem Leben nochmal fliegen werde.

 

Un-S: Warum denkst du, gibt es da eine Schmerzensgrenze?

D. A. (Lacht): Bequemlichkeit? Erstens sicher Bequemlichkeit. Zweitens, weil ich mir zwischendurch nicht mehr so sicher bin, ob wir wirklich unter 2 oder 3 Grad Erderwärmung bleiben werden. Dann denk ich mir: Wenn sowieso alle anderen regelmässig fliegen, dann darf ich aus Fairness auch noch einmal fliegen, wenn ich unbedingt irgendwo hinmöchte. Der dritte Grund ist - beispielsweise gerade beim Fleischessen – dass ich bereits sehr viel bewirke, wenn ich anstelle von täglich nur einmal alle Halbjahre Fleisch esse. Der letzte Verzicht würde nur noch so wenig CO2 sparen, dass ich mir sage, dass mir das zu wenig ist, im Gegensatz dazu, was es mir bedeuten würde.

 

Un-S: Herzlichen Dank, für dieses informative Gespräch!

 

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