Wie ein Flugkapitän den Autopiloten sollen die LKW-Fahrer beim Platooning nur noch die Geräte ihrer Fahrzeuge überwachen. Selbstständiges Spurhalten, Bremsen und Steuern ist dabei nicht mehr nötig. Mit einer elektronischen Deichsel werden mehrere Fahrzeuge über WLAN aneinander gekoppelt und fahren in einem Abstand von nur 15 Metern hintereinander her. Lediglich der Fahrer im ersten Truck muss aufmerksam seiner gewohnten Arbeit nachgehen. Die einzelnen Lastwagen sollen sich dabei auch in der Reihenfolge abwechseln - jeder einmal führen und dann wieder nach hinten fallen lassen.
Warum Platooning?
Befürworter dieser Technologie sprechen von massiven Treibstoffeinsparungen, da durch einen geringen Abstand die hinteren Fahrzeuge im Windschatten der vorderen fahren können. Dies wäre auch ökologisch ein Pluspunkt, da durch das Einsparen von Kraftstoff weniger CO2 ausgestossen wird. Wie gross die Ersparnis allerdings tatsächlich ist, hängt von vielen Faktoren ab; der vom Konvoi zurückgelegten Strecke, dem Tempo oder auch der Steigung. Schätzungen gehen dementsprechend weit auseinander, man spricht von 3-20% Einsparnis. Mit vermindertem Dieselverbrauch würden die Strassentransporte zudem noch billiger werden.
Verkehrsexperte Thomas Sauter-Servaes, äussert sich via der Zeitschrift „Beobachter“ zum Thema. Er meint, dass sich mit dem Platooning der Güterverkehr langfristig von der Schiene auf die Strasse verlegen würde. Aufgrund einer Zunahme der Lastwagenfahrten würde unter dem Strich also mehr CO2 in die Atmosphäre gelangen und keine Einsparnis stattfinden. Zudem wären die Strassen somit noch stärker überlastet.
Versuche in der Schweiz
Im vom Bundesrat verfassten Verlagerungsbericht 2017 steht: „Das Potenzial für den Einsatz selbstfahrender Güterfahrzeuge dürfte vor allem auf der Gotthard- Strassenachse bestehen.“ Der Bundesrat meint ausserdem, er wäre offen für Pilotversuche auf dem schweizerischen Nationalstrassennetz. Heisst also, dass auch hier in der Schweiz bald autonom fahrende LKW-Konvois anzutreffen sein könnten. In Deutschland und Amerika sind solche Versuche bereits durchgeführt worden. Was man dabei allerdings beachten muss, sind die verschiedenen Gegebenheiten auf den Strassen. Amerika mit seinen geraden, langen Highways, auf denen der Verkehr immer fliesst, eignet sich für solche Testfahren sicherlich besser als die Schweiz mit der viel befahrenen und stockenden Gotthardachse. Denn wenn die Fahrzeuge im Stau stehen, nützt auch das ausgefeilteste Platooning nichts.
Zukunft auf den Schienen statt den Strassen
Auch wenn Platooning in der Theorie vielversprechend und einfach klingt, eine sinnvolle Lösung scheint es aus ökologischer Sicht nicht. Gerade hier in der Schweiz haben wir die letzten Jahre viele Millionen Franken in Eisenbahntunnels und den Bahnverkehr investiert. Daher macht es mehr Sinn, unsere Strassen durch die Verlagerung auf den Schienenverkehr zu entlasten. Ausserdem sind unsere Autobahnen viel befahren und besonders auf der Gotthardstrecke stockt es immer wieder, was nicht wirklich gute Voraussetzungen für das Platooning schafft. Auch zum Aspekt der Sicherheit bestehen verschiedene Meinungen. Die Lastwagenlobby meint das System wäre äusserst präzise und die WLAN-Verbindungen nur schwer von aussen einzuhacken. Gegner behaupten natürlich das Gegenteil. Auch wenn selbstfahrende Fahrzeuge in Zukunft wahrscheinlich zu unserem Alltag gehören werden, Platooning ist in der Schweiz noch nicht angekommen - und wird es wohl auch kaum.
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