Obwohl zusehends international organisierte Klimaskeptiker und –leugner versuchen, seriöse Wissenschaftler zu diffamieren, zeigen die Klimamodelle doch mit überdeutlicher Übereinstimmung, dass der Klimawandel leider Realität geworden ist und zudem weit schneller und dramatischer abläuft als viele Prognosen angenommen haben.
Schnelles Handeln ist dringender denn je, jede Verzögerung kommt uns teuer zu stehen, viel teurer, als wenn wir jetzt endlich und konsequent handeln würden. Es ist vielen Menschen noch nicht bewusst, wie ernst die Situation bereits ist und wie stark unsere Lebensgrundlagen bedroht sind. Wir befinden uns in einer globalen Krise, deren Bewältigung die grosse Herausforderung unserer Zeit und Generation ist.
Im Pariser Klimaabkommen haben sich die Staaten verpflichtet, alles zu unternehmen, damit sich die globale Temperatur nicht über 2°C, bzw. nach Möglichkeit nicht über 1,5°C erwärmen soll. Dazu muss der Verbrauch fossiler Energieträger bis spätestens 2050 auf Netto Null abgesenkt, bzw. auf deren Gebrauch vollständig verzichtet werden. Dazu braucht es einerseits den politischen Willen aller Staaten und andererseits die Innovationskraft, umweltgerechte und klimaschützende Alternativen zu entwickeln und einzusetzen.
Weil der CO2-Ausstoss in den meisten industrialisierten Ländern die wichtigste Quelle der Treibhausgas-Emissionen ist, kommt für den Klimaschutz dem Verkehr eine zentrale Bedeutung zu. Die Schweizer Treibhausgas-Emissionen entfallen zu rund einem Drittel auf den inländischen Verkehr. Dieser Wert steigt unter Einbezug des schweizerischen Anteils am Flug- und Schiffsverkehr auf 45%. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt einen deutlichen Anstieg der pro Einwohner zurückgelegten Distanzen, wobei insbesondere der Flugverkehr stark zugenommen hat. Dennoch muss sich die Mobilität in den nächsten Jahren drastisch ändern. Einerseits müssen technologische Neuerungen den Durchbruch schaffen und andererseits werden auch Verhaltensänderungen nötig sein, um die Mobilität bis 2050 aus ihrer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu befreien.
Dass dies möglich ist, zeigte sich an der kürzlich vom VCS organisierten „Fachtagung fossilfreie Mobilität“. Allerdings sind politische Rahmenbedingungen nötig, wie der bekannte Klimaforscher Reto Knutti betonte, da bisher noch kein Umweltproblem durch Freiwilligkeit gelöst wurde (vgl. zB. FCKW). Aktuell seien wir nicht auf Kurs; obwohl das Ziel erkannt ist, sind die Handlungswege nicht beschlossen. Um bis 2050 (ohne Auslandkompensationen!) eine Netto-Null-Bilanz vorweisen zu können, müssen die CO2-Emissionen bis 2030 mindestens halbiert sein.
In zahlreichen ergänzenden Referaten zeigten verschiedene Fachleute auf, welche Wege zur Dekarbonisierung unseres Energiehaushalts sich anbieten. So wurde beispielsweise für den Flugverkehr -ausser dem Verzicht auf Kurzstreckenflüge und der Reduktion der Flugbewegungen- verlangt, dass baldmöglichst erneuerbare bzw. synthetische Treibstoffe und Brennstoffzellen eingesetzt werden. Kurzfristig müssten die Befreiung der Fluggesellschaften von der Kerosinsteuer aufgehoben und distanzabhängige Flugticketabgaben als klimawirksame Lenkungsmassnahme zur Äuffnung eines Klimafonds erhoben werden. Dass 80% der Flüge ab Schweizer Flughäfen innereuropäisch enden, zeigt, welch grosses Suffizienzpotenzial brachliegt!
„Kurzstreckenflüge nur für Insekten !“
Stéphanie Penher, Bereichsleiterin Verkehrspolitik VCS
Für den landgestützten Verkehr zeichnet sich ab, dass sich im MIV zusehends das Elektrofahrzeug durchsetzen wird. Demgegenüber wird die Wasserstofftechnologie im Güter- bzw. Schwerverkehrsbereich (Lastwagen, Güterzüge, Schiffe, Flugzeuge) von Vorteil sein. Da ihre Produktion sehr viel Energie verschlingt und ihr Wirkungsgrad sich bloss im Rahmen der herkömmlichen Verbrennungsmotoren bewegt, eignet sich die Wasserstoff-Technologie nicht für den Einsatz im Personenwagen. Dort haben der Elektromotor mit seinem hohen Wirkungsgrad und der vorallem über Solarzellen erzeugten erneuerbaren Energieversorgung klare Vorteile. Dazu berechnet das BfE für die Schweiz ein ausreichend grosses photovoltaisches Potenzial von 82 TWh (50 TWh auf Dächern, 17 TWh an Fassaden, 15 TWh auf Infrastrukturanlagen).
Der Vermeidung innerstädtischer Emissionen und Belastungen des Siedlungsraums dient aber nicht nur der Umstieg fossilbetriebener Personenwagen, Motorräder und Roller, sondern insbesondere die Verlagerung auf ÖV, Fahrrad und fallweise sicher auch auf die eigenen Füsse!
Freiwilliges Handeln muss aber begleitet sein durch politische Rahmenbedingungen. Dazu gehören Richtlinien ebenso wie Gebote und Verbote. Diese schaffen Rechtsgleichheit und fördern Innovationen.
Es würde auch Schweizer Städten gut anstehen, ausländischen Vorbildern zu folgen, die Daten festlegen, ab denen nur noch Elektromobile verkehren dürfen. Beginnen könnte man beispielsweise damit, dass Taxis ab 2025 nur noch elektrisch betrieben zugelassen werden. Das liesse sich aufgrund der kurzen Umlaufzeiten problemlos realisieren und hätte einen hohen Multiplikatoren-Effekt. Auch liesse sich dieses Vorgehen auf Motorräder und Roller ausdehnen.
Vielleicht braucht es dazu etwas Mut, sicher aber den Willen, für den Klimaschutz im Verkehr endlich konkrete Massnahmen zu setzen - das müssen wir von unseren Politikern erwarten dürfen!
„Die Trägheit, jetzt und konsequent zu handeln, um die CO2-Emissionen in Griff zu bekommen und den Klimawandel zu begrenzen, ist wahrscheinlich das grösste Hindernis auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft.“
Martin Kyburz, CEO Kyburz Switzerland AG
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