Ob in Rüstabfällen von Haushalten, im Hofdünger auf Bauernhöfen, in altem Frittieröl von Gasthöfen oder in totem Holz; überall steckt wertvolle Energie drin, die genutzt werden kann. Solche organischen Materialien pflanzlicher oder tierischer Herkunft werden als Biomasse bezeichnet.
In der Schweiz stammt rund ein Viertel der erneuerbaren Energie aus Biomasse. Die Produktion bringt allerlei Vorteile mit sich:
Vielfältige Energieproduktion: Biomasse ist die einzige erneuerbare Energiequelle, mit welcher gleichermassen Strom, Wärme und Treibstoff produziert werden kann. Sie kann daher in verschiedenen Bereichen wie der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, der Industrie sowie in Siedlungen verwendet werden. Mit einem Kilogramm Biomasse arbeitet ein Bügeleisen während ungefähr 10 Minuten, läuft ein Fernseher für knapp zwei Stunden und fährt ein Gas betriebenes Auto rund einen Kilometer CO2 neutral.
Erneuerbar und klimafreundlich: Da Biomasse ausschliesslich aus nachwachsendem pflanzlichem Material oder organischen Abfällen besteht, ist sie erneuerbar. Bei der Verbrennung wird maximal so viel CO2 freigesetzt, wie die Pflanze zuvor durch Fotosynthese gebunden hat. Biomasse ist somit CO2 neutral. Ausserdem ist der Anteil an grauer Energie klein, da die Abfälle nur leicht weiterverarbeitet werden müssen, um daraus Energie zu gewinnen.
Regional: In der Schweiz werden für die Biomasseproduktion inländisches Energieholz und Abfälle verwertet. Es können daher lokale Rohstoffe genutzt und sinnvoll weiterverwendet werden. Daraus resultieren kurze Transportwege und Arbeitsplätze im Inland. Ausserdem wird die lokale Wertschöpfung gestärkt, da die finanziellen Mittel, welche in die Energie aus Biomasse investiert werden, in der Schweiz bleiben und nicht ins Ausland fliessen.
Stoffkreislauf: Biomasse kommt zuerst als Futter- und Nahrungsmittel oder als Baustoff zum Einsatz. Erst danach wird sie für die Energieproduktion verwertet. Somit werden Abfälle und lokale Rohstoffe wie Holz sinnvoll weiter genutzt. Werden die Abfälle zu Biogas vergärt, bleibt ausserdem ein Teil des organischen Materials übrig. Dieses nährstoffreiche Gärgut kann in der Landwirtschaft und im Gartenbau als Naturdünger oder als Kompost wiederverwendet werden.
Unabhängig: Biomasse ist im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien unabhängig von Wetter und Saison. Ausserdem ist die Energie kurzfristig auf einer Anlage speicherbar. Für eine langfristige Speicherung kann es zu Biomethan umgewandelt werden. Der grösste Energiespeicher ist aber unser Wald. Mit der Energie, welche dort drinsteckt, könnten theoretisch über 110 Milliarden Liter Heizöl ersetzt werden.
Biomasse – aber in Gasform
Biomasse kann in den 162 Biogasanlagen der Schweiz zu Biogas vergärt werden. In solchen Anlagen werden jedoch nur nichtholzhaltige Materialien wie Grüngut, Rüst- oder Speiseabfälle, Erntereste, Hofdünger oder Klärschlamm verwendet. Auch Energiepflanzen wie Raps oder Mais eignen sich für die Vergärung. In der Schweiz gilt jedoch das «Teller-Trog-Tank» Prinzip, nach welchem Pflanzen zuerst als Nahrung oder Futter genutzt werden und nur die Überbleibsel -Pflanzenreste und Abfälle -für die Energieproduktion verwendet werden dürfen.
Biogas kommt bei der Strom- und Wärmeproduktion zum Einsatz. Es kann ausserdem zu Biomethan aufbereitet und in ein Erdgasnetz eingespeist werden. In dieser Form ist es zusätzlich als Treibstoff nutzbar. Zu den Biotreibstoffen zählen ausserdem Biodiesel und Bioethanol. Ersteres kann aus ölhaltiger Biomasse wie Frittieröl oder Tierfetten hergestellt werden, während letzteres aus zucker- und stärkehaltiger Biomasse wie Zuckerrohr, Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen und Mais gewonnen wird.
Das hölzerne Glück
Auch Holz zählt zur Biomasse. Es ist ein wichtiger einheimischer, erneuerbarer Rohstoff und Energieträger, da das Waldgesetz in der Schweiz vorschreibt, dass nur so viel Holz genutzt werden darf, wie gleichzeitig nachwächst. Als Energieholz wird Restholz aus der Holzverarbeitung, Altholz von alten Gebäuden und Baustellen oder Holz aus der Landschaftspflege verwendet. Auch qualitativ minderwertiges Waldholz, dass sich nicht für den Bau nutzen lässt, wird verbrannt. Rund 85% der Energie aus Biomasse stammen aus solchem Energieholz.
Verholzte Biomasse, welche zu Schnitzeln, Stückholz und Pellets verarbeitet wurde, eignet sich gut für die Verbrennung. Die dadurch entstehende Wärme kann als Fernwärme oder direkt bei den Verbrauchenden für Heizungen und die Warmwasserherstellung genutzt werden. Durch die Umwandlung in Dampf besteht zusätzlich die Möglichkeit, eine Turbine anzutreiben und Strom zu produzieren.
Biomasse hat - wie die meisten erneuerbaren Energien - noch viel Potenzial in der Schweiz. Laut Schätzungen von EnergieSchweiz liesse sich ihr Anteil an unserer Energieversorgung (von heute ca. 5%) noch verfünffachen. Insbesondere das Potenzial der organischen Abfälle fällt hier ins Gewicht. Damit könnten vor allem private Haushalte, Gastronomie und Landwirtschaft viel zu einer besseren Ausschöpfung beitragen. Beispielsweise durch die korrekte Trennung von Abfall: Immer noch landen jährlich rund 540 000 Tonnen Grüngut in der Kehrichtverbrennungsanlage, Hofdünger und Erntereste von Bauernhöfen nicht mitgezählt. Hier bieten sich zu einer effizienteren und vielseitigeren Nutzung noch zahlreiche Möglichkeiten.
Quellen und weitere Informationen:
Energie Schweiz: Biomasse: das wahre Multitalent
Energie Schweiz: Holzenergie: Heizen Sie klimafreundlich mit Schweizer Holz
BFE: Energie aus Biomasse
Kommentare (0) anzeigenausblenden