Erneuerbare Energien sind gut – doch ist gut genug?

Energieeffizienz und -suffizienz müssen Hand in Hand gehen. Energieeffizienz und -suffizienz müssen Hand in Hand gehen.

In der Artikelserie «erneuerbare Energien» wurde vorgestellt, wie wichtig die erneuerbaren Energien für die Energiewende sind. Doch reichen solche neuen Technologien aus, um die Klimakrise abzuwenden?

Bis ins Jahr 2050 soll die Schweiz nur noch so viele Treibhausgase ausstossen, wie natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Als Zwischenetappe dieses Netto-Null-Ziels wurde das Jahr 2030 auserkoren, bis zu welchem eine 50%-Reduktion der Treibhausgase erreicht werden soll.

Der wirtschaftlichste Weg, die CO2-Emissionen aus dem Energiesektor zu minimieren, ist es, auf erneuerbare Energien aus Wasser, Sonne, Wind, Biomasse oder Erd- und Fernwärme zu setzen. In den Fällen, wo das nicht nachhaltig möglich ist - etwa bei Flugzeugen -, können erneuerbare Energiequellen genutzt werden, um saubere Brennstoffe aus Luft und Wasser zu synthetisieren. Erneuerbare Energie spielen für die erfolgreiche Umsetzung unserer Klimaziele daher eine wichtige Rolle: Bereits 2019 stammten 75% des Stroms aus Schweizer Steckdosen aus erneuerbaren Energiequellen – und immer noch gibt es Potenzial nach oben. Doch wie gut sind unsere erneuerbaren Energien wirklich – und ist «gut» überhaupt genug?

Und immer geht’s ums Geld…

Eines der beliebtesten Argumente gegen Technologien für erneuerbare Energie sind die hohen Kosten, welche sie verursachen. Ein Umbau unseres Energiesystems wird gewaltige Investitionen erfordern: Die Schätzungen fallen in einen Bereich zwischen 40 und 100 Milliarden Franken. Werden die Kosten auf ein Jahr heruntergebrochen, so verbleiben jährlich jedoch nur noch um die 2.5 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Der Bund zahlt 5 Milliarden Franken im Jahr für die Landesverteidigung, und die Schweizer Bevölkerung gibt rund 8 Milliarden Franken für den Konsum von alkoholischen Getränken aus.
Ausserdem muss beachtet werden, dass auch Renovationsarbeiten an alten fossilen und nuklearen Energieträgern Kosten verursachen. Und während Atom- und Gaskraftwerke mit teurem Import-Brennstoff versorgt werden müssen, fallen bei erneuerbaren Energieanlagen nur Kosten für die Errichtung und den Betrieb an. Durch die vermehrte Verwendung von erneuerbaren Energien werden diese ausserdem immer billiger. So sind die Gesamtkosten des Solarstroms seit den Pionierjahren seiner Nutzung um 90% auf rund 5 Rappen pro kWh gesunken, während sie in den nächsten 20 Jahren um schätzungsweise weitere 50 – 75% sinken werden. Strom würde damit in Zukunft so günstig sein wie noch nie zuvor. Diese Verbilligung muss sich jedoch nicht nur positiv auswirken.

Weniger ist mehr

Tatsächlich sind die meisten Dinge, die mit Energie zu tun haben, billiger geworden. Vor allem bei energieeffizienten Geräten war in den letzten Jahren ein deutlicher Preisabfall zu verzeichnen. Zwei nachteilige Effekte resultieren daraus:

Der Rebound Effekt: Wird die Effizienz eines elektrischen Gerätes besser, steigt der Konsum an: Der CO2-Ausstoss von Schweizer Neuwagen beispielsweise ist in den letzten Jahren trotz effizienteren Motoren, leichterem Material und einer Zunahme von Elektroautos insgesamt gestiegen, da sich Schweizer und Schweizerinnen durch die eingesparte Energie nun schwerere 4x4 Fahrzeuge leisten können.

Der Spillover-Effekt: Als Spillover- oder auf Deutsch Übertragungs-Effekt wird das Phänomen bezeichnet, wenn sich Entscheidungen in einem Lebensbereich auf das Verhalten in einem anderen Bereich auswirken. Ein – durchaus nicht nur hypothetisches - Beispiel: Wir ernähren uns vegetarisch, erlauben uns dafür aber in anderen Situationen mehr und fliegen beispielsweise mit dem Flugzeug in die Ferien… Hier wird ein Selbstbetrug messbar: Das gute Gewissen, kein Fleisch zu essen, relativiert oder übertrumpft das schlechte Gewissen des energieverschwenderischen Verhaltens. Steht nun die Energieeinsparung der guten Taten in einem ungünstigen Verhältnis zu den damit „erkauften“, energieintensiven Ausnahmen, resultieren daraus mehr Emissionen, als letztendlich eingespart wurden.

Und die Lösung der Geschicht’; verschwendet unsere Energie nicht

Energieeffizienz und Energiesparen müssen zusammen gehen! Es reicht daher nicht aus, auf ein Elektroauto umzusteigen. Es muss auch weniger gefahren werden. Ausserdem muss an den richtigen Orten gespart werden: Weniger Fleisch, weniger Autofahren und weniger Flugzeugreisen wären da ein paar zweckführende Empfehlungen.


Quellen und weitere Informationen:
Eth Zukunftsblog: Klimaschutz bringt billigere Energie
Energie Experten: Der Rebound-Effekt und andere Tücken des Energiesparens
Bundesrat: Langfristige Klimastrategie der Schweiz
Aee Suisse: Erneuerbare Energien: Vorteile statt Vorurteile

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