In der Vorweihnachtszeit ist in der Schweiz eine Diskussion rund um die Weihnachtsbeleuchtung entbrannt. Die drohende Energiekrise aufgrund des Ukraine-Russland-Konflikts liess die Strompreise steigen und das Gut knapp werden. In der dunklen kalten Zeit leuchten bei uns viele Lichter, deren Betrieb braucht Strom. Besonders die Weihnachtsbeleuchtung wurde in Frage gestellt. Die Expertenmeinungen zur Thematik gehen auseinander.
Es herrscht Uneinigkeit
Giuseppina Togni, Physikerin und diplomierte Energieberaterin, findet, dass man an anderen Orten besser sparen kann als bei der Weihnachtsbeleuchtung. Deren Stromverbrauch hat sich in den letzten zehn Jahren um mehr als das doppelte verringert. Aufgrund neuer Techniken und LED-Lampen wurden Lichterketten und Co. in ihrer Anwendung effizienter. LED-Lampen verbrauchen sechs Mal weniger Strom als herkömmliche Leuchten.
Auf der anderen Seite meint Hans-Niklaus Müller, Präsident und Geschäftsleiter der Stiftung Umweltinformation Schweiz, dass auch viele kleine Lämpchen in der Summe viel Strom verbrauchen. Die Menge und Varianz an Weihnachtsbeleuchtung sei zudem in den letzten Jahren ausgeartet. Die momentane Diskussion rund ums Stromsparen könne als Anreiz gesehen werden, sich zu überlegen, welche Beleuchtung wirklich notwendig sei.
Die Weihnachtsbeleuchtung in der Schweiz verbraucht jährlich rund 50 Millionen Kilowattstunden Strom, das ist ungefähr so viel wie 15‘000 Haushalte in einem Jahr brauchen.
Was machen Schweizer Städte?
Schweizer Städte dekorieren ihre Infrastrukturen oft mit aufwändiger Weihnachtsbeleuchtung. Über der Seebrücke in Luzern hing beispielsweise jeweils ein ganzer Lichtteppich aus kleinen farbigen Lämpchen. In der Diskussion rund um das Thema Stromsparen mussten auch die jeweiligen Stadtverwaltungen entscheiden, was mit der Weihnachtsbeleuchtung passiert.
Stadt Luzern
Der Lichterteppich über der Seebrücke wird dieses Jahr nicht montiert. Stattdessen setzt die Stadt Luzern auf alternative stromfreie Varianten: Rund 500 Kerzen werden in Laternen auf verschiedenen Plätzen in der Stadt aufgestellt. Zudem kann man mit Hilfe der eigenen Muskelkraft Weihnachtsbäume zum Leuchten bringen.
Stadt St. Gallen
Eine andere Variante wählt die Stadt St. Gallen: Die traditionelle Sternen-Beleuchtung wird auch dieses Jahr über den Köpfen der Leute brennen. Die pandemiegeplagte Bevölkerung soll, nach Aussage der Stadt, wieder Freude an der Weihnachtszeit haben können. Allerdings sieht man sich auch hier in der Verantwortung und verzichtet auf Beleuchtung der Verwaltungsgebäuden und Schulen. Zusätzlich schalten einige Geschäfte ihre Schaufenster-Beleuchtung in der Nacht ab.
So unterschiedlich die Lösungen in den einzelnen Schweizer Städten auch sein mögen, ein Konsens besteht: Man ist sich einig, dass eine reduzierte Menge an Leuchtkörpern und eine eingeschränkte Beleuchtungsdauer beim Stromsparen helfen. Ausserdem geht es um das Signal, das man in die Bevölkerung trägt. Das Einverständnis damit, dass Strom zu sparen sei, ist in der Schweizer Bevölkerung hoch. Die Städte als Vorbilder können mit reduzierter Beleuchtung dazu beitragen, auch die private Bereitschaft dazu zu erhöhen.
Negative und positive Aspekte der Weihnachtsbeleuchtung
Neben dem Stromverbrauch gehen mit der Weihnachtsbeleuchtung auch Lichtverschmutzung und Ressourcenverbrauch einher. Die verschiedenen Lichter sind eine permanente künstliche Lichtquelle, die die Nacht zum Tag werden lassen. Neben unserem eigenen Tag-Nacht-Rhythmus werden auch die Tiere in ihren natürlichen Verhaltensweisen gestört. Die Herstellung der Lichterketten, „Samichläuse“ und Rentiere benötigt zusätzlich eine Menge Energie und Ressourcen.
Befürworter der Weihnachtsbeleuchtung streichen die positiven Aspekte des Lichterglanzes hervor: Das Funkeln und Leuchten trägt zur besinnlichen Stimmung in der Weihnachtszeit bei. Es steigert ausserdem das Sicherheitsempfinden einiger Personen, wenn sie nicht im Dunkeln unterwegs sein müssen.
Weihnachtsbeleuchtung ja – aber mit Vorbehalt
Wenn man nicht ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten möchte, sollten einige Punkte beachtet werden:
- Weniger Leuchtkörper einsetzen: Auch bezüglich der Weihnachtsbeleuchtung lässt sich ein „Weniger ist mehr“ verwirklichen.
- Zeitschaltuhren installieren: Je weniger lang die Lämpchen brennen, desto weniger Strom verbrauchen sie. Optimal leuchten ihre Lampen von 17.00-22.00 Uhr, in dieser Zeit werden sie von den meisten Leuten gesehen. Am Tag müssen Lichter nicht brennen, das natürliche Sonnenlicht sorgt für genug Heiterkeit.
- LED-Lampen verwenden: Diese Lampen sind energieeffizienter und verbrauchen weniger Strom als herkömmliche Leuchten.
- An anderen Orten im Haushalt / Geschäft sparen: Die Beleuchtung der Schaufenster in Geschäften kann beispielsweise analog zur Weihnachtsbeleuchtung um 22.00 Uhr ausgeschaltet werden.
Ganz dunkel muss es in der Schweiz auch in der Weihnachtszeit nicht unbedingt bleiben. Es gilt allerdings einen sparsamen und bewussten Umgang mit der Weihnachtsbeleuchtung zu finden!
Quellen und weitere Informationen:
SRF: Weihnachtsbeleuchtung: sparen oder strahlen?
Umweltberatung Luzern: Lichtverschmutzung
Radio SRF1: Der Weihnachtsbeleuchtung den Stecker ziehen?
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