Kleine Fliege sorgt für leere Giftschränke und grosse Schäden

Die Kirschessigfliege treibt seit 2011 ihr Unwesen in der Schweiz. Diesen Sommer sind die Schäden an Beeren und Obst besonders gross, vor allem Weinbauern hat es stark getroffen. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat zur Bekämpfung des Schädlings mehrere Insektizide temporär zugelassen – darunter auch ein Neonicotinoid.

Begonnen hatten die Schäden bei den letzten Kirschen und den Weichseln, dann waren die Brombeeren und zunehmend auch die Himbeeren und vereinzelt Zwetschgen dran. Jetzt steht der Ballwiler Demeter-Bauer Jakob Kaufmann vor einem Totalausfall der blauen Tafeltrauben. Grund für die Ausfälle: Die Kirschessigfliege Drosophila suzuki (Matsumura 1931), die 2008 nach Europa eingeschleppt wurde und seit 2011 auch in der Schweiz Schäden an allen Weichobstarten verursacht. Sie reiht sich damit ein in eine lange Liste von eingeschleppten Insekten-Arten, die Bauern und Gärtnern gleichermassen das Leben schwer machen. Zu nennen wären da beispielsweise die Walnussfruchtfliege, die Edelkastanien-Gallwespe oder der Buchsbaumzünsler.

Trotz geschätztem Schaden von zehn Prozent des Umsatzes spricht Jakob Kaufmann von „Jammern auf hohem Niveau“. Er baut eine breite Palette von Obst- und Beerensorten an. Aus einem super Beerenjahr sei für ihn nun ein gutes geworden. „Ganz hart trifft es hingegen spezialisierte Produzenten“, erklärt der Bauer. Vor allem für die Weinbauern sei der Befall fatal. In der Ostschweiz z.B. hat die Fachstelle Weinbau der Kantone Thurgau und Schaffhausen wegen dramatischen Befalls eigens eine Task Force gegründet, wie es auf srf.ch heisst.


"Ganz hart trifft es hingegen spezialisierte Produzenten“ Jakob Kaufmann, Demeter-Bauer, Ballwil


Dass sich die Population der Kirschessigfliege heuer so stark entwickeln konnte und für grosse Schäden sorgt, liege am milden Winter und dem feuchten Sommer, schreibt Claudia Daniel vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl). Das Weibchen der Kirschessigfliege legt Eier in weichschaliges Obst. Die Verletzungen öffnen Krankheiten Tür und Tor. Den Hauptschaden verursachen jedoch die Larven; ihr Frass führt dazu, dass die Früchte in sich zusammenfallen und matschig werden.

Um dem Befall durch die Fliege entgegenzutreten, hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) am 31. März dieses Jahres fünf Wirkstoffe für den beschränkten Einsatz gegen die Kirschessigfliege bis Ende Oktober in einer Allgemeinverfügung zugelassen. Am 16. September kamen zwei weitere Wirkstoffe spezifisch im Rebbau hinzu; laut einer Mitteilung von Agroscope vor allem deshalb, weil die im Weinbau bereits bewilligten Produkte derzeit auserkauft seien. Einige der Wirkstoffe sind auch im Biolandbau zugelassen, darunter auch das in Bio-Kreisen umstrittene Totalinsektizid Spinosad befindet. Ebenfalls zugelassen (aber nur in der konventionellen Landwirtschaft) ist z.B. auch Acetamiprid, das zu der jüngst wegen des Bienensterbens in Verruf geratenen Gruppe der Neonicotinoide gehört.
Claudia Daniel (Fibl) rät im Internet vom Insektizideinsatz ab; zu wenige Daten zur Wirksamkeit gegen die Kirschessigfliege seien bisher vorhanden und die Wirkung umstritten. Bei italienischen Versuchen hätten Schutzmassnahmen wie Netzabdeckung und Massenfang deutlich bessere Erfolge gebracht. Agroscope warnt ebenfalls im Weinbau: „Beide Produkte wurden nicht unter Praxisbedingungen getestet; die Wirksamkeit kann daher nicht garantiert werden.“

Catherine Baroffio von Agroscope räumt gegenüber Umweltnetz-Schweiz ebenfalls ein, dass Insektizide nicht die beste Lösung seien. Sie zeigten aber in Kombination mit Massenfang und hygienischen Massnahmen im Beerenanbau gute Resultate, auch wenn dadurch zusätzliche Kosten entstünden.

Bauer Jakob Kaufmann bleibt derweil zuversichtlich: „Schwankungen des Ertrags gehören in der Landwirtschaft einfach dazu.“

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