Die Heilwirkung von Pflanzenteilen wie Blüten, Blätter, Wurzel, Rinde und Pflanzensaft wurde bereits in alten Kulturen erkannt und genutzt. Ob Tinkturen, Tees, Salben oder Kräutersalat – die Volksmedizin machte sich die Heilmittel der Natur zu Nutze.
Die Nutzung von Pflanzen mit der Absicht der Heilung lässt sich bereits in frühesten babylonischen, altägyptischen, indischen oder chinesischen Texten nachweisen.
Botanischer Garten der Universität Zürich
Vielfältige Wirkung der Inhaltsstoffe
Pflanzen enthalten verschiedene Stoffe mit biologischer Wirkung. Zu ihnen zählen die Klasse der Bitterstoffe, zum Beispiel die Terpene, welche die Gallen- und Magensaftsekretion anregen. Flavonoide wiederum haben ein breites Wirkungsspektrum von entzündungshemmend, keimtötend, blutstillend, zu harntreibend über krampflösend. Phytosterole haben pilztötende und cholesterolsenkende Wirkung, während Saponine schleimlösend wirken. Es gibt noch viele weitere Naturstoffklassen, darunter die Scharfstoffe (z.B. Senföle) oder die zahlreichen ätherischen Öle.
Gartenpflanzen in der Volksmedizin
Der bei Hobbygärtnern beliebte Knoblauch und der etwas weniger gemochte Bärlauch gehören zu den ältesten Arzneipflanzen. Es wird berichtet, dass sie bei Magen-Darm-Infektionen und bei Erkältungskrankheiten helfen. Ausserdem beugen sie Gefässveränderungen vor, indem sie erhöhte Blutfett- und Blutdruckwerte senken. Auch der Meerrettich findet sich in vielen Familiengärten. Seine Wurzel wird geraffelt und als Sirup eingesetzt bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten und als verdauungsförderndes Mittel bei Leber-Galle-Erkrankungen. Die Früchte von Anis und Kümmel wirken ähnlich wie der Fenchel. Sie lösen krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (z.B. Säuglingskolliken) und werden von stillenden Müttern zur Anregung der Milchproduktion eingenommen.
Ausgewählte Beispiele in der traditionellen Anwendung
Lavendel verschönert nicht nur sonnige Gartenareale, sondern beruhigt als Blütenaufguss den Magen und bei Stress oder Schlaflosigkeit das Gemüt. Zahlreiche Küchengewürze wie Thymian, Rosmarin und Salbei finden nicht nur als Magen-Darm-Heilmittel Verwendung, sondern ihnen wird auch bei äusserlicher Anwendung eine antibakterielle, entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Die zu den Rosengewächsen zählende Brombeere hat in der Volksmedizin eine lange Tradition. Ihre frischen oder getrockneten Blätter werden bei Magen-, Atemwegs- und Durchfallerkrankungen eingesetzt. Ausserdem heisst es, dass die Brombeere bei einer Schwangerschaftsvorbereitung unterstützend wirkt. Es wurde sogar beobachtet, dass die Anwendung von Brombeerblättern den Blutzucker senken und deshalb Diabetes lindern kann.
Die Ringelblume ist in Kräuterteemischungen zur Verdauungsunterstützung oder als Dekoration in Salaten sehr beliebt. Äusserlich angewendet, lindert die Ringelblume, ähnlich wie die Kamille, als Gurgelwasser Entzündungen in Mund und Rachen oder als Salbe die Heilung von Wunden oder Sonnenbrand. Leidet man an Husten, kann man auf die auswurffördernde Wirkung der Frühlings-Schlüsselblume zählen. Die Zitronen-Melisse eignet sich hervorragend zur Zubereitung von hausgemachtem Eistee. Ihre Blätter erfrischen dank Zitronenduft und lindern Nervosität, Menstruations-, Herz- und Magen-Darm-Beschwerden. Auch die Pfefferminze hilft bei Magen-Darm-Erkrankungen und Übelkeit. Der wuchernde Löwenzahn ist im Vorgarten nicht unbedingt beliebt. Seine Blätter finden aber als Salat und als Mittel zur Appetitsteigerung oder Entwässerung Verwendung; ebenso die Brennnessel, welche nicht nur harnfördernd wirkt, sondern auch gegen Gelenkbeschwerden wirksam ist.
Teeaufguss – einfach und schnell
Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten einheimischer Heilkräuter. Am besten eignet sich bei vielen Pflanzen ein Teeaufguss aus getrockneten oder auch frischen Blättern und Blüten. Solide botanische Kenntnisse sind beim Pflücken unerlässlich, damit nicht etwa ähnlich aussehende, giftige Pflanzen geerntet werden. Langfristig sollten nicht grosse Mengen einer Pflanzenart eingenommen werden, da es sonst zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann. Auf jeden Fall ist bei ernsthaften Beschwerden ein Arzt zu konsultieren. Die heilende Wirkung einiger pflanzlicher Substanzen ist wissenschaftlich nachgewiesen. Dennoch beruhen nach wie vor viele volksmedizinische Berichte auf Erfahrungswissen. Wissenschaftlich-basierte Studien stehen weitestgehend noch aus.
Weitere Informationen:
Buch: Heilkräuter im Garten (Th. Pfister/R. Saller/Haupt Verlag)
Heilpflanzen für ihre Gesundheit
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