Get the Dirt! Bakterien zum Sprühen

Symbolbild Spray: So kann man sich Bakterien ganz einfach aufsprühen. Symbolbild Spray: So kann man sich Bakterien ganz einfach aufsprühen.

Lange Zeit galt steril als gesund. Indessen erkennen wir mehr und mehr, dass nur ein kleiner Teil der Bakterien in unserer Umwelt gefährlich für uns sind. Viele sind von immenser Wichtigkeit. Vier Anwendungen, die sich ihre positive Wirkung zu Nutze machen.

Die Idee dahinter ist meist simpel: Der Mensch hat lange Zeit gesund (bzw. hygienisch) mit steril verwechselt. Je länger je mehr versucht man auch in der Schulmedizin, gute Bakterien zu unterstützen und nicht einfach alle Bakterien loszuwerden. Beispielsweise die zwei Kilogramm Bakterien, die jeder Mensch im Darm beherbergt, sind absolut essenziell für die effiziente Verdauung der Nahrung. Präbiotika, welche die Darmbakterien ‘gesund‘ ernähren und somit stimulieren sowie Probiotika, welche gute Darmbakterien enthalten, haben den Einzug in die Grossverteiler schon geschafft. Andere Produkte werden gerade erst entwickelt oder neu präsentiert.

Die Nett-Zur-Haut-Bakterien

Die Firma AOBiome wurde 2013 gegründet, um den Einfluss ammoniumoxidierender Bakterien auf das Hautbiom - die Vielfalt der Mikroorganismen auf der Haut - und die Hautgesundheit zu ergründen. Die daraus entstandene Produktelinie nennt sie Mother Dirt – Mutter Dreck. Mittlerweile gibt es einen Cleanser und ein Shampoo, welche jeweils die schon vorhandenen Bakterien unterstützen, sowie einen Bakterien-Spray, mit dem man zusätzlich nützliche Bakterien aufträgt.

Mindestens zweimal täglich, morgens und abends soll der Spray angewendet werden: Nach dem Auftragen der anderen Tagesprodukte und nach dem Entfernen der Tagesprodukte. Das erklärte Ziel ist es, die Zahl der verwendeten Beauty-Produkte zu verringern - insbesondere die Menge des verwendeten Deodorants – und gleichzeitig die Haut geschmeidig zu halten, sodass sie ihre natürliche Schutzfunktion optimal erfüllen kann.

Da es sich bei den Produkten nicht um pharmazeutische handelt, mussten sie keine Wirksamkeitsstudien anstrengen. Einzelne Erfahrungsberichte können wir trotzdem kolportieren: Julia Scott vom New York Times Magazine empfand ihre Wangen als weicher und ihre Haut bekam weniger schnell Pickel. Einer der Mitentwickler des Produkts Mother Dirt, der Chemiker Dave Whitlock, hat seinen Angaben zu Folge seit 12 Jahren nicht mehr geduscht. Allerdings hat er lokale, sichtbare Verschmutzungen dann doch mit Wasser und Schwamm abgespült.

Die Anti-Stink-Bakterien

In China haben Forscher im November des letzten Jahres eine bakterielle Lösung gegen Gestank auf öffentlichen Toiletten gefunden. Viele Chinesische Toiletten sind nicht an Abwasserleitungen angeschlossen. Die Fäkalien müssen also in Tanks gesammelt und regelmässig ausgeräumt werden. Die fünf Tüftler mischten eine Substanz, welche unter anderem Mikroorganismen aus sechs verschiedenen Bakterienstämmen enthielt. Lactobacillus und Actinobacter werden auch in probiotischen Joghurts angereichert und zu den Saccharomyceten, einer Pilzgattung, gehört auch unsere Backhefe.

Scheinbar lieben diese Einzeller auch Exkremente. Ganz nebenbei produziert die Mischung beim Verdauen auch noch einen Orangenduft. Allerdings verdaut sie nur optimal bei einer Temperatur von 26 ° C. Zum Glück ist die Geruchsentwicklung im Winter sowieso etwas eingeschränkt: Heizungen werden in die Fäkaltanks wahrscheinlich selten installiert.

Die Anti-Stink-Bakterien 2.0

Die Schweizer Firma Kompotoi gibt sich pragmatischer. Sie produziert stille Örtchen nach dem Motto <Bei uns wird jede Sitzung zu einem Erlebnis>. In Ihren mobilen WC-Häuschen, welche auch gemietet werden können, deckt man das Geschäft mit Holzspänen zu. So entsteht ein Sicht- und Geruchsschutz. Dank der Mikroorganismen, die den Holzspänen beigegeben sind, werden die Exkremente schnell kompostiert und können später als Dünger verwendet werden.

Die Frei-atmen-Bakterien

Auch allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen und Neurodermitis stehen im Verdacht, auf Grund von ‘Überhygiene‘ zu entstehen. Die Universität Marburg entwickelt nun einen Inhalator mit Bakterien, der Kinder schon im ersten Lebensjahr zum Widerstand gegen Allergien trainieren soll. Ihr Ziel: Mit harmlosen Bakterien wird das Immunsystem so angeregt, dass es nicht die falschen, allergieauslösenden Immunzellen produziert. Die Idee wurde bereits patentiert. Zurzeit finden Studien mit zwei Bakterien aus Stallstaub statt. Im Gegensatz zu Hausstaub trainiert Stallstau eben scheinbar die richtigen Immunzellen.

Weitere Informationen:
Kompotoi
Home toilet system PHD Thesis Eawag
Quelle welt.de Bakterienspray gegen Allergien
Website Protectimmun
AO+Biome
Quelle heise.de Bakterien für oeffentliche Toiletten

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