Seit den 90er Jahren bemühen sich Organisationen und Vereine am 7. März um die Verbreitung von praktischen Tipps rund ums Einkaufen, Kochen und Essen `gesunder` Lebensmittel. Des Menschen Ernährung dient einerseits zur Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen, andererseits bestimmt die Ernährung unser körperliches, geistiges, physiologisches und soziales Wohlbefinden zu wesentlichen Teilen.
Angesichts zeitgeistiger Veränderungen der Essgewohnheiten und einer ökonomisierten Freizeitgestaltung haben sich viele Menschen an Ernährungsmodelle wie Convenience und Fast Food gewöhnt. Dagegen steuert ein seit Jahren stark bemerkbarer Trend, der insbesondere bei der einst leicht zu gewinnenden Zielgruppe der Fast Food Industrie – Jugendlichen und jungen Erwachsenen – einen Gesundheitsverträglichen Lebensstil etabliert. Dieser beinhaltet neben obsessiver Sportbetätigung eine Hinwendung zur entsprechenden Ernährung, da auf den betriebenen Sport angepasstes Essen den Lifestyle kultiviert. In die sozialen Medien schwemmt die Bilderflut geposteter Fitnessteller und knackiger Sprossensalate die Fülle der medial festgehaltenen Erlebniswelt meist junger Menschen. Sie scheinen sich übervoreilig der Erwachsenenwelt empfehlen zu wollen, mit dem Beweis ihrer Leistungsfähigkeit und körperlichen Konstitution. Doch auf den mit dieser Entwicklung einhergehenden Körperkult und die sterile Attraktivität des geschaffenen Idealbilds soll hier nicht weiter eingegangen werden.
Erfreulicherweise haben sich einst eher marginalisierte Ernährungsformen wie Vegetarisch, Vegan oder Rohkost weit verbreitet und Eingang in die Essgewohnheiten gefunden. Nur fehlt oftmals die Bereitschaft, die ökologischen und tierrechtlichen Hintergründe dieser Überlegungen zu erfassen und umzusetzen. Zudem zeugen die digitalen Impressionen und zuhauf erscheinenden Publikationen von einem stark vereinfachten, vielleicht allzu pragmatischen Zugang zum Essen, das vor allen Dingen die benötigten Nährstoffe nach quantitativen Massstäben abdecken soll. Daneben soll die gesunde Ernährung auch grösstmöglichen Spass machen. Ökologisch oder nachhaltig wird der Konsum von Nahrungsmitteln dabei oft untergeordnet gestaltet.
So lassen sich heute viele Leute zu gesunden, frischen Mahlzeiten verleiten, ungeachtet saisonaler Aktualität der Lebensmittel oder deren Transportaufwand. Ein Avocado-Tomaten-Sprossen-Salat mag zwar vielversprechend klingen, könnte aber auch durch einen Kohlrabi-Schwarzwurzel-Rucola-Bouquet ersetzt werden. Genauso gesund, aber um einiges geringer in der Berechnung des Emissionenverbrauchs.
Ausserdem sollten regionale wie saisonale Produkte grundsätzlich bevorzugt werden, wenn man Kontrolle über die Herkunft seiner Nahrungsmittel erhalten will. Eine nachhaltig gesunde Ernährung hängt auch davon ab, wo das Gemüse angebaut wird und wie Lebewesen gehalten werden. Poulet und Thunfisch mögen proteinreich und leicht sein, sind aber oft stark mit Schadstoffen und Medikamenten kontaminiert. Ebenso pflanzliche Lebensmittel, die aus intensiver Landwirtschaft stammen, welche mittels Pestiziden und Co. maximale Erträge aus den Böden zu pressen versucht.
So sollten wir bei unseren Bemühungen um eine gesunde Ernährung unbedingt Nachhaltigkeit einbeziehen und unsere Ernährungsweise auf ihre Umweltverträglichkeit prüfen.
Weitere Informationen:
Tag der gesunden Ernährung 2016
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