Für Viele gehört der Konsum von Kaugummi einfach dazu. Mittlerweile sind die Lieblinge in allen möglichen Formen und Geschmäckern erhältlich. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Bis 2020 wird die weltweite Produktion laut einer Studie über 23 Milliarden US-Dollar abwerfen.
Uralte Tradition
Kaugummis sind nicht etwa ein neues Phänomen – bereits in der Steinzeit kauten Menschen auf verschiedenen Baumharzen. Beispielsweise verwendete man vor ca. 9‘000 Jahren in Nordeuropa Birkenharz. Unabhängig davon war bei den Maya und Azteken Chicle - ein natürliches Baumgummi, das aus dem Milchsaft des Breiapfelbaums gewonnen wird - sehr beliebt. Im antiken Griechenland hingegen wurde auf das Harz des Mastixstrauches (Wilde Pistazie) gesetzt.
Mitte des 19. Jahrhunderts bekamen Kaugummis einen Aufschwung und wurden weltweit bekannt. Angefangen hat dies in den 1840er-Jahren in den USA: John Curtis war der Erste, der Kaugummis in einer Fabrik herstellte. Er brachte im grossen Stil Kaugummi aus Fichtenharz auf den Markt. Ab 1870 wurde zur Herstellung von Kaugummi hauptsächlich Chicle verwendet. Kaugummis wurden zum grossen Geschäft.
Umstrittene Inhaltsstoffe
Die natürlichen Baumharze wurden dann fast vollständig durch synthetische Stoffe ersetzt. Was die einzelnen Kaugummis genau enthalten, ist nicht klar. Hersteller müssen lediglich Zusatzstoffe wie Süssungsmittel und Aromastoffe deklarieren, nicht aber die Inhalte der „Gum Base“, der Kaumasse. Die Zusammensetzung der Kaumasse bleibt ein „Betriebsgeheimnis“ – obwohl sie etwa ein Drittel eines Kaugummis ausmacht. Da natürliches Gummi knapp ist, wird die Kaumasse vor allem aus Kunststoffen hergestellt – verarbeitetem Erdöl. Dies sind unter anderem künstliche Polymere wie Polyvinylether und Polyisobutene. Ähnliche Stoffe werden auch für Klebstoffe oder Gummihandschuhe verwendet. Der Anteil der Kunststoffe ist wahrscheinlich aber zu gering, um gesundheitsschädlich zu sein.
Wirkungen
Kaugummis können verschiedene Funktionen einnehmen. So kann das Kaugummikauen die Leistung steigern und Stress reduzieren, gegen Durchfall helfen, Karies vorbeugen sowie Mundgeruch senken. Zudem dienen Nikotinkaugummis als Zigarettenersatz.
Gesundheitliche Bedenken
Bei all den positiven Aspekten bergen Kaugummis auch einige Nachteile. Das Kauen bewirkt eine übermässige Produktion von Magensäure und Verdauungsenzymen, was Magengeschwüre auslösen kann. Ausserdem kann ständiges Kauen zu Kieferproblemen führen.
Entgegen dem hartnäckigen Mythos, dass Kaugummis nach dem Verschlucken im Verdauungssystem stecken bleiben, werden sie in der Regel problemlos ausgeschieden. Ein Feuchtigkeitsfilm, der sich um die Gummimasse legt, verhindert, dass diese kleben bleibt. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Bei einer Britin – die pro Tag den Inhalt von circa drei Kaugummi-Päckchen herunterschluckte – bildete sich zum Beispiel ein 25 Quadratzentimeter grosser Klumpen in der Speiseröhre. Solange man den Kaugummikonsum nicht übertreibt, sollte dies jedoch nicht passieren.
Littering macht Kosten
Kaugummis, die nicht verschluckt werden, landen oft unter Tischen und Stühlen, aber auch in der Öffentlichkeit: Sei es auf der Strasse, in Bahnhöfen oder auf öffentlichen Plätzen. Schnell setzen sich die Kaugummis fest und vertrocknen. So sind sie hinter Zigarettenstümmeln die zweithäufigste Ursache von Littering und tragen massgeblich zur Umweltverschmutzung bei. Wegen ihres Kunststoffgehalts sind die meisten Kaugummis nicht abbaubar und müssen einzeln entfernt werden. Dies ist allerdings sehr aufwändig und kostspielig. Im September wurde zum Beispiel am Bahnhof in Baden eine Kaugummi-Entfernungsaktion durchgeführt. Während fünf Nächten musste mit einem Hochdruck-Heisswasserverfahren gearbeitet werden. Laut der Aargauer Zeitung lagen die Kosten bei 10‘000 bis 12‘000 Franken.
Kaugummis gehören in den Abfall und sollten weder an den Boden gespuckt noch verschluckt werden. Dadurch gelangt die schwer abbaubare Masse nicht durch die Toilette ins Abwassersystem - und Aktionen wie jene in Baden werden überflüssig.
Quellen und weitere Informationen:
Geschichte von Kaugummi (Englisch)
Spiegel: Aus was besteht Kaugummi
Kaugummi entfernen am Bahnhof Baden
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