Wetterkapriolen en gros

21 Feb 2014

Ein ungewöhnlich milder Jahresbeginn bei uns, kaum zu bewältigende Schneemassen im Osten der USA, auf der Alpensüdseite, in Japan, beispiellose Unwetter und Hochwasser in Grossbritannien, Trockenheit im Westen der USA… die Wetterkapriolen der letzten Wochen sind von seltener Intensität. Ist das eine längerfristige Entwicklung, auf die wir uns einstellen müssen – und ist der Klimawandel schuld?

 Auf den Unterschied zwischen dem langfristig wirkenden Klima und dem kurzzeitig sich verändernden Wetter müssen wir hier wohl nicht noch einmal erklärend hinweisen. Dass sich von tagesaktuellen Wetterextremen nicht zwangsläufig auf den globalen Klimawandel rückschliessen lässt, dürfte ebenfalls bereits als Binsenweisheit durchgehen. Die in den letzten Jahrzehnten mit verstärkter Dringlichkeit betriebene wissenschaftliche Aufarbeitung der Klimageschichte lehrt uns zudem - wohl zu niemandes Verwunderung –, dass es solche Extreme und auch Häufungen von Wetterkatastrophen schon immer gab. Es liessen sich also einzig aus der Diagnose einer Steigerung der Häufigkeit oder der Schwere solcher Extreme wichtige Erkenntnisse gewinnen, auf welche Krisenszenarien wir uns vorrangig vorbereiten sollten. Gerade mit einer solchen Diagnose tun sich die Klimaforscher jedoch schwer, und ihre dahingehenden Prognosen lesen sich als sehr zurückhaltende und vage Einschätzungen. Was dann natürlich prompt jene Stimmen auf den Plan ruft, die einen menschengemachten Klimawandel insgesamt anzweifeln und Entwarnung geben möchten. Zu recht?

Nein. Die Unsicherheiten der Klimaforscher beziehen sich grösstenteils darauf, welche zukünftigen Extreme mit verstärkter Häufigkeit auftreten werden; dies auf Grund einer ungenügenden Tatenlage, der allgemeinen Schwierigkeit, im Auf und Ab des Wetters ein ‚Extrem‘ verbindlich zu definieren, und der regionalen Ungleichverteilung der Ereignisse. Die Klimaveränderung selbst zählt weiterhin zu den zuverlässig gesicherten Aussagen, die wir über unsere Welt machen können. Auch die Rechtmässigkeit der Frage, ob dieser Wandel vom Menschen massgeblich mitverursacht ist, wird nur von einem verschwindend kleinen Prozentsatz von ernsthaften Forschern, die nicht in verdächtiger Nähe zu wirtschaftlichen Interessenverbänden oder Verschwörungstheorien operieren, angezweifelt. Gletscher und Polareis schmelzen ab, der Meeresspiegel steigt, und die Pflanzen und Tiere verhalten sich bezüglich ihrer Ausbreitung und leider auch bezüglich ihres Aussterbens genau so, wie es in Zeiten des Klimawandels zu erwarten ist. Mit einer Zunahme von wetterbedingten Katastrophen ist, bei allem verfügbaren gesunden Menschenverstand, weiterhin zu rechnen.

In einer wärmeren Welt gibt es mehr Wetterextreme. Betrachtet man alle Landgebiete zusammen, ist die Zunahme während der vergangenen Jahrzehnte offensichtlich."
                                     Mojib Latif, Klimaforscher

Wenn wir uns nun jedoch durch die Medienmitteilungen und Interviews aus den zurzeit betroffenen Krisengebieten wühlen, stossen wir hauptsächlich auf Schuldzuweisungen zu Lasten des Krisenmanagements der Regierungen. Der Verdacht, dass unser eigenes Verhalten diese Situation begünstigt hat, wird kaum mehr ausgesprochen. Sind wir es einfach müde, angesichts solcher Katastrophen das immer gleiche Schlagwort des Klimawandels vor uns her zu tragen? Oder haben wir den Kampf um eine Reduktion der Treibhausgase und um verbindliche Klimaabkommen bereits frustriert aufgesteckt? Jedenfalls zeichnet sich verstärkt eine neue Schwerpunktsetzung auf Schadensbegrenzung ab, die aber in dieser Unsicherheit der Risikoprognosen den Kampf gegen den Klimawandel an sich nicht ersetzen kann. Jetzt, da die ersten Schockwellen nach Al Gores Film und den Bildern von schwimmenden Eisbären abgeklungen sind, sind bezüglich unserer diesbezüglichen Bemühungen wohl Ausdauer und der Mut, der Öffentlichkeit notfalls auch mal auf den Geist zu gehen, die dienlichsten Eigenschaften. 

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