Sprechen wir vom Klima, sind wir uns oftmals im Unklaren darüber, was wir darunter verstehen. Es ist nicht gleichzusetzen mit dem Wetter und meint auch nicht eine grosse Glocke, die uns übergestülpt die jeweiligen Witterungen diktiert. Klima steht für die Gesamtheit aller möglichen meteorologischen Vorgänge, aller Wetterzustände, die an einem Ort auftreten. Dabei wird es nicht nur von Prozessen innerhalb der Atmosphäre beeinflusst, sondern gleichermassen durch das Wechselspiel aller Sphären (Kontinente, Meere) und von so vielen Dingen mehr. Um `unser` Klima besser verstehen lernen, müssen wir uns bewusst werden, wo wir uns befinden. Gerade in der Schweiz leben wir in einem Landstrich, der von drei grossen Klimazonen beeinflusst wird. Zusätzlich zum atlantischen See-, zum Kontinental- und zum Mittelmeerklima existieren eine Vielzahl kleinerer klimatischer Räume. Mit den Alpen als markanter Klimascheide haben wir eine weitere Besonderheit zu vermerken.
So leben wir in der Schweiz nah beieinander und erleben doch teilweise ganz unterschiedliche meteorologische Bedingungen. In Luzern hängt der Nebel oft tagelang, und unweit davon am Vierwaldstättersee wachsen in Bauen bei milden Temperaturen die Palmen.
Ein sogenanntes Mikroklima bildet sich für ein bestimmtes Areal aus bodennahen Luftschichten aus und ist stark von vorhandenen Oberflächen (Untergrund, Bewuchs, Bebauung), deren Thermik und weiteren Besonderheiten abhängig. Verschiedenheiten in der Geländeform oder im Pflanzenbewuchs können dabei auf engem Raum grosse Unterschiede in der Temperatur oder der Windgeschwindigkeit verursachen. So kann es z.B. an einem Sommertag über einer Asphaltdecke mehrere Grad wärmer sein als über einer benachbarten, feuchten Wiese.
Mikroklimata im Wandel
So unterschiedlich die Klimata, in denen wir leben, so verschieden zeigen sich die Folgen eines Temperaturwandels. Während in den kommenden Jahren wegen der Gletscherschmelze in den Bergen einige neue Badeseen zu erwarten sind, werden sich die Aargauer was zum Hochwasserschutz überlegen müssen, und die Tessiner, Jurassier und Walliser machen sich derweil Gedanken zum Wasserverbrauch.
Die Brennpunkte werden sich künftig wie ein Flickenteppich über das gesamte Land ziehen, was lokal vernetztes Denken und Handeln erfordern wird. Damit aus dem Wandel nicht nur Schaden sondern auch Nutzen resultiert, bieten sich für viele Regionen eine Reihe interessanter Möglichkeiten.
Ingenieure rechnen grundsätzlich mit höheren Erträgen aus der Photovoltaik. Da aber bei häufiger auftretenden Sonnentagen die unterschiedlich warmen Luftmassen in Bewegung geraten, entsteht Wind, wodurch auch die Windkraft an Bedeutung zunehmen könnte.
Landwirte werden an bereits milden Orten die Möglichkeit haben, vermehrt exotische und wärmeliebende Kulturpflanzen anzubauen und hoffen wohl berechtigt auf bessere Ernten, sofern ihnen genügend Wasser zur Verfügung stehen wird.
Stadtplaner wissen schon lange um die urbanen Bedürfnisse bei veränderten klimatischen Bedingungen. Seit Jahren treiben sie die `Mediterranisierung` der Städte voran, um den neu geschaffenen Begebenheiten gerecht zu werden. In Städten wird es an heissen Tagen gerne um 4 Grad wärmer als im grünen Umland. Kein Wind dringt durch die teils engen Häuserschluchten, und die Hitze frisst sich in den Asphalt. Verstärkter Baumwuchs, weiss gestaltete Fassaden und schattenspendende Dächer und Markisen sind einfache Mittel, um städtische Wärmeinseln abzukühlen.
Abhängig vom Grad der Auswirkungen werden sich weltweit Gebiete bei fortschreitender Klimaveränderung um ihre ganz eigenen klimatischen Perspektiven bemühen müssen. Die Anforderungen stellen sich vielseitig und überraschend. Mit Kreativität und Engagement, Unternehmertum und Innovation müssen vielversprechende Ansätze verfolgt werden, damit wir innerhalb unserer Kleinklimata lebenswerte und nachhaltige Bedingungen schaffen können.
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