Extremwetterereignisse wie Stürme, Starkregen, Hitzewellen und Kälteeinbrüche zählen zu den prognostizierten Folgen es Klimawandels. Rein wissenschaftlich betrachtet, bedeutet „extrem“ schlichtweg den äussersten Rand einer beobachteten Reihe. Gesellschaftlich ist das Wort mit etwas Unvorstellbarem abseits des Gewohnten zu vergleichen. Genau solche Bilder entstehen in den Köpfen der Menschen, wenn sie an den Klimawandel denken.
Kälteeinbrüche
In einigen der vergangenen Winter konnten Zeiträume mit extremer, klirrender Kälte in Mitteleuropa beobachtet werden. Man fragt sich: Wie kann ein extremer Frost mit der Erderwärmung zu tun haben? Komplizierte Klimamechanismen können auch dieses Phänomen erklären. Aufgrund der Erwärmung kommt es zum Schmelzen des arktischen Meereises auf der Nordhalbkugel, sodass sich über dem Polarmeer ein Hochdruckgebiet bildet. Dieses zirkuliert und bringt sibirische Kaltluft nach Mitteleuropa, die sich als längere Frostperiode bemerkbar macht. Mitteleuropa wird sich mittelfristig nicht nur auf heisse, sondern auch kalte Extremzeiten gefasst machen müssen.
Schwerstniederschläge
Eine wärmere Welt hat auch Auswirkungen auf die Wasserzirkulation und demnach auf die Niederschlagsverteilung. Gleichmässigkeit und Verlässlichkeit im Niederschlagsgeschehen werden seltener. Die hochkomplexen Systeme, die für die Wanderung und Verteilung der Regentropfen verantwortlich sind, können selbst Klimasimulationen schwer modellieren. Auf die reine Physik ist jedoch Verlass: Das Wasser der Ozeanoberfläche kann bei höheren Temperaturen vermehrt verdampfen. Mehr Wasser in der Lufthülle der Erde bedeutet, dass dieses anderswo wieder abregnen muss. Niederschlagsreiche Gebiete müssen demnach mit tendenziell stärkeren und kürzeren Niederschlägen rechnen. Kräftige Niederschläge führen abhängig vom Zustand des Bodens, der ableitenden Flüsse, der wasserbaulichen Strukturen und der Rückhaltekapazitäten der Ökosysteme auch zu heftigen Überschwemmungen und Hochwasser. In Mitteleuropa zählen diese zu den häufigsten Naturkatastrophen.
Stürme
Ob die Häufigkeit und Stärke an Stürmen durch den Klimawandel zunehmen wird, bedarf langfristiger Daten. Die Komplexität dieser Geschehen ist selbst für Klimaforscher eine Herausforderung. Wenn man aber auf Aufzeichnungen seit der Jahrtausendwende zurückblickt, zeichnet sich ein deutliches Bild. Die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane produziert Energien, die für Luftbewegungen zur Verfügung stehen. Über einer ungewöhnlich warmen Meeresoberfläche können somit tropische Stürme (Hurrikane, Taifune, Zyklone) entstehen, die an Intensität zunehmen werden. Die Philippinen wurden beispielsweise im Jahr 2013 vom stärksten tropische Wirbelsturm des Pazifik „Haiyan“ heimgesucht. Verheerende Verwüstungen waren die Folge und tausende Menschenleben fielen dem Sturm zum Opfer. Ähnlich dramatische Stürme treffen regelmässig auf die karibischen Inseln und den Südosten der USA, wie im vergangenen Monat mehrfach zu beobachten war. Auch wenn noch keine ausreichenden Daten vorliegen, ist eine Tendenz ersichtlich. Hinterher wird man sagen können, dass diese auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen war.
Quelle:
Buch "Selbstverbrennung" vom Klimafolgenforscher Hans Joachim Schellnhuber
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