Eines ist klar: Der Klimawandel verlangt einen äusserst hohen Preis. Einerseits schlägt er durch direkte Schäden als Folge von Extremwetterereignissen zu Buche und anderseits muss eine Menge Geld in Anpassungsmassnahmen investiert werden, wie zum Beispiel Schutzbauten oder die Umstellung auf erneuerbare Energien. Daher ist klar, dass der Klimawandel nicht nur der Natur einiges abverlangt: Der Klimawandel stellt auch eine ökonomische Herausforderung.
Kostenschätzungen
Es ist schwierig, dem Klimawandel ein exaktes Preisschild anzuheften, da unzählige Faktoren berücksichtigt werden müssen, die je nach Modell variieren. Trotzdem existieren Studien, welche versuchen, die Kosten abzuschätzen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert die anfallenden Kosten für Deutschland im Verlauf der nächsten 50 Jahren auf 800 Milliarden Euro. Gut die Hälfte davon machen direkte Klimaschäden aus, und die andere Hälfte setzt sich aus indirekten Konsequenzen, wie Anpassungsmassnahmen und erhöhten Energiepreisen zusammen.
Auch die EU rechnet europaweit mit 20 bis 65 Milliarden Euro an jährlichen Kosten bis 2080.
Solche Schätzungen mögen sehr spekulativ klingen, sind aber wichtig, um der Politik Richtlinien zu geben, wie hoch Treibhausgasemissionen besteuert werden sollen. Die Kosten einer Tonne emittiertes CO2 wird auf 30 bis 40 US$ beziffert. Bei einem jährlichen CO2 Ausstoss von 6.4 Tonnen pro Kopf, könnte man also von jedem Bürger bis zu 250 US$ verlangen!
Wer muss besonders tief in die Tasche greifen?
Öffentliche Infrastruktur: Naturkatastrophen, die an Häufigkeit und Heftigkeit zunehmen, verursachen immense Schäden an der öffentlichen Infrastruktur. Um diese zu begrenzen, sind kostspielige Schutzmassnahmen nötig. Die EU schätzt allein die Überschwemmungsschäden künftig auf rund 8 Milliarden Euro pro Jahr. Um diese zu vermindern, wären jährlich bis zu 1 Milliarde Euro allein für die Verbesserung des Küstenschutzes fällig. Ebenso rechnet die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) damit, dass ihre Mitgliedsstaaten 95 Milliarden Euro investieren müssen, um die Infrastrukturen der globalen Erwärmung anzupassen.
Landwirtschaft: Auch die Landwirtschaft wird wegen des Klimawandels finanziell geschädigt. Vor allem Ernteausfälle wegen Trockenheit und Kosten, um die Anbaumethoden dem Klima anzupassen, summieren sich schnell in die Höhe. Es wird erwartet, dass ein Temperaturanstieg um 2 °C weltweite Ernteausfälle von mindestens 10 Prozent hätten.
Tourismus: Wenn sich das Klima ändert ist auch die Tourismusbranche betroffen. Schneemangel zum Beispiel forciert diverse Skigebiete, ihr Angebot anzupassen, was selbstverständlich nicht gratis geschieht. Deshalb gibt es auch bei Schweiz Tourismus Bemühungen, um den Herbst als Alternative zur Wintersaison zu vermarkten.
Versicherungen: Mit der Zunahme von Naturkatastrophen müssen auch Versicherungen immer tiefer in die Tasche greifen. Insbesondere grosse Rückversicherer sind betroffen, und auch sie sind überzeugt, dass wir jetzt handeln müssen, um unsere Emissionen zu reduzieren und die Wirtschaft umzugestalten:
"Je früher wir damit starten, desto günstiger ist das machbar. Nur dann bleiben Schäden auch in Zukunft versicherbar."
David Bresch, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit beim Schweizer Rückversicherer Swiss Re
Die Kosten des Klimawandels steigen laufend. Damit die Wirtschaft nicht kollabiert, darf die globale Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2 °C steigen. Dies ergaben Untersuchungen des Ökonomen Nicholas Stern im Auftrag der EU. Wenn wir nicht jetzt agieren, droht ein Fünftel der Weltwirtschaft zusammen zu brechen. Daher ist es von äusserster Dringlichkeit, dass endlich jede und jeder von uns erkennt, welch ernsthafte Bedrohung der Klimawandel darstellt. Wir müssen jetzt handeln! Ansonsten wird es Konsequenzen geben, die auch nicht mit Geld rückgängig gemacht werden können.
Weiterführende Informationen:
Der Stern Report veranschaulicht die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels
Kosten des Klimawandels
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