Klimagipfel 2017: Klimawandel hinterlässt auch hier seine Spuren

17 Nov 2017
Der Aletschgletscher im Wallis hat seit 1860 drei Kilometer an Länge eingebüsst. Der Aletschgletscher im Wallis hat seit 1860 drei Kilometer an Länge eingebüsst.

Als Binnenland wird die Schweiz von den direkten Folgen des steigenden Meeresspiegels verschont bleiben. Dennoch macht sich der Klimawandel auch hierzulande bemerkbar.

Auf die Frage, wo man am sichersten sei vor den Auswirkungen des Klimawandels, antwortete James Hansen vom Umweltinstitut der Columbia University einst: „ Nun, die Schweiz wäre wohl ein guter Tipp.“ Damit liegt der renommierte Klimaforscher wahrscheinlich nicht ganz richtig. Denn die Schweiz bekommt die Folgen des Klimawandels sehr wohl zu spüren. Hier hat die Temperatur bereits doppelt so schnell zugenommen wie im globalen Durchschnitt, und die kritische 2 °C Grenze wurde bereits überschritten.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn die Schweiz die Konsequenzen eines solchen Temperaturanstiegs zu spüren bekommt. Auf folgende Szenarien muss sich die Schweiz gefasst machen:

Mehr Erdrutsche & Steinschläge: Wenn die Permafrostböden in den alpinen Regionen auftauen, nimmt die Stabilität des Gesteins drastisch ab. Folglich wird die Gefahr von Felsstürzen ansteigen, und Murgänge wie zum Beispiel im August 2017 in Bondo (GR) werden an Häufigkeit zunehmen.

Gletscher schmelzen - neue Seen entstehen: Die steigenden Temperaturen setzen den Schweizer Gletschern arg zu. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) prognostiziert, dass bis Ende dieses Jahrhunderts 60-80 Prozent der Gletscherflächen verschwunden sein werden. Das Tessin und das Engadin werden bis dann komplett eisfrei sein. Wo sich heute Gletscher ins Tal bewegen, werden völlig neue Landschaften entstehen, die von Fels und Schutt dominiert sein werden. Durch das Abschmelzen der Gletscher werden unzählige Mulden freigelegt, in denen sich neue Bergseen bilden können. Bis zu 600 solcher Seen werden in den nächsten Jahrzenten in den Schweizer Bergen neu entstehen – mit eine Gesamtfläche, die sogar die Grösse des Thunersees übertrifft.
Wanderer mögen sich an den neu geschaffenen Seen erfreuen, doch sie stellen auch ein ernstzunehmendes Risiko dar. Falls es durch Erdrutsche zu Sturzfluten kommen sollte, wären Bergdörfer wie zum Beispiel Naters unterhalb des Aletschgletschers in akuter Gefahr.

Steigende Schneefallgrenze: Pro Grad Temperaturerhöhung verschiebt sich die Schneefallgrenze um etwa 150 Meter. Dies werden vor allem Skigebiete unterhalb von 2000 m.ü.M. zu spüren bekommen. In der Schweiz wäre davon rund die Hälfte der Skigebiete betroffen, da selbst Schneekanonen bald nicht mehr ausreichen werden, um den Schneemangel zu kompensieren. So wird der Skitourismus in tiefer gelegenen Regionen abnehmen, während die höher gelegenen, schneesicheren Skigebiete die Kundschaft anziehen werden.

Hochwassergefahr im Winter steigt: Obwohl weniger Schnee fallen wird, werden die Schweizer Winter niederschlagsreicher. Anstelle des Schneefalls wird es vermehrt Regenperioden in den kalten Monaten geben, sodass die Hochwassergefahr nicht wie bis anhin im Frühling, sondern eher im Herbst und Winter am grössten sein wird.

Heissere & trockenere Sommer: Die Anzahl der Hitzetage (über 30 °C) im Sommer ist steigend, und zudem treten vermehrt längere Trockenperioden auf. Dies kann vor allem für betagte Menschen gefährlich werden. Im Rekordsommer 2003 wurden in der Schweiz rund 1000 Hitzetote verzeichnet. Um der Hitze entgegenzuwirken, wird der Energiebedarf zum Kühlen von Gebäuden steigen. Dieser Mehraufwand kann auch nicht durch den reduzierten Heizbedarf im Winter kompensiert werden.
An heissen Sommertagen erwärmt sich auch das bodennahe Trinkwasser, was zu einem erhöhten Risiko von Verunreinigungen durch Mikroorgansimen führt, da sie bei wärmeren Temperaturen besser gedeihen.
Auch die Landwirtschaft wird betroffen sein. So leiden beispielsweise Kühe unter der Hitze: Ihre Milchleistung und die Milchqualität werden dadurch beeinträchtigt.

Mehr Schädlinge: Schädlinge wie Maiszünsler, Blattläuse und Borkenkäfer profitieren vom wärmeren Klima, da sie sich aufgrund der längeren Vegetationszeit stärker vermehren können. Deshalb müssen effiziente Lösungen erarbeitet werden, wie man die Lage in den Griff bekommen kann. Es gibt bereits Anzeichen, dass zum Beispiel Fichten und Föhren schon bald aus den Wäldern verschwinden könnten - als Folge der zunehmenden Trockenheit der Borkenkäferplage und.

Wärmere Gewässer: Nicht nur die Lufttemperatur wird steigen; auch die Gewässertemperaturen werden zunehmen. Vor allem seichte Bäche und Teiche können im Sommer schnell Temperaturen über 25 °C erreichen. Kaltwasserfische wie die Bachforelle oder Äschen ertragen diese Temperaturen nicht und gehen zugrunde.

Nötige Massnahmen

Die Erwärmung ist bereits im vollen Gange, deshalb kann sie nur noch begrenzt, aber nicht komplett verhindert werden. Neben der nötigen Dekarbonisierung sind deshalb auch Anpassungen an die Auswirkungen des Klimawandels dringend geboten. Da in der Schweiz aufgrund des vergleichsweise rasanten Temperaturanstiegs die Gefahr von Naturkatastrophen steigt, muss der Schutz der Bevölkerung gewährleistet werden. Bauten für den Hochwasserschutz und Steinschlagnetze werden vermehrt installiert werden müssen.
Ausserdem ist Geschick in der Raumplanung gefragt, damit sich Städte nicht zu Wärmeinseln entwickeln. Parks, Bäume und Teiche können die Hitzeansammlung in urbanen Gebieten vermindern, weshalb eine konsequente Durchgrünung der Siedlungen angesagt ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat die Schweiz den Vorteil, dass hier der Klimawandel ernst genommen wird. Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um 50 Prozent  zu verringern (gegenüber dem Stand von 1990). Die nächste Nagelprobe wird sein, das CO2-Gesetz im Parlament gutzuheissen.

 


Weiterführende Informationen:
Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweiz (BAFU)
Anpassungen an den Klimawandel (BAFU)

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