Klimagipfel 2017: Der Weltklimagipfel 2017 Bonn im Rückblick

Eine kleine Insel des Fiji-Atolls. Die COP23 stand unter der Leitung der Fiji Inseln. Eine kleine Insel des Fiji-Atolls. Die COP23 stand unter der Leitung der Fiji Inseln.

Seit der ersten Weltklimakonferenz 1979 in Genf und den seit 1995 in Berlin jährlich an wechselnden Orten abgehaltenen COP treffen sich die Staaten der Welt, um über Gefahren, Probleme, Folgen des seit 1990 durch die IPCC allgemein bekannten und anerkannten Klimawandels zu debattieren.
Bemerkenswert ist sicher, dass dieses Weltforum besteht, und dass man miteinander redet. Das schafft Vertrauen und erstellt eine Grundlage für gemeinsames Handeln. Welches sind aber die konkreten Ergebnisse?

Aus allen Konferenzen ragen sicher Kyoto (1997) und Doha (2012) mit dem Kyoto-Protokoll (erste Phase und zweite Verpflichtungsperiode), sowie Cancun (2010) mit der Einrichtung eines Klimaschutz-Fonds und der Festlegung der Grenze der Erderwärmung auf unter 2°C sowie Paris (2015) mit dem Beschränkungsziel von 1,5 bzw. 2°C für die Erwärmung hervor. Negativ in Erinnerung bleibt der Gipfel von Kopenhagen, der als gescheitert zu bezeichnen ist.

Während das Klimaabkommen von Paris am COP 21 (Climate Change Conference of the Parties) als eigentliche politische Willenskundgebung gilt, das sowohl Industrie- wie Entwicklungsländer rechtlich verpflichtet, umfassend, dauerhaft und robust Massnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung zu treffen und darüber alle fünf Jahre Rechenschaft abzulegen, geht es aktuell darum, ein Regelwerk zu schaffen, wie das Abkommen umzusetzen ist.

Dazu haben die 197 Staaten an der COP 23 in Bonn nach zweiwöchigen Verhandlungen immerhin ein Resultat erbracht  -ein kleines zwar, aber ein wichtiges. Endlich, zwei Jahre nach Paris, steht in einem Dokument, was an technischen Verordnungen (Emissionsziele, Marktmechanismen, Anpassungsstrategien, Finanzierung, Transparenz, Dynamik, Gesetzesmechanismus) bis zur nächsten Konferenz 2018 im polnischen Katowice zu verhandeln ist, um dies dann dort beschliessen zu können.

Indem jetzt die Verhandlungssubstanz vorliegt, wurde zwar ein Minimalziel der Konferenz erreicht, aber es gelang nicht, substanzielle Bereiche zu thematisieren. Die 197 Länderdelegationen haben als Staatengemeinschaft verhandelt; haben sie auch als Schicksalsgemeinschaft gehandelt?

Angesichts der drängenden Probleme, den globalen Klimaschutz endlich zielstrebig voran zu bringen, mutet die gegenwärtige Situation unglaublich an! Mit dieser offensichtlichen Verzögerungstaktik wird in den Sitzungsräumen um Details und Formulierungen gestritten und damit Eigeninteressen gepflegt, statt das grosse Ganze im Auge zu behalten und mutige Entscheide zu fällen.

Seit Jahren ist bekannt, dass sich das Klima unter menschlichem Einfluss verändert, die Erde sich kontinuierlich erwärmt und wir deshalb mit ungeahnten Folgen zu rechnen haben. Inzwischen ist offensichtlich, dass der Klimawandel stattfindet, und dass viele Befürchtungen und Voraussagen nicht nur eingetroffen sind, sondern sich teilweise spürbar stärker ausgewirkt haben.

Offenbar ist der Betroffenheitsgrad noch zu gering, um zukunftsorientiert zu handeln. Zu Recht fragt man sich schon, wieviele Jahre als verloren gelten müssen, um den Klimawandel und seine Folgen und insbesondere die ökonomischen Auswirkungen noch in den Griff zu bekommen.

In krassem Gegensatz zu diesen Eindrücken stehen die Empfindungen und Wahrnehmungen, positiven, ja optimistischen und zuversichtlichen Gefühlen, die in den Wandelgängen auch von Delegationen, vor allem aber von Nichtregierungs-Organisationen, besuchenden Politikern und der interessierten Bevölkerung verbreitet werden.

Sie stehen auch in klarem Widerspruch zu Initiativen vieler Einzelpersonen, einzelner Staaten und Städte ebenso wie verschiedener Unternehmen, die den Ernst der Lage sorgenvoll erkannt haben und bereit sind, zu handeln.

Offenbar müssen sich die Handlungsstrategien auf diese Aktivitätsebenen ausrichten, müssen diese Initiativen unterstützt, gefördert und in ihrem Umfang und Ausmass verstärkt werden. Die Basis muss vermehrt die handelnde und führende Rolle übernehmen und Druck auf die Führungen in Politik und Wirtschaft ausüben, die offensichtlich zu viel Rücksicht auf alle Seiten nehmen müssen  - Zivilcourage, mutiges Voranschreiten sind gefragt!

Allgemein bekannt ist doch mittlerweile, dass - wenn wir die Erderwärmung unter 2°C halten wollen - ab 2050 keine fossilen Brenn- und Treibstoffe mehr verwendet werden dürfen. Das wird zu einigen Umstellungen führen, im Gebäudepark ebenso wie im Verkehr. Welcher Politiker verkündet konsequenterweise laut und vernehmlich, dass zur Reduktion der klimaschädigenden Emissionen auf fossile (und atomare) Energieträger schnellstmöglich zu verzichten ist und Alternativen zu realisieren sind? ; - auch gegen Einzel- und Eigeninteressen gewisser uneinsichtiger Kreise, insbesondere auch in der Wirtschaft. Es ist doch kurzsichtig, sich gegen die notwendige - und unausweichliche - Energiewende zu stemmen.

Je früher und konsequenter die Energie-, Verkehrs- und Wirtschaftswende vollzogen wird, desto besser - sagen bedeutende Ökonomen und repetieren verschiedene Politiker - ohne aber mutig und zielorientiert zu handeln. Je länger wir zuwarten, desto teurer wird der Wandel zu stehen kommen!

Vorausschauender und aktiver Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen. Der Handlungsbedarf ist ausgewiesen, die Handlungsfelder sind gross. Die Initiativen müssen aber durch staatliche Vorgaben unterstützt und durch gesetzliche Regelungen abgesichert werden. In einzelnen Staaten geschieht dies, wenn auch erst zögerlich und wenig konsequent. Notwendig wäre dies auch für die ganze Staatengemeinschaft. All die vergangenen Jahre hätten dazu ausreichen müssen! Bleibt uns noch genug Zeit dafür?

 

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.