Der Wald und der Klimawandel

Höher gelegene Bergwälder könnten vom Klimawandel profitieren. Höher gelegene Bergwälder könnten vom Klimawandel profitieren.

Auch unsere Wälder haben mit dem Klimawandel zu kämpfen. In der Schweiz müssen wir mit einem wärmeren, trockenerem und extremeren Klima rechnen.

Der Klimawandel schreitet rasch voran. Darunter leiden auch die unverzichtbaren Ökosysteme unserer Wälder. Diese werden kaum im Stande sein, sich durch natürliche Prozesse an die veränderten Bedingungen anzupassen.

Folgen für den Wald

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald sind vielfältig:

-Verschiebung der Vegetationszonen

-Unangepasste und geschwächte Baumbestände aufgrund der veränderten Standortverhältnisse

-Höhere Anfälligkeit auf Schadereignisse (Sturm, Käferbefall)

-Fremdländische Pflanzen und Tiere (Neobiota) rücken vor

-Geschwächte Wälder verlieren ihre Schutzfunktion

Aufgrund des wärmeren Klimas werden sich die Vegetationszonen rund 500-700 Meter nach oben verschieben. So werden Laubbäume in Zukunft auch in tiefer gelegenen Bergwäldern gedeihen, in denen heute vor allem Nadelbäume wachsen. Die Zusammensetzung der Wälder wird sich verändern. Ein trockenes Klima und längere Trockenzeiten setzen die Bäume unter Stress. Die Waldbrandgefahr steigt und Bäume werden anfälliger für Schädlingsbefall. Trockenheitstolerante Arten werden sich durchsetzen und beispielsweise die Fichte wird in tieferen Lagen seltener anzutreffen sein. Ziehen sich gewisse Baumarten zurück, leidet die gesamte Biodiversität des Waldes darunter. Auch der Wasserhaushalt, die Bodenbeschaffenheiten und die Nährstoffflüsse werden sich verändern. Dies kann zu einer Schwächung der Bäume und des Wurzelsystems führen, wodurch z.B. tiefer gelegene Bergwälder ihre Schutzfunktion verlieren würden.

Sogenannte Neophyten - fremdländische Pflanzen, die in der Schweiz nicht heimisch sind - machen sich die wärmeren Wetterverhältnisse zunutze. Meist sind diese exotischen Pflanzen mit Absicht in Gärten gepflanzt worden. Die immer wärmer werdenden Temperaturen begünstigen nun aber ihre Ausbreitung in die freie Wildbahn. Erst durch die wärmeren Temperaturen reifen ihre Früchte aus, und sie können sich fortpflanzen. Im Tessin erfolgt diese Invasion durch Lorbeerpflanzen. Diese kommen natürlicherweise nicht in unseren Wäldern vor. Die Pflanzen sind giftig und verdrängen ihre heimischen Konkurrenten. Darunter leidet vor allem die Biodiversität, weil sich auch weniger heimische Tierarten auf ihnen ansiedeln.

Die Folgen des Klimawandels sind zahlreich, doch kann nicht ganz klar abgeschätzt werden, welche Wälder in Zukunft am meisten darunter leiden müssen. Je nach Standort und Ablauf des Klimaszenarios unterscheiden sich die Auswirkungen. Das Baumwachstum in höher gelegenen Wäldern könnte sich sogar verbessern, wo hingegen in tieferen, von Trockenheit betroffenen Gegenden eine höhere Mortalität auftreten könnte.

Angepasste Bewirtschaftung

Da die Veränderungen des Klimas zu schnell voranschreiten, können sich die Bäume nicht auf natürlichem Wege anpassen. Hier kommt der Mensch ins Spiel - durch eine angepasste und auf die Problematik abgestimmte Bewirtschaftung können die wichtigen Leistungen des Ökosystems erhalten werden. Mit Adaptionsstrategien können die Wälder widerstands- und anpassungsfähiger gemacht werden. Dabei müssen für die verschiedenen Standorte auch unterschiedliche Massnahmen getroffen werden.

Durch das Pflanzen von ausgewählten Bäumen wird die Baumvielfalt sichergestellt. Mischbestände sind weniger störungs- und stressanfällig. Auch eine absichtlich herbeigeführte Strukturenvielfalt hilft, um einen Wald weniger störungsanfällig zu machen. Oft sind Bäume einer bestimmten Grössenklasse von Störungen betroffen (bei Sturm z.B. nur grössere, höhere Bäume), in einem gut strukturierten Wald würden also immer einige Bäume unversehrt bleiben und so die Waldleistungen weiterhin erbringen. Kürzere Umtriebszeiten fördern einen raschen Wechsel der Baumarten ebenfalls. Dabei sollten allerdings einige alte, dicke Bäume verschont bleiben, da diese sehr zur Biodiversität beitragen.

Diese Prinzipien können nicht als garantierte Rezepte angesehen werden; jeder Wald ist verschieden aufgebaut und muss spezifisch untersucht werden. Erst dann kann über die optimalsten Lösungen für das entsprechende Gebiet entschieden werden. Viele Fragen in Bezug auf die genauen Auswirkungen des Klimawandels sind noch offen, in Zukunft werden sich immer mehr Informationen ansammeln und auch die Lösungsvorschläge dementsprechend angepasst werden. Sicher ist, dass wir alles uns mögliche tun müssen, um diese wertvollen Ökosysteme zu erhalten – besonders wenn man bedenkt, dass die Bedrohung dieser durch den Menschen erst ausgelöst wurde.

Fachinformationen des BAFU

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Kommentare (1) anzeigenausblenden 

0 #Uwe Scheibler2018-04-23 12:06
Meist sind die Artikel von "umweltnetz-schweiz.ch" ordentlich recherchiert. In Sachen Neophyten scheint aber ein blinder Fleck zu bestehen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass mit einer Dumpfbackigkeit sondergleichen regelmässig auf diese Pflanzengruppe eingedroschen wird? Diese reflexhafte Reaktion gegen "Fremdes" kennt man sonst nur von den eher rechtsgerichteten und fremdenfeindlichen Stammtischbrüdern. Es ist der Qualität der Artikel ausserordentlich abträglich, wenn ausserhalb wissenschaftliicher Erkenntnisse und mit reinen Schlagworten unhaltbare Standpunkte behauptet werden.

Im Übrigen ist der Artikel über den Wald zudem von einer unglaublichen menschlichen Hybris geprägt. Nach dem Motto "Ohne menschliche Eingriffe kein Wald". Das ist nicht nur objektiv falsch, sondern auch von genau derjenigen anthropozentrischen Haltung geprägt, die uns die grossen Umweltprobleme beschert hat.

Also, vor dem Abschreiben bitte einmal selber nachdenken!
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