Das stumme Leiden des Waldes

Verdorrte Bäume sind diesen Sommer leider keine Seltenheit Verdorrte Bäume sind diesen Sommer leider keine Seltenheit

Trockenheit und Hitze setzen den Wäldern zu. Ohne die Umsetzung griffiger Massnahmen in naher Zukunft wird es auch bedrohlich für Tiere und Menschen.

Der Forst – in Liedern besungen, in Gedichten verehrt und in Märchen mystifiziert – nimmt nicht nur in der Poesie und Literatur einen wichtigen Platz ein. Der Wald liefert den Menschen eine ganze Menge Lebenswichtiges. Er reinigt die Luft, filtert das Wasser, liefert Holz; er schützt uns vor Naturgefahren und bietet Erholung. All diese Leistungen sind durch den menschengemachten Klimawandel bedroht.

Dürre setzt den Wäldern zu

Die Folgen des Trockenheits-Sommers 2018 für den Wald haben selbst Fachleute aufgeschreckt. Die Spuren sind noch heute 2019 deutlich sichtbar. Einzelnen Baumarten - insbesondere Buchen, Fichten und Föhren - geht es schlecht. Sie konnten sich nicht genügend erholen und sind nun erneut Stress ausgesetzt. Der Wassermangel ist das gravierendste Problem. Die Bäume werden geschwächt und sind anfälliger für Pilzerkrankungen und Insektenbefall. Dies ist bereits drastisch sichtbar. In Wäldern in den Kantonen Zürich und Thurgau sind die Borkenkäfer fleissig am Werk; dies vor allem an Fichten. Pikantes Detail: Fichten werden im Mittelland bereits seit vielen Jahren als standortfremder Baum in Monokulturen angebaut, weil das Holz für den Handel sehr lukrativ ist. Doch das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Rottannen befindet sich in höheren Lagen in feuchtem, kühlem Klima. So ist es nicht überraschend, dass Fichten als eine der ersten Baumarten serbeln. Modert das Holz, wird das vormals gespeicherte CO2 wieder an die Atmosphäre abgegeben - schlecht fürs Klima.

Auch die Politik hat die zentrale Bedeutung eines gesunden Waldes erkannt

In Artikel 5 des Pariser Klimaschutzabkommens werden die Vertragsparteien aufgerufen, Massnahmen zur Erhaltung und Verbesserung von Senken und Speichern von Treibhausgasen, darunter Wälder, zu ergreifen. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder soll angestrebt werden.

Der Bund hat das Bundesgesetz über den Wald 2017 mit einem Artikel zum Klimawandel ergänzt. Auch in der Waldpolitik nehmen Zielsetzungen im Bereich Klimawandel einen wichtigen Platz ein. So wichtig gesetzliche Grundlagen sind, reichen sie dennoch nicht aus. Sie müssen auch umgesetzt werden.

Fachleute aus der Forschung fieberhaft an der Arbeit

Die dem Bund angegliederte Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Lawinenforschung (WSL) beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dem Thema Klimawandel in der Schweiz. Im Forschungsprogramm “Wald und Klimawandel“ wurden verschiedene Aspekte beleuchtet: Wie verhalten sich die Bäume bei geringerer Wasserzufuhr? Was hat dies für Auswirkungen auf die Verjüngung, das Wachstum und die Lebensdauer der Bäume? Welche Folgen haben zunehmende Waldbrände? Wie soll dem Befall insbesondere von Borkenkäfern begegnet werden? Welche Baumarten eignen sich für die sich ändernden Bedingungen? Bei dieser letzten Frage ging es vor allem um die Trockenheitstoleranz der Bäume. In die Untersuchung wurden auch Gastbaumarten einbezogen; das heißt Baumarten aus wärmeren Ursprungsgebieten.

Ziel des Forschungsprogramms war es, Entscheidungsgrundlagen für die Praxis bereitzustellen, um Adaptionsstrategien entwickeln zu können. Der Beizug einer Praxis-Begleitgruppe war ein Garant dafür, dass für die Praxis relevante und umsetzbare Forschung betrieben wurde.

Waldbesitzer müssen handeln

Die WSL will mit Ihren Forschungen auch die Verantwortlichen für Auswirkungen des Klimawandels sensibilisieren. Und Forstbetriebe und Waldbesitzer werden zunehmend aktiv. Doch Massnahmen für einen klimafitten Wald gehen oft mit einem geringeren finanziellen Nutzen einher; für Forstbetriebe und Waldbesitzer eine Herausforderung. Im Mai dieses Jahres wurde der Verein Wald-Klimaschutz Schweiz gegründet. Er verfolgt das Ziel, mit reduzierten Holznutzungen und/oder dem Verzicht auf Vorratsabbau CO2 im Wald einzulagern und der Atmosphäre langfristig zu entziehen. Dieser Beitrag zum Klimaschutz hat aber wirtschaftliche Verluste zur Folge. Um diese kompensieren zu können, werden CO2-Zertifikate angeboten. Dieses Projekt wurde unter anderem auch vom Bundesamt für Umwelt unterstützt.

Die Klimastiftung Schweiz – eine Initiative von Dienstleistungsbetrieben – schafft ebenfalls Anreize für Klimaprojekte im Wald. Die Zielgruppe sind Waldbesitzer überalterter Wälder, deren Bewirtschaftung sich wirtschaftlich nicht lohnt. Durch die Verjüngung dieser Waldflächen, kann die Absorbierung von CO2 erhöht werden. Projekte, die die Rahmenbedingungen erfüllen, werden von der Stiftung finanziell unterstützt.

Auch wenn neueste Forschungen belegen, dass die Kohlenstoff-Speicherung der Waldbäume, vor allem in Form von Aufforstungen, nicht den Erwartungen entspricht, sind die damit erzielten Ergebnisse besser, als gar nichts zu tun.

Quellen und weitere Informationen:
Bundesgesetz über den Wald
WSL Forschungsprogramm Wald und Klimawandel
Wald-Klimaschutz Schweiz
Klimastiftung Schweiz Waldpflegeprogramm

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