Autofreies Leben bedeutet mehr Lebensqualität

In der Schweiz gibt es einige autofreie Orte – der Transport der Gäste und deren Gepäck funktioniert, wie hier in Zermatt, dennoch. In der Schweiz gibt es einige autofreie Orte – der Transport der Gäste und deren Gepäck funktioniert, wie hier in Zermatt, dennoch.

Rund 10% der Parkplätze in den Agglomerationen stehen leer, und immer mehr junge Menschen entscheiden sich für ein GA anstatt für den Führerschein. Das Mobilitätsverhalten ändert sich.

Mittlerweile leben rund die Hälfte der Schweizer, die in Städten wohnen, ohne eigenes Auto: Bus und Bahn sorgen für ein reibungsloses und müheloses Vorankommen. Um noch flexibler zu sein, schwingt man sich am besten auf das Velo, eine klimaneutrale Fitnesseinheit inklusive. All jenen ohne eigenen Drahtesel – die vielleicht mit der Bahn angereist sind – stehen in den meisten Städten und grösseren Ortschaften praktische Leihvelos, E-Bikes und Tretroller zur Verfügung. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Velo ist man meist schneller an seinem Zielort als mit dem Auto. Die mühsame Parkplatzsuche und der lästige Stau bleiben einem erspart.

Anteil der autofreien Haushalte in Schweizer Städten: 
Spitzenreiter ist Bern (57%), gefolgt von Zürich (53%) und Basel (52%). In den letzten 20 Jahren stiegen die Anteile in Lausanne auf 44% und in Genf auf 41% um jeweils 10 Prozentpunkte. Auch in Luzern ist mit 44% fast die Hälfte der Haushalte autofrei. 



Der Zuwachs an autofreien Haushalten hat zur Folge, dass seit 2011 in der Schweiz autoreduzierte Neubau-Wohnprojekte realisiert werden. Autoarmes beziehungsweise autofreies Wohnen ist nicht nur ökologischer, sondern auch wirtschaftlicher und sozialer. Denn für die Bau- und Unterhaltskosten von leerstehenden Parkflächen müssen alle Mieter aufkommen, ob sie nun ein Fahrzeug besitzen oder nicht. Sparen die Bauherren diese Kosten ein, ist dies im reduzierten Mietpreis zu spüren. Die freien Flächen können wiederum als öffentlicher Raum gemeinschaftlich genutzt werden, in Form von Grünanlagen, Spielplätzen, Geschäften oder Quartiersvereinen. Diese Orte der Begegnung sorgen für ein lebendiges Quartiersleben. Zusammen mit dem geringeren Verkehrsaufkommen sorgt ein autofreies Leben so für mehr Lebensqualität. 

Eine Londoner Studie zeigt, dass auch der Detailhandel von autofreien Quartieren profitiert: Geschäfte in Füssgängerzonen und mit guten Veloweg-Anbindungen können ihren Umsatz durch die Laufkundschaft um 30% steigern. Um auch grosse und sperrige Teile transportieren zu können, bieten viele Geschäften ein Heimlieferservice an. Ausserdem besteht immer die Möglichkeit, an einen fahrbaren Untersatz zu gelangen: über Carsharing, Automiete oder die Ausleihe eines Fahrzeugs von Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten. 

Wussten sie, dass... 
...ein durchschnittliches Schweizer Auto für 96,5% der Zeit still steht? Nur während 311 Stunden pro Jahr ist es tatsächlich in Bewegung. Diese geringe Auslastung lässt Anschaffungs- und Unterhaltskosten umso stärker ins Gewicht fallen.  
… 96% der Schweizer Bevölkerung näher als einen Kilometer zur nächsten ÖV-Haltestelle wohnt? Bei rund 60% sind es sogar weniger als 300 Meter! 



Rund 4 Millionen Schweizerinnen pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsplatz. Die Mehrheit legt den Arbeitsweg mit dem eigenen Fahrzeug zurück. Das führt dazu, dass die Autos mit durchschnittlich nur 1.1 Personen besetzt sind. Das Bilden von Fahrgemeinschaften mit 2 Personen zum Arbeitsplatz könnte also schon fast die Hälfte der gefahrenen Kilometer einsparen und somit Treibhausgasemissionen reduzieren. Bei kürzeren Wegen lohnt sich wieder der Tritt in die Pedale, und das möglicherweise nicht nur für die Velofahrer selbst: Laut der Londoner Studie fühlen sich drei Viertel der Pendler, die mit dem Velo zur Arbeit fahren, bei der Arbeit effizienter. 

Auch die Freizeitaktivitäten und sogar der Urlaub lassen sich autofrei gestalten. Nicht nur in der Grossstadt, sondern auch in kleineren Gemeinden funktioniert das autofreie Leben. Dass die autofreien Dörfer sogar die Attraktivität der Destinationen steigern, zeigen zahlreiche Beispiele in der Schweiz: Im familienfreundlichen Feriendorf Melchsee-Frutt, sowie in den Orten Rigi-Kaltbad und Stoos in der Zentralschweiz, in der Gemeinde Braunwald im Glarnerland, im traditionsreichen Blatten, das ebenso wie die Bettmer- und die Riederalp in unmittelbarer Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe am Grossen Aletschgletscher situiert ist. Auch die sich im Berner Oberländer Lauterbrunnental vis-a-vis liegenden Ortschaften Mürren und Wengen sind autofrei, ebenso wie natürlich die prestigeträchtigen Feriendestinationen Saas-Fee und Zermatt. Wandern, Velo fahren oder entspannt die Ruhe geniessen, das ist in diesen autofreien Gemeinden umso ungestörter möglich! 
 
 

Quellen und weitere Informationen: 
Studie: Die ökonomischen Vorteile von Radfahren und Laufen
BFS: Statistik Mobilität
Factsheet: Autoreduziert Wohnen
VCS Carefree: Ratgeber Autoteilen
BikeSharing in der Schweiz

 

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