Die in Süd- und Mittelamerika beheimatete Gewürzvanille (Vanilla planifolia) wird schon seit Hunderten von Jahren kultiviert. Geschätzt für ihren weichen, reichhaltigen Geschmack, ist sie eines der gefragtesten Gewürze auf der ganzen Welt. Aber die Orchideen, aus denen die Vanille gewonnen wird, wachsen nur langsam und sind schwierig zu kultivieren, was bedeutet, dass unser Appetit auf dieses duftende Aroma oft grösser ist als das Angebot. Da der Grossteil der Kulturen an Orten angebaut wird, die für extreme Wetterereignisse anfällig sind, wird der Markt mit dem Klimawandel zunehmend unberechenbar.
Durch den Klimawandel bedroht
Etwa 85 Prozent der weltweit konsumierten Vanille wird in Madagaskar produziert, wo die Orchidee gar nicht heimisch ist. Gekoppelt mit den Auswirkungen des Klimawandels gestaltet sich ihr Anbau deshalb zunehmend als Herausforderung. Dürreperioden und immer heftigere Tropenstürme gefährden die Produktion, und ihr Preis steigt. 2017 zerstörte der tropische Sturm Enawo rund 30 Prozent der Vanillekulturen in Madagaskar, was sich massiv auf die Wirtschaft der Insel auswirkte.
Da Vanillepflanzen zwei bis vier Jahre brauchen, um voll auszureifen, dauert es entsprechend lange, bis sich die Bestände nach solch einem Ereignis wieder erholen. Dazu kommt, dass die Vanille-Orchidee viel Pflege erfordert. Ihre Blüten blühen nur an einem einzigen Tag im Jahr. Damit die Pflanzen ihre aromahaltigen Schoten produzieren können, müssen sie an diesem Tag bestäubt werden. Sie wird aber nur durch bestimmte, einzig in Mexiko und Zentralamerika vorkommende Arten von Bienen der Gattung Melipona und durch Vertreter der Familie der Kolibris bestäubt. Auf den Plantagen in Madagaskar erfolgt die Bestäubung deshalb von Menschenhand. Um ein einziges Kilogramm trockene Schoten zu erhalten, müssen mindestens 600 Blüten bestäubt werden. Nach erst neun Monaten sind die grünen Schoten reif, die auch wieder von Hand geerntet werden müssen. Doch die Arbeit hört dort noch nicht auf: Die Früchte müssen blanchiert (also kurz aufgebrüht) werden, wochenlang in der Sonne trocknen und anschliessend in Kisten ausreifen, damit sie ihr typisches Aroma entwickeln.
Die Blüten der Vanille-Orchidee blühen nur während 12 Stunden. Binesh A. B., Pixabay
So teuer wie Silber
Angesichts dieser aufwändigen Produktion ist es nicht verwunderlich, dass das beliebte Gewürz so teuer ist. Der Preis für Vanille hat im letzten Jahrzehnt nicht aufgehört zu steigen, und die Schwierigkeiten bei ihrer Herstellung haben dazu geführt, dass er sich fast verachtfacht hat. Ein Kilogramm Vanille hat heute den gleichen Wert wie dieselbe Menge Silber. Nach Safran ist Vanille somit das zweitteuerste Gewürz der Welt. In Madagaskar, einem sehr armen Land, kämpfen Verbrecherbanden um die kostbaren Vanille-Schoten, so dass die Bauern die Nächte auf ihren Feldern verbringen müssen, um Raubüberfälle zu unterbinden.
Neben Madagaskar und den weiteren sogenannten Vanille-Inseln im Indischen Ozean wird die kostbare Zutat auch in Indien, Papua-Neuguinea und Uganda angebaut, immer mittels anderer Orchideenzüchtungen. Indonesien ist der zweitgrösste Produzent der Welt. Vanille ist in Mexiko heimisch, aber die Abholzung der Wälder dort hat ihren natürlichen Lebensraum stark reduziert.
Nach neun Monaten sind die Vanille-Schoten erntereif. Béa Beste, Pixabay
Aufgrund der starken Preisschwankungen setzen immer mehr Nahrungsmittelproduzenten auf künstliche Vanille-Aromastoffe. Doch die steigende Nachfrage nach ‚natürlichen‘ Inhaltsstoffen liess die Popularität der Vanille-Schote in den vergangenen Jahren wieder stark ansteigen. Zusammen mit den Folgen des Klimawandels setzt dieser wachsende Bedarf das ohnehin sensible Angebot unter zunehmenden Druck.
Quellen und weitere Informationen:
WWF: How climate change could impact a beloved spice
Botanik-Bochum: Vanilla planifolia
Kolanowska et al. (2021): Significant habitat loss of the black vanilla orchid (Nigritella nigra s.l., Orchidaceae) and shifts in its pollinators availability as results of global warming
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