Nach uns die Wüste

Nach uns die Wüste

Die wenigsten denken an Europa, wenn sie das Wort «Wüste» hören. Besonders im Süden sind aber extreme Trockengebiete auch in unseren Breitengraden auf dem Vormarsch.

Wüste — darunter stellt man sich sandige Dünen in weit entfernten Kontinenten vor. Doch stetig verwandeln sich auch weite Landstriche Europas in Trockengebiete. Besonders stark betroffen von der Ausbreitung der Wüste — der Desertifikation — sind südlich gelegene Gebiete wie Griechenland, Spanien, Kroatien, Italien, Zypern, Malta und Portugal. Aber auch Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Slowenien und die Slowakei haben zunehmend damit zu kämpfen.

Weltweit verliert die Erde jährlich rund 12 Millionen Hektare an fruchtbaren Böden — eine Fläche dreimal so gross wie die Schweiz. In Folge leiden 2,7 Milliarden Menschen unter den ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen. Auf diese Problematik macht jährlich der Welttag gegen Desertifikation und Dürren aufmerksam, der seit 1994 am 17. Juni begangen wird.


Man Made Deserts

Bei der fortschreitenden Wüstenbildung verschlechtert sich die natürliche Produktivität der Böden. Biologische Vielfalt und Regenerationsfähigkeit nehmen ab. Die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung definiert die Wüstenbildung entsprechend als «Degradierung der Böden». Der fortschreitende Klimawandel sowie die menschlichen Einflussnahmen durch Überweidung, Übernutzung des Bodens, Abholzung und verschwenderische Wassernutzung tragen zur Wüstenbildung bei. Experten sprechen deshalb von „man made deserts“ — den menschengemachten Wüsten. Bereits ein Drittel des landwirtschaftlich genutzten Bodens weltweit ist bereits so stark degradiert, dass er kaum mehr nutzbar ist. Betroffen sind vor allem die Sahelzone, Südafrika, Zentral- und Südasien, Australien, Nord- und Südamerika, aber auch Südeuropa.


Die Wüste Europas

In Yecla, in der Provinz Murcia im Südosten Spaniens, ist die Erde staubtrocken und verschmutzt. Zwar herrschte hier schon immer ein trockenes Klima, doch früher betrieben die Bauern einen bodenschonenden Trockenfeldbau von Wein, Oliven und Mandeln. In den vergangenen Jahren jedoch haben Konzerne zunehmend Ackerflächen aufgekauft, um dort Salat, Paprika, Brokkoli und Zitrusfrüchte in riesigen Monokulturen anzubauen. Alles Kulturpflanzen, die viel Wasser benötigen — zu viel Wasser für das ohnehin trockene Gebiet. Dazu kommen Pestizide, die die Böden vergiften und „unerwünschtes“ Leben zusätzlich ersticken. Die Provinz Murcia ist schon fast komplett in ein Trockengebiet verwandelt: 90 Prozent der Fläche sind von Desertifikation bedroht, die Wasserreservoirs nur noch zu einem Fünftel gefüllt. Der Klimawandel verschärft die Situation: Der Sommer dauert in Spanien inzwischen durchschnittlich fünf Wochen länger als in den 80er-Jahren, Hitzewellen sind intensiver, es fällt weniger Niederschlag. Aber nicht nur der Klimawandel verschärft die Desertifikation, die Verwüstung verschärft umgekehrt den Klimawandel, da sie die Regenerationskreisläufe der Natur stört. Es ist ein verheerender Teufelskreislauf.


Der Kampf gegen die Wüstenbildung

Der diesjährige Aktionstag steht unter dem Motto „Wiederherstellung. Land. Zurückgewinnung“. Doch die Bekämpfung der Desertifikation gestaltet sich schwierig. Übernutzung und Klimawandel verstärken die Ausbreitung der Wüsten und machen es fast unmöglich, sie aufzuhalten. Aktuell versprechen die UN-Mitgliedstaaten, in den nächsten 10 Jahren zusammengerechnet rund 1 Milliarde Hektare an Landflächen wiederherzustellen. Die Hauptstrategie ist es, lokal Wiederaufforstungsprogramme zu starten. Eines der grössten Projekte ist Afrikas Grüne Mauer im Sahel. Damit verfolgt man das ambitiöse Ziel, einen 8’000 Kilometer langen und 15 Kilometer breiten Streifen aus fruchtbarem, grünem Land zu erschaffen, der quer über Nordafrika, die Sahelzone bis zum Horn von Afrika führt. Damit soll die Ausbreitung der Sahara Richtung Süden aufgehalten werden.

Hier in Europa scheint das Problembewusstsein jedoch noch zu fehlen. Gerade in Murcia sind trotz Wasserknappheit 63 Golfplätze geplant, um den Tourismus anzukurbeln. Übernutzen wir weiterhin unsere Böden- und Wasservorräte, wird sich auch Europa dereinst in eine unfruchtbare Trockenzone verwandeln.

Quellen und weitere Informationen: 
UN: World Day to Combat Desertification and Drought
UNEP (03.06.2021): UN calls on countries to meet commitments to restore one billion hectares of land
EDA: Desertifikation

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