Arktis-Eis schmilzt schneller als befürchtet

06 Sep 2011

Der Treibhauseffekt und schwankende Wassertemperaturen lassen die Eisdecke am Pol schrumpfen – schneller, als Modelle des Weltklimarats dies vorhersagen. Das Arktis-Eis wird aller Voraussicht nach bis Ende September so stark zurück gehen wie nie zuvor. Dies ist das Ergebnis einer eben veröffentlichten Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) für Polar und Meeresforschung in Bremerhaven.

Auch in diesem Jahr ist die arktische Eisdecke wieder stark geschmolzen. Sowohl die Nordost- als auch die Nordwestpassage sind gleichzeitig so gut wie eisfrei. Fast um den gesamten Nordpol herum ist Schiffsverkehr möglich. Die Bremerhavener gehen davon aus, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen noch einiges Eis tauen wird. Rüdiger Gerdes, Meereis-Physiker am AWI: "Wenn wir uns die aktuellen Satellitenkarten ansehen, wird deutlich, wie viel Eis noch bis zur Monatsmitte tauen wird. Die Eisdecke ist derzeit an den Rändern so stark aufgebrochen, dass die Sonneneinstrahlung die oberste Wasserschicht erwärmen kann und infolgedessen noch viele Schollen schmelzen werden."

Nirgendwo kann man den Klimawandel mit bloßem Auge so direkt sehen wie auf den Satellitenbildern der polaren Eisdecke - Rüdiger Gerdes, AWI

Gegenüber dem bislang stärksten Rückgang auf 4,2 Millionen Quadratkilometer im Jahr 2007 hatte sich die Eisdecke in den vergangenen beiden Jahren zwar wieder vergrößert. Doch erreicht sie in diesem Jahr mit 4,9 Millionen Quadratkilometern nur noch den drittkleinsten jemals gemessenen Wert. Im Durchschnitt der letzten 40 Jahre lag die Ausdehnung des Eises im Monat September mit 6,7 Millionen Quadratkilometern fast 40 Prozent höher.

Zwei Faktoren würden nach Aussagen der Wissenschaftler für die zunehmende Schmelzgeschwindigkeit eine Rolle spielen: Zum einen sei die durchschnittliche Dicke des Meereises von zwei Metern im Jahr 2001 auf nun 90 Zentimeter gesunken. Zum anderen würde immer mehr Eis in die eisfreien Regionen des Nordpolarmeeres getrieben und dort schneller schmelzen, weil dort mehr Sonnenlicht absorbiert wird.

An einem Zusammenhang mit dem wachsenden Ausstoß von Treibhausgasen bestehe kein Zweifel. "Nirgendwo kann man den Klimawandel mit bloßem Auge so direkt sehen wie auf den Satellitenbildern der polaren Eisdecke", sagt Rüdiger Gerdes. Noch vor dem Jahr 2100 sei damit zu rechnen, dass das arktische Eis im Sommer bis auf kleine Reste nördlich von Grönland zusammenschmilzt, falls die CO2-Emissionen nicht deutlich reduziert werden. Genaue Prognosen dazu sind bisher jedoch nicht möglich.

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail [email protected]

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.