Der diesjährige Angstbarometer hat in den Medien für Schlagzeilen gesorgt. Die Angst vor der Atomkatastrophe hat im Vergleich zum letzten Jahr deutlich abgenommen, und offenbar fürchten sich mehr Sympathisanten der politischen Mitte und der Linken vor einer Überfremdung der Bevölkerung als zuvor. In den Medien wurde vor allem von diesen beiden Entwicklungen berichtet und viel spekuliert: so wurde von einigen Zeitungen aufgrund der geringeren Angst vor der Atomkatastrophe bereits der Atomausstieg in Frage gestellt.
Was in den Medien hingegen überhaupt nicht oder nur am Rande erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass die ökologische Bedrohung klar den ersten Platz unter den Ängsten einnimmt. Die Befürchtungen um den Klimawandel sind seit dem Jahr 2008 permanent an der Spitze des Barometers und liegen damit vor der physischen Unversehrtheit, die zuvor die meisten Ängste ausgelöst hatte.
Dieses Jahr wurden die Teilnehmer zum ersten Mal auch über ihre Zufriedenheit befragt. Dabei wurde festgestellt, dass diese mit bestimmten Besorgnissen korreliert. Unzufriedenere Leute ängstigen sich in der Regel stärker vor sozio-ökonomischen Problemen, vor Entfremdung, Isolation und physischen Gebrechen. Interessanterweise sind allein die Ängste vor der ökologischen und kulturellen Bedrohung unabhängig vom Zufriedenheitsgrad. Zufriedene und unzufriedene Personen sind also offenbar gleichermassen um den Klimawandel besorgt.
Während im Jahr 2010 noch fast die Hälfte der befragten Personen davon ausging, dass die Technik die Mehrheit der Umweltprobleme lösen kann, ist die grosse Mehrheit heute davon überzeugt, dass nur Verhaltensänderungen zum Ziel führen.
Neben dem Angstbarometer führt die gfs auch regelmässig die „Univox Umwelt“, eine Befragung zu Umweltproblemen durch. Die letzte repräsentative Umfrage stammt aus dem Jahr 2011 und zeigt, dass sich die Bevölkerung immer mehr um die Umwelt sorgt. Die Meinung, dass die moderne Gesellschaft die Natur missbraucht, wird 2011 bereits von drei Vierteln der Schweizer vertreten. Nur noch zwölf Prozent verstehen die Umweltbelastungen als vertretbaren Preis der Industriegesellschaft. Stark verändert hat sich hierbei der Technikglaube: Während im Jahr 2010 noch fast die Hälfte der befragten Personen davon ausging, dass die Technik die Mehrheit der Umweltprobleme lösen kann, ist die Mehrheit heute davon überzeugt, dass nur Verhaltensänderungen zum Ziel führen. Dabei sind fast alle Befragten der Meinung, dass die Behörden mehr für den Umweltschutz tun sollten. Die eigene Handlungsbereitschaft ist jedoch leider nicht höher als in den letzten Jahren. Dies könnte mit der eher schwierigen ökonomischen Situation zusammenhängen, vor der sich die Leute dieses Jahr aber weniger fürchten als in den Vorjahren (Angstbarometer)
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Schweizer Bevölkerung im internationalen Vergleich wenig ängstlich ist, uns aber anstehende Umweltprobleme seit vier Jahren deutlich stärker als andere beunruhigen -höchste Zeit also, um vermehrt wirksame politische und wirtschaftliche Massnahmen gegen die zunehmenden Umweltprobleme zu unternehmen!
Weitere Informationen:
Angstbarometer 2012: Studie des Marktforschungsinstituts gfs Zürich
Offizielle Website des gfs „Univox Umwelt 2011“ www.gfs-zh.ch (Rubrik „Publikationen“)
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