Klimawandel am Weltwirtschaftsforum

28 Jan 2013

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) 2013 in Davos ist bereits wieder zu Ende gegangen. Wie jedes Jahr standen ökonomische Themen im Vordergrund; aber erfreulicherweise wurden auch Umweltaspekte in und rund um die globale Grossveranstaltung diskutiert.

 Vom 23. bis zum 27. Januar trafen sich anlässlich des World Economic Forum (WEF) Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Davos und tauschten sich über die ökonomischen, sozialen und politischen Herausforderungen unserer Zeit aus. Im Rahmen des WEF sind jeweils kaum konkrete Ergebnisse zu erwarten; vielmehr dient das Forum einem Interessenaustausch und bietet Raum für eine Sensibilisierung in Bezug auf aktuelle Probleme. Höchstens freiwillige Massnahmen bzw. Absichtserklärungen werden in Davos geäussert.
Es erstaunt kaum, dass an den zahlreichen Panels, Workshops und Diskussionsrunden auch der Klimawandel auf der Tagesordnung stand. Die Schweizer Umweltministerin Doris Leuthard nahm an einer Veranstaltung über Energieeffizienz teil (Vgl. Pressemitteilung UVEK). „Der Umweltschutz ist ein sehr grosses Thema am WEF - von morgens halb acht bis abends um Acht,“ so Moritz Lehmkuhl. Dieser ist Geschäftsführer und Gründer der Münchner Klimaschutzberatung ClimatePartner und hat sich im Rahmen eines Radiointerviews mit dem SWR zum Thema geäussert. Seiner Meinung nach hängen sich die Unternehmen in jüngster Zeit nicht mehr nur aus PR-Zwecken ein grünes Mäntelchen um oder betreiben „green washing“, sondern der Klimaschutz sei vielen tatsächlich ein wichtiges Anliegen.

Der Umweltschutz ist ein sehr grosses Thema am WEF - von morgens halb acht bis abends um Acht. 

Moritz Lehmkuhl, Geschäftsführer ClimatePartner

Renat Heuberger von South Pole Carbon meint, dass man mit ökonomischen Argumenten bei den Wirtschaftskapitänen Gehör findet (Interview 20 Minuten). Laut Moritz Lehmkuhl nimmt das gegeneinander Ausspielen von Umwelt und Wachstum ab, so sind Unternehmen, die sich dem Klimaschutz und der Nachhaltigkeit widmen, wesentlich erfolgreicher als ihre Konkurrenten: Dabei stehen Reduktionen von Emissionen, wie etwa von CO2, aufgrund der damit einhergehenden Kostenersparnissen sowie die gesteigerte Werthaltigkeit (Qualität) der Produkte und Dienstleistungen im Vordergrund. Nicht zu vergessen ist aber, dass nach der globalen Finanz- und Schuldenkrise bei vielen Unternehmen die Probleme der Umwelt erst recht nicht mehr zuoberst auf der Agenda stehen; viele Firmen, wie etwa der im Umfeld des WEF mit dem Public Eye Award ausgezeichnete Öl-Konzern Shell, verdienen gar noch Geld durch den Raubbau an der Natur (Vgl. unseren Artikel vom 25.01.2013).

Auch die Organisatoren des WEF versuchen schon seit drei Jahren mittels dem „Towards a Greener Davos“-Konzept, die Veranstaltung klimaneutraler, wenn auch nur mit angezogener Handbremse, zu gestalten. Ziel dieser Initiative ist es, den CO2-Ausstoss der Gäste und Mitarbeitenden, die nach Davos und Klosters fahren, zu reduzieren. Dazu besteht ab Zürich Flughafen sowie in Davos ein kostenloser Busbetrieb. Ausserdem ist der Autoverkehr im Dorf eingeschränkt. Das heisst, nur „umweltfreundlicheren“ Limousinen ist der Zugang in gewisse Zonen gestattet. Dies sind etwa Fahrzeuge mit 6 bis 9 Sitzplätzen, welche maximal 195g/km C02 ausstossen und nicht mehr als 9 Liter auf 100 Kilometer brauchen. Dies ist zwar gut gemeint, aber leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein; da der grösste Teil der Teilnehmenden sowieso mit ihrem Privatjet bis Dübendorf und von dort mittels Helikopter nach Davos geflogen werden und vor Ort nicht einmal die kürzesten Strecken zu Fuss zurückzulegen (Vgl. SWR Umweltblog).

Es ist zwar so, dass am Weltwirtschaftsforum auch über den Klimawandel gesprochen wurde. Das Problem wird global wahrgenommen. Doch leider kann man sich fragen, ob es bloss wieder beim Diskutieren bleibt und ein Anstoss zu einem aktiven und gemeinsamen Handeln von Wirtschaft, Politik und Konsumentinnen und Konsumenten erneut ausbleibt? Oder wie es Renat Heuberger formuliert: „Am WEF kann man sehr gute Gespräche führen. Doch es bleibt die Frage: Was passiert nach diesen visionären Momenten, wenn alle wieder Zuhause sind?“

Es wäre der Umwelt schon viel geholfen, wenn der oft beschworene „Spirit of Davos“ viele Unternehmen dazu verleiten würde, freiwillige Massnahmen für den Klimaschutz einzuleiten und mit einem guten Beispiel voranzugehen und auf die Regierungen dieser Welt Druck auszuüben.

Weitere Informationen: 
20 Minuten Online: "BP sucht man an Klima-Meetings vergeblich", 26.01.2013.
SWR.de: U wie Umwelt. Umweltblog. "Greener Davos – mehr Klimaschutz im Verkehr: ein dickes Brett", 25.01.2013.
SWRinfo Global vom 26.01.2013.
World Economic Forum: Greener Davos Initative.

 

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