Auf das eigene Auto, auf Wind- und Wassersport, Süssigkeiten, Kaffee, Fleisch und Flugreisen verzichtet Otto Normalverbraucher nur ungern. Nichts erscheint ihm jedoch unentbehrlicher als die elektronischen Haushaltsgeräte. Entsprechend nimmt der Konsum dieser Geräte laufend zu – auch in der Schweiz. Immer schneller sind die Gebrauchsgegenstände technisch überholt, geraten aus der Mode oder gehen kaputt. Weil sich eine Reparatur finanziell nur noch selten lohnt, werden viele Geräte frühzeitig entsorgt und gegen Neue eingetauscht. So produziert jeder Schweizer rund 15 Kilogramm Elektroschrott im Jahr (vgl. BAFU).
Ein grosser Teil des Elektromülls wird hierzulande rezikliert: Gemäss Swico Recycling wurden im 2011 erstmals über 60‘000 Tonnen Elektroschrott gesammelt. Mit einer entsprechenden Recyclingquote von fast 90 Prozent ist die Schweiz im europaweiten Vergleich führend. In anderen europäischen Ländern wird der Elektro-Schrott grösstenteils im Restmüll entsorgt oder in Entwicklungsländer exportiert. Dort wird er – oftmals unter erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Menschen – auf offenen Müllhalden sortiert (vgl. Agbogbloshie – Entsorgung von Elektroschrott in Westafrika, Nov 2012). Mit dem Schweizer Schrott soll dies, zumindest nach offiziellen Angaben, nur selten geschehen.
Jeder Schweizer produziert rund 15 Kilogramm Elektroschrott im Jahr. BAFU
Auch ein vorbildliches Recyclingsystem rechtfertigt die grossen Mengen an Elektroschrott, die wir produzieren, nicht. Durch das energieaufwändige Recycling kann nur ein Teil der Rohstoffe wiedergewonnen werden. In erster Linie müsste deshalb der weiterhin stark steigende Verbrauch an Elektro-Geräten reduziert werden. Doch dies ist leider auch für sensibilisierte Konsumenten keine leichte Aufgabe: Die Kurzlebigkeit vieler Geräte zwingt die Konsumenten heute oft bereits nach kurzer Zeit zu einem Neukauf. Dies, obwohl vieles eigentlich noch repariert werden könnte. Doch die Ersatzteile für Geräte eines bestimmten Alters – von teilweise weniger als 5 Jahren – werden oft nicht mehr hergestellt. Druckerhersteller z.B. lehnen eine Reparatur nach einer gewissen Dauer kategorisch ab. Stattdessen wird empfohlen, das alte Gerät zu entsorgen und ein „günstiges“ neues Modell angeboten (entsprechend teuer wird dann die Druckerpatrone!). In anderen Fällen sind die Ersatzteile zwar noch vorhanden, jedoch nur zu überrissenen Preisen erhältlich. Auch die Kurzlebigkeit der Geräte kommt nicht von ungefähr: Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise für Drucker eine bestimmte Lebensdauer vorgesehen ist (vgl. Die fiesen Tricks der Drucker-Hersteller). Diese „geplante Obsoleszenz“ ermöglicht den Herstellern, ihre Verkaufszahlen zu steigern (vgl. Kaufen für die Müllhalde).
Gemäss Berichten von Schweizer Radio und Fernsehen SRF sind jedoch immer mehr Konsumenten in der Schweiz verärgert über die Kurzlebigkeit der Geräte. Zunehmend schliessen sich Elektro-Fachleute zusammen und bieten in kleinen Geschäften die Reparatur von Monitoren, Waschmaschinen, Druckern usw. an. Die Bevölkerung hat offenbar langsam genug vom Motto „schmeiss weg, kauf neu“ – höchste Zeit, dass sich die Hersteller darauf einstellen.
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