Die Europäer sind Weltmeister im Blumen kaufen: Gemäss einer Studie von my climate entspricht der europäische Schnittblumenkonsum rund der Hälfte der weltweiten Blumen-Nachfrage. Weitere wichtige Absatzmärkte sind die USA und Japan. Mehr als die Hälfte der in der Schweiz verkauften Schnittblumen wird importiert; die Hauptlieferanten sind neben den Niederlanden vor allem südamerikanische und afrikanische Länder wie Kenia, Kolumbien oder Ecuador.
Die Umstände, unter denen diese importierten Rosen und anderen Schnittblumen hergestellt werden, sind in vielerlei Hinsicht bedenklich. Augenfällig ist z.B. der grosse Energieaufwand, der aus Produktion und Transport der Blumen resultiert. Mehrere Studien (z.B von der Universität Cranfield (UK) oder my climate) haben die Blumen verschiedener Herkunftsländer auf ihre Ökobilanz getestet. Dabei stellte sich heraus, dass die Blumenproduktion oft mit einem sehr hohen Energie- und Wassereinsatz verbunden ist. Offenbar fällt die Klimabilanz für Produkte aus Holland aber erstaunlicherweise bis zu fünfmal schlechter aus als diejenige von Blumen aus Flugimporten – dies, obwohl die Lufttransporte rund hundertmal mehr Emissionen verursachen als die Strassentransporte. Der Grund für die schlechte Ökobilanz der holländischen Blumen liegt in der äusserst energieaufwändigen Beheizung und Beleuchtung der Gewächshäuser. In Afrika oder Südamerika ist der Energieaufwand aufgrund der idealen klimatischen Konditionen deutlich geringer.
Dennoch sind auch diese Blumen mit Vorsicht zu geniessen, denn auf vielen Blumenplantagen herrschen haarsträubende Bedingungen. Die Arbeiter werden sehr oft unterbezahlt und sind hochgiftigen Pestiziden ausgesetzt, vor denen sie nur unzureichend geschützt sind. Die Pestizide werden im grossen Stil angewendet, sodass sich der europäische Kunde an möglichst „frischen“ und rundum makellosen Blumen erfreuen kann. In der Produktionsstätte hingegen verursachen die Pestizide hohe gesundheitlichen Risiken für die Arbeiter und verschmutzen die lokale Umwelt. In der „Rosenhochburg“ am Naivasha-See in Kenia sind die Umweltfolgen der 60 ansässigen Rosenplantagen nach wenigen Jahren bereits dramatisch. Der Spiegel des Naivasha-Sees sinkt konstant, das einst sehr saubere Wasser ist zum Trinken nicht mehr geeignet.
Angesichts dieser Tatsachen sind immer mehr Blumenhändler um bessere Bedingungen in den Plantagen bemüht. Sogenannte Fairtrade-Blumen sind bei den Schweizer Konsumenten mittlerweile sehr beliebt. Die neuesten Verkaufsstatistiken der Stiftung Max Havelaar zeigen, dass hierzulande jährlich rund 80 Millionen fair gehandelte Schnittblumen über die Ladentische gehen. Damit sind die Blumen nach den Bananen das zweitbeliebteste Fairtrade-Produkt im Land. Verschiedene Studien belegen die positiven Auswirkungen des fairen Blumenhandels. So werden in zertifizierten Plantagen existenzsichernde Löhne bezahlt und die giftigsten Pestizide weggelassen. Dennoch sind auch diese Blumen nicht unbedenklich, denn auch hier wird in Monokulturen produziert und mit Pestiziden gearbeitet. Biologisch angebaute Schnittblumen sucht man vergebens.
Wirklich ökologisch sind deshalb nur saisongerechte Blumen aus der nächsten Umgebung, am besten aus dem eigenen Garten. Wenn man dennoch nicht gänzlich auf importierte Schnittblumen verzichten will, ist Fairtrade ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Weiterführende Infos
Studie Umweltaspekte im Blumenhandel, my climate
Medienmitteilung Max Havelaar, 12. 04.2013
Greenpeace: Welche Blumen kann ich kaufen?
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