Die Produktion von Palmöl, diese betrug im Jahr 2010 weltweit 53 Millionen Tonnen, ist mit sehr hohem Ressourcenverbrauch, Pestizideinsatz und sozialen Problemen verbunden (vgl. umweltnetz-schweiz.ch Artikel vom 16. Aug. 2011).
Dieser Situation versuchen Unternehmen vermeintlich entgegen zu wirken, in dem sie behaupten ökologisches und nachhaltiges Palmöl in Kolumbien, in Zusammenarbeit mit Kleinbauern herzustellen. Hauptlieferant, mit Bio-Zertifizierung, ist das Unternehmen Daabon Organics. Im Jahr 2009 hat eben dieser Konzern in Kolumbien 500 Menschen aus der Siedlung Las Pavas, im Nordosten Kolumbiens – angeblich „legal“ – vertreiben lassen. Mitte November vergangenen Jahres gewannen die Bewohner der Siedlung den Landrechtsstreit gegen das Palmölunternehmen.
Das Unternehmen, welches nach eigener Aussage ökologisch, fair, sozial und nachhaltig produziert ist der Hauptlieferant von Palmöl in der Biobranche. Namhafte Marken wie Rapunzel, Allos, Alnatura, Biosuisse u.v.m. beziehen das begehrte und günstige Öl von Daabon, obwohl der Konzern bereits 2008 negativ in die Schlagzeilen geriet; zweimal sind Tankerschiffe mit Hunderten Tonnen Palmöl im Hafen Santa Maria ausgelaufen und haben zu einer Umweltkatastrophe geführt. Im Jahr 2009 liess der Konzern illegal Regenwald für eine Bananenplantage brandroden und zudem die Siedlung Las Pavas mit Polizeieinsatz räumen, obwohl die Kleinbauern bereits im Jahr 2006 einen Antrag auf Landanerkennung bei den zuständigen staatlichen Behörden gestellt hatten. Zwar hat sich Daabon aufgrund des öffentlichen Drucks von der Siedlung zurückgezogen, diese allerdings einem anderen Palmölproduzenten überlassen. Im November 2012 wurde den Bauern von Las Pavas Recht zugesprochen, dass die Vertreibungen und Rodungen illegal waren. Allerdings können die Betroffenen bis heute noch nicht zurück auf ihr Land, da der aktuelle Produzent Aportes San Isidro sich weigert, das Urteil anzunehmen.
Auch wenn sich der „nachhaltige“ Konzern Daabon von dieser Siedlung zurückgezogen hat, werden von ihm immer noch, unter dem Deckmantel der Ökologie, Palmölplantagen in Kolumbien in grossen Monokulturen angebaut.
Im Jahr 2004 wurde durch den WWF der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) mit einem entsprechenden Zertifikat und Label ins Leben gerufen. An diesem Runden Tisch sind verschiedene Akteure der Palmölproduktion beteiligt. Die Mitglieder haben sich an die Richtlinien dieser Non-Profitorganisation zu halten, allerdings ist fraglich, in wieweit diese im ökologischen und sozialen Sinne zufriedenstellend sind. So sind beispielsweise Regenwaldrodungen weiterhin erlaubt. Es dürfen lediglich sogenannte Primärwälder und „ökologisch wertvolle Waldflächen“ nicht für Plantagen gerodet werden. Ebenso sollen Wasser, Boden und Luft geschützt werden, wobei die Palmölpflanzen extrem viel Wasser benötigen, was nicht selten dazu führt, dass Dämme gebaut werden, eine Übernutzung des Grundwassers zu dessen Absenken führt und verschmutztes Wasser wieder in Flüsse geleitet wird. Auch der Einsatz von Pestiziden ist daher nicht verboten. Es kommen sogar hochgiftige Spritzmittel zum Einsatz, beispielsweise das Paraquat, welches in der Schweiz und der EU verboten ist.
Auf der Seite des RSPO besteht die Möglichkeit, an einem Quiz teilzunehmen, bei welchem man Produkte aus dem täglichen Leben auswählt, um am Ende eine Übersicht zu erhalten, wie viel Prozentanteil Palmöl in den Produkten enthalten sind. Anschliessend erfolgt die Aufforderung, „Ja“ zu sagen zu nachhaltigem Palmöl, anstatt „Nein“. Wenn man aber ehrlich ist, und man auf einige Produkte nicht verzichten kann oder möchte und diese grundsätzlich dieses Öl als Bestandteil enthalten, ist man gezwungen, dieses zu konsumieren. Auf Duschgels beispielsweise möchten vermutlich die wenigsten verzichten, aber es würde mit Sicherheit auch den wenigsten etwas ausmachen, würde dieses, anstatt Palmöl, ein regionales, anderes Öl enthalten.
Nachhaltige, ökologische Palmölproduktion ist nicht möglich, da sie nur in Monokulturen stattfindet, sehr ressourcenverbrauchend ist und aus sozialen Aspekten schlichtweg nicht umsetzbar ist. Leider ist auf den ersten Blick selten erkennbar, welche Produkte dieses Öl beinhalten, aber man sollte den Aufwand nicht scheuen, nach Alternativen zu suchen.
Quellen und weiterführende Links:
Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask! – Las Pavas
ask! – Factsheed zu Las Pavas
Umweltblick – Produkte ohne Palmöl
Regenwald.org – Fragen und Antworten zu Palmöl
Regenwald.org – Stellungnahme
Portal amerika21.de – aktueller Stand Las Pavas
Öko…? – Logisch! – Vertreibung für deutsche Bioprodukte
Erklärung von Bern – Pestizideinsatz
Fernsehbeitrag „Report Mainz“ vom 22. März 2010
Bildquelle: regenwald.org
Kommentare (0) anzeigenausblenden