Exotische Früchte – ein ökologisch vertretbarer Genuss?

12 Aug 2013
Die Exoten stammen meist aus Übersee und müssen eingeschifft oder eingeflogen werden. Die Exoten stammen meist aus Übersee und müssen eingeschifft oder eingeflogen werden.

Während dem ganzen Jahr erhalten wir im Supermarkt exotische Früchte aus aller Welt. Das süsse Obst schmeckt gut, sorgt für Ferienfeeling und liefert wertvolle Vitamine. Doch die köstliche Ware legt meist einen sehr weiten Weg zurück, bevor sie in unserer Küche landet.

Mango, Banane, Papaya, Ananas, Feige, Wassermelone, Orange, Limette, Grapefruit, Passionsfrucht, Litchi, Avocado und Granatapfel – diese und viele weitere südliche Früchte gehören heute zum gängigen Obstsortiment der Grosshändler. Die Exoten stammen meist aus Übersee und müssen eingeschifft oder eingeflogen werden.

Schmeckt Flugobst besser?
Der Vorteil der Variante Lufttransport ist, dass die Früchte bereits im frühreifen Stadium geerntet werden können. Aufgrund der hohen CO2-Emissionen durch den Flugtransport, fällt die Ökobilanz der (halbwegs) frischen Früchte jedoch sehr schlecht aus. Die Umweltschädlichkeit und insbesondere die hohen Kosten des Flugtransports, haben dazu geführt, dass heute der grösste Teil der Exoten per Schiff importiert wird. Einige Obstsorten, die schnell verderben und/oder besonders empfindlich sind, werden aber immer noch hauptsächlich eingeflogen. Dazu zählen unter anderem Baby-Bananen, Baby-Ananas, Guaven, Sternfrüchte, Physalis, Kumquats, Litchis, Pitahayas, Tamarillos, Mangostane und Passionsfrüchte. Zudem geniesst die deutlich teurere, sonnengereifte Flugware hierzulande – unter anderem auch in einigen Feinkost- und Bioläden – teilweise immer noch einen besseren Ruf als die eingeschifften Früchte.

Der Wasserweg dauert zwar bis zu drei Wochen, verursacht aber deutlich weniger Schadstoffemissionen. Die Früchte werden im unreifen Zustand geerntet und in künstlich temperierten Containern transportiert. Anschliessend wird das eingeschiffte Obst mithilfe einer speziellen Gas-Atmosphäre zum Nachreifen gebracht; wie übrigens auch zahlreiche heimische, lange lagernde Früchte. Dadurch verzeichnen sie einen hohen Energiebedarf. Da das Obst nicht an der Sonne reifen konnte, wird es oft als geschmackslos und vitaminarm empfunden.
Analysen des Instituts für Lebensmittelchemie der Technischen Universität Berlin ergaben jedoch, dass die Transportart entgegen der allgemeinen Vorstellung keinerlei Einfluss auf den Geschmack und den Vitamingehalt der Früchte hat! Bei den untersuchten eingeschifften bzw. eingeflogenen Mangos, Papayas und Physalis konnten keine Qualitätsunterschiede festgestellt werden. „Der Hinweis "Flugobst" ist also keine Auszeichnung für Qualität, sondern ein Hinweis für ökologischen Unsinn“, lautet die Schlussfolgerung aus der Untersuchung. Dieser Ansicht sind auch viele Konsumenten. So deklariert der Grosshändler Coop Flugobst und -gemüse mit dem Logo „by air“. Bio-Suisse verzichtet bei allen zertifizierten Produkten komplett auf Flugtransporte. Das Feinkost-Unternehmen Tropenkost hat eine Zwischenlösung gefunden, indem sie ihre Früchte nur mittels freien Zuladungskapazitäten auf Passagier-Linienflügen transportiert.

Ananas oder Apfel zum zMorge?
Generell ist zu hinterfragen, ob wir hierzulande überhaupt tropische Früchte benötigen. Egal, ob per Schiff oder Flugzeug eingeführt, schmecken sie fast immer fader als in den Tropen. Die wertvollen Vitamine und Mineralstoffe, die sie enthalten, können auch aus heimischen Früchten wie z.B. Erdbeeren, Äpfeln sowie vielen Gemüsesorten bezogen werden.
Sofern die Exoten nicht zum täglichen Genuss werden, können sie dennoch eine sinnvolle Ausnahme/Ergänzung in unserem Speiseplan sein. Obwohl regionale Produkte grundsätzlich vorzuziehen sind, fällt die Ökobilanz von Obst und Gemüse im Allgemeinen besser aus als diejenigen vieler anderer Lebensmittel. Insbesondere Fleisch und Milchprodukte verursachen generell deutlich mehr Treibhausgasemissionen und Umweltprobleme als Obst und Gemüse (vgl. Umweltnetz-Beitrag Negative Auswirkungen des weltweit erhöhten Fleischkonsums, 23. April 2012). Gleichzeitig haben europäische Äpfel, die einige Monate gelagert und gekühlt werden, teilweise eine ebenso negative Ökobilanz wie zum Beispiel aus Neuseeland importierte Früchte. Deshalb ist beim Obsteinkauf neben der Regionalität besonders auch die Saisonalität von grosser Bedeutung.

Während alle Obstsorten in unseren Breiten nur zu einer bestimmten Jahreszeit wachsen, haben viele exotische Früchte, wie Mangos, Bananen, Ananas, Sternfrüchte und Papayas ganzjährig Saison. Andere „Exoten“ sind zwar im Handel ganzjährig erhältlich, werden aber während einigen Monaten auch in Europa oder anderen näheren Regionen angebaut. Im Umweltnetz-Ratgeber findet sich eine Saison- bzw. Importtabelle für Früchte wie Wassermelonen, Kiwis oder Orangen. Durch saisongerechtes Einkaufen können lange Transportwege und/oder Lagerzeiten vermieden werden.

Weitere Infos:
Umfangreicher Saison & Importkalender für heimische und exotische Früchte

 

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